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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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jemals zuvor. Er wies auf das Tablett mit dem zweiten Brief.»Warum hast du uns das hier verheimlicht?«
    Yehoshuah kam langsam näher. Er sah ihn an, dann das uralte Papier und die unwirklich glimmenden Schriftfragmente darauf, dann wieder Stephen.»Verstehst du das nicht?«fragte er leise.
    »Nein.«
    »Ich konnte es nicht. Als ich das gestern nachmittag las, ging es mir durch und durch. Ich sah schon Preßlufthämmer vor mir, die die Wand aufmeißeln… die Steine, vor denen ich als Kind zu Gott gesprochen habe!«Die Tür zum Labor fiel scheppernd zurück ins Schloß. Yehoshuah hielt inne, schüttelte langsam den Kopf. Er sah wirklich beunruhigend aus, wie jemand, der mindestens zwei Wochen ins Bett gehörte.»Aber… heute verstehe ich es auch nicht mehr. Ich fühle nicht mehr, was ich gestern gefühlt habe. Ich weiß nur noch, daß ich nicht dazu imstande war — nicht einfach so. Ich brauchte Zeit, um nachzudenken. Ich habe sogar überlegt, den Brief zu vernichten, kannst du dir das vorstellen?«
    Stephen zog einen schiefen Mund.»Oh, Mann. Ich habe ja schon immer geahnt, daß in dir ein religiöser Fanatiker steckt.«
    »Ja, ich schätze, das ist gar nicht so falsch«, erwiderte Yehoshuah, ohne auf den lockeren Ton einzusteigen.
    Stephen betrachtete ihn beunruhigt, sagte dann aber nichts, sondern knipste die uvLampe über den beiden Brieffragmenten aus. So, als könne er dadurch weitere Gefahr für die Dokumente abwenden.
    Drei schwere Wagen rollten mit ausgeschalteten Scheinwerfern auf den Parkplatz vor dem Rockefeller Museum. Das zähe Knistern ihrer langsam ausrollenden Reifen war lauter als das Geräusch ihrer Motoren. Zwei der Wagen kamen rechts und links des kleinen Autos zum Stehen, das bis dahin allein auf weiter Flur gestanden hatte, der dritte hielt in einigem Abstand.
    Ryan gestattete sich ein dünnes, triumphierendes Lächeln, als er auf den Peilempfänger auf seinem Schoß hinabsah. Der helle Lichtzeiger zeigte unverwandt und unzweideutig auf das Auto neben ihnen.
    »Es war richtig, bis jetzt zu warten«, sagte er halblaut zu seinem Fahrer.»Wenn wir sie früher geschnappt hätten, hätten wir nur erfahren, in welchem Restaurant sie gegessen haben oder durch welche Palästinenserdörfer sie gefahren sind. Aber daß sie hierher gekommen sind, ist wirklich interessant. Ich bin gespannt, was sie hier wollten.«
    Das war es, was er seinen Männern im Lager gestern nachmittag befohlen hatte: zuerst nachzusehen, ob der Peilsender noch zu empfangen war. Erst als das feststand, wies er sie an, Stephen Foxx festzunehmen.
    Er schaltete den Peilempfänger ab und gab das Zeichen auszusteigen.
    »Zwei Leute bleiben am Haupteingang«, gab er mit gedämpfter Stimme seine Anweisungen, als die Männer sich um ihn versammelt hatten.»Zwei gehen zum Hintereingang das ist der Eingang, durch den wir heute vormittag gekommen sind. Dann gibt es noch einen Seiteneingang, dort irgendwo hinter dem Gebüsch. Den übernehmt ihr beiden. Die übrigen kommen mit mir.«
    »Das hieße doch«, meinte Judith von der Tür her,»daß es in der Mauer einen hohlen Stein oder so etwas geben müßte Wie kann er den dort hineingebracht haben?«
    Sie warfen so gleichzeitig, als hätten sie es abgesprochen, einen scheuen Blick hinüber auf das Skelett des Zeitreisenden.
    »Vielleicht hat er beim Bau des Tempels mitgearbeitet?«schlug Stephen vor.
    »Das halte ich für unwahrscheinlich«, schüttelte Yehoshuah den Kopf.»Der Tempel wurde unter König Herodes gebaut und war, was das Fundament angeht, bereits im Jahr 4 der Zeitrechnung fertig.«
    »Mmh. Das ist zu früh«, nickte Stephen.
    »Seltsam«, fuhr Yehoshuah wie im Selbstgespräch fort,»ich versuche mich gerade zu erinnern, welcher der Steine der Klagemauer derjenige sein könnte… ein orangeroter Stein? Die sind eigentlich alle gelb.«
    Er kam nicht mehr weiter in seinen Überlegungen. Von einem Augenblick auf den anderen knallte die Tür des Labors auf, blickten sie plötzlich in Pistolenläufe, waren gewaltige, dunkel gekleidete Männer im Raum, von denen einer Judith blitzartig den Unterarm um den Hals legte.
    »Okay! Hände hoch! Keine Bewegung!«
    Stephen und Yehoshuah hoben reflexartig die Arme in die Höhe. Wehrlos wie hypnotisierte Kaninchen verfolgten sie, wie die Männer den Weg freigaben für ihren Kommandanten: Ryan.
    Als er den hageren Mann mit den kalten grauen Augen sah, verstand Stephen, was geschehen war. Und er hätte sich selbst ohrfeigen können. Der Peilsender!

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