Das Jesus Video
Vermutlich das hintere Deckblatt, denn die Seite war leer bis auf den deutlich lesbaren Copyright-Hinweis im linken unteren Eck.
Printed in Japan stand da. Und dahinter eine Jahreszahl, die vier Jahre in der Zukunft lag.
»Unglaublich«, hauchte Judith.
Wider Willen mußte Stephen sich eingestehen, daß auch ihm ein Schauer über den Rücken kroch.
Er drehte sich den Knochen auf dem Tisch in der Mitte des Raumes zu, die ungefähr in der Anordnung des Skeletts auf einer langen schwarzen Gummimatte ausgelegt waren.»Ich würde zu gern wissen, wer das ist«, sagte er.
Die leeren Augenhöhlen des Schädels schienen seinen Blick zu erwidern. Aber sie behielten ihr tiefes Geheimnis für sich.
»Er lebt jetzt irgendwo, nicht wahr?«meinte Judith.»Und gleichzeitig liegen hier seine Knochen. Das ist bizarr.«
»Ja«, erwiderte Stephen.»Und Kaun sucht uns, weil er seinen Brief haben will. Dabei war er den ganzen Tag keine drei Meter davon entfernt. Das ist noch viel bizarrer.«
Er ging vor einem der Schubladenkästen in die Hocke, die unter jedem der Tische angebracht waren, und zog die unterste Schublade auf. Darin lagen, unter einer lausigen Zeitung verborgen, die zwei Plastikschalen, die die beiden Blätter des Briefes enthielten.
»Ganz schön leichtsinnig«, meinte Stephen, während er die flachen Schalen herauszog.»Nicht einmal abgeschlossen. Man könnte meinen, wir wären gestern abend betrunken gewesen.«
Er stellte die Plastiktabletts unter die uvLampe und zog die Folie ab, die die beiden Blätter vor Staub und Austrocknung geschützt hatte. Dann schaltete er das ultraviolette Licht ein.
»Mmh«, brummte Stephen zufrieden.»Wie ich es mir gedacht hatte.«
Yehoshuah hatte gelogen.
In der einen Schale lag das Blatt, das sie gestern bearbeitet hatten. Die uralte Handschrift glänzte in überirdischem Gold, genau so, wie Stephen sie in Erinnerung hatte.
In der anderen Schale lag das andere Blatt, von dem Yehoshuah behauptet hatte, die Schrift darauf könne er nicht lesbar machen.
Yehoshuah hatte behauptet, mit diesem Blatt experimentiert zu haben. Das stimmte. Aber daß die Schrift sein Markierungsmittel nicht annehme, wie er behauptet hatte, stimmte nicht, denn zumindest einige Wörter und Satzfragmente glommen im Licht der uvLampe auf.
»Woher hast du das gewußt?«
»Ich habe gespürt, daß er uns etwas verheimlichen wollte«, erklärte Stephen.»Es ist mir nur in dem Moment nicht bewußt geworden. Erst, als ich heute in Ruhe darüber nachdenken konnte.«
Er zog eine der Lupen heran und versuchte, die sichtbaren Worte zu entziffern. meine Mutter pflegte »Was soll das?«murmelte er.»Was hat seine Mutter hier zu suchen?«spürst den Atem der Geschichte nicht, wenn er dich War das überhaupt der Brief, den er gefunden hatte? Stephen schob die Lupe weiter. Die Schrift war deutlich unleserlicher als auf dem ersten Blatt, das sie am Abend zuvor entziffert hatten. Man mußte eine ganze Weile darauf starren, ehe sich die Linien der Schrift herausschälten. aber unrecht Stephen spürte eine verzweifelte Unrast in sich aufsteigen. Wovon um alles in der Welt redete dieser Mensch?
»Und?«fragte Judith gespannt.»Was steht da?«
»Er hat es mit irgendwelchen Weisheiten, die ihm seine Mutter beigebracht hat«, erklärte Stephen fassungslos. Was für ein unfähiger Kundschafter war da in die Vergangenheit verschlagen worden? Wußte er in seinem wahrscheinlich einzigen Brief an die Zukunft wirklich nichts Besseres zu erzählen?
»Seine Mutter?«
»Irgendeinen Spruch über den Atem der Geschichte, den man nicht spürt, wenn er einen… irgendwas. Umbläst, vielleicht. Nicht zu fassen.«
Das konnte nicht wahr sein. Da fand er, Stephen C. Foxx, einen Brief des einzigen Zeitreisenden, von dem man je erfahren hatte. Eines Zeitreisenden zumal, der mit einer hochmodernen Videokamera in die Zeit Jesu gelangt war und nach eigenem Bericht drei Cassetten zu je zwölf Stunden Spieldauer aufgenommen hatte, auf denen der Begründer der größten Weltreligion zu sehen sein mußte. Und dann sah es so aus, als ob dieser Brief keinen Hinweis darauf enthielte, wo diese Cassetten verborgen lagen?
Er schob die Lupe noch ein Stück nach unten. Ein paar der sanft glimmenden Fragmente gab es noch, und im unteren Drittel der Seite entzifferte er endlich etwas, das vielversprechend aussah. hundertdreißig Yards von der südwestlichen Ecke des Tempels in nördlicher Richtung Stephen spürte, wie sein Herz plötzlich schneller
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