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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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sollten systematisch vorgehen«, sagte Stephen.»Einfach am Anfang anfangen und dann immer weitermachen. Sonst rätseln wir die ganze Zeit nur herum, und irgendwann platzt uns der Kopf.«
    Yehoshuah betrachtete das ohere Ende des Blattes, das in bedenklichem Maße ausgefranst und durchlöchert war. Die spinnwebzarte Struktur des feuchten Japanpapiers hielt teilweise winzigste Papierfetzen fest, von denen man natürlich auch nicht mit Sicherheit sagen konnte, ob sie an der richtigen Stelle lagen.»Das wird nicht besonders ergiebig werden, fürchte ich.«
    »Aber bestimmt stehen die wichtigsten Dinge am Anfang des Briefes.«
    »Um so schlimmer.«
    Er goß wieder seine beiden Lösungen in flache Schalen und zupfte neue Wattebäusche zurecht. Stephen holte die Laborkamera, vergewisserte sich, daß ein Film eingelegt war, und schraubte sie auf das Fotostativ. Diesmal würde er alle Fortschritte sorgfältig dokumentieren.
    An den Bruchstellen dauerte es besonders lange, bis die uralte Kugelschreiberspur Farbe annahm. Judith und Stephen saßen da und sahen Yehoshuah bei der Arbeit zu. Im Handumdrehen war die erste Stunde vergangen, und im Laufe der Zeit breitete sich ein ekelhaft süßlicher Duft im Labor aus, der wieder anfing, Kopfschmerzen zu verursachen.
    Es war wie ein Puzzlespiel. Ein paar Fragmente schoben sie, nachdem der Text darauf lesbar geworden war, an andere Stellen, wo sie mehr Sinn ergaben. Schließlich lehnte sich Yehoshuah schwer atmend zurück und meinte:»Das sollten wir jetzt mal festhalten. Wenn wir nur mal lüften könnten!«
    Judith stand auf und öffnete die Tür zum Gang. Das brachte bloß nicht viel. Stephen brachte derweil das Stativ in Position und fotografierte den entzifferten Brieftext.
    … den Finder dies-…
    — ein Name ist Joh-……… -ch bin gebor-am l…
    … - rikanischen Bundesstaat Arizona. Eine eigenartige Laune des Schick-… -llte es, daß ich im Paläs-… des ersten Jahrhu-sterben werde, und ich… mich gesegnet dafür.
    Judith sah ihm über die Schulter, während er mehrere Auf-1 nahmen mit verschiedenen Belichtungszeiten und Brennweiten machte.»Ich weiß nicht«, murmelte sie.»Für mich liest sich das nicht wie ein Brief, den ein Zeitreisender seinem Komplizen schreibt.«
    »Ja. Eindeutig nicht.«
    »Und die wichtigsten Worte fehlen natürlich. Sein Name. Sein Geburtsdatum. Nichts, über das man ihn identifizieren könnte.«
    »Wenn er sich was gedacht hat, wiederholt er die wichtigen Angaben später nochmal.«
    »Ach, das ist das Leben«, meinte Judith skeptisch.»Ein Butterbrot, das vom Tisch fällt, landet auf der Butterseite. Ein Schlüsselbund, den man sucht, ist in der letzten Schublade, die man aufzieht. Und die wichtigsten Worte in einem uralten Brief sind unleserlich. Ein kosmisches Gesetz.«
    Ryan sah hoch, als ein Auto hinter ihm anhielt. Ein Polizeifahrzeug. Mist! Er ließ mit einer hastigen, hoffentlich unauffälligen Bewegung den Peilempfänger unter den Sitz gleiten und zog sein Hemd aus dem Hosenbund, so daß es das Kampfmesser an seinem Gürtel verdeckte.
    Im Rückspiegel beobachtete er, was geschah. Es waren zwei Männer, und sie gingen absolut professionell vor. Er sah den einen telefonieren, und zweifellos war das Thema dieses Gesprächs das Kennzeichen seines Wagens. Was das betraf, hatte er nichts zu befürchten; der Wagen war im Namen und auf Rechnung der N.E.W, gemietet. Aber es zeigte, daß die beiden ihr Handwerk verstanden.
    Dann, als das geklärt schien, stieg der eine aus, blieb in der Deckung des Fahrzeugs stehen und entsicherte die MP, die er umhängen hatte. Dann stieg der andere aus und kam langsam zu ihm nach vorn. Ryan kurbelte ebenso langsam die Fensterscheibe herunter.
    Der Polizist, ein stämmiger Mann Mitte Vierzig, dessen Haar im Dienst ergraut und schütter geworden war, beugte sich zu ihm herab und sagte etwas auf Hebräisch.
    »Entschuldigung, ich verstehe nur Englisch«, erwiderte Ryan und reichte ihm seinen Paß.»Ich nehme an, Sie wollen, daß ich mich ausweise.«
    Der Mann studierte den Paß.»Sie sind Amerikaner?«fragte er dann. Er sprach ziemlich gut Englisch.»Ja.«
    »Bitte den Führerschein. Und die Fahrzeugpapiere.«
    Ryan reichte ihm das Gewünschte, und er verschwand damit nach hinten. Er sah ihn telefonieren, während sein Kollege in der Sicherungsposition blieb. Dann kam er wieder an Ryans Fenster, gab ihm die Unterlagen zurück und fragte:»Was tun Sie hier?«»Ich warte.«
    »Worauf?«
    »Muß ich Ihnen das

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