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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Erinnerung hatte. Auf jeden Fall schwieriger, als es in Fernsehkrimis aussah.
    Eine Zeitlang war nur das leise Kratzen von Stephens Bemühungen, die Sicherungszylinder des Schlosses nacheinander auszutricksen, zu hören. So konzentriert er bei der Arbeit war, spürte er doch, wie Judith neben ihm immer nervöser wurde. Doch schließlich gab es ein vernehmliches Knacken, und das Schloß war offen.
    »Ich bin beeindruckt«, meinte Judith halblaut, als sie in dem kleinen, staubigen Lagerraum dahinter waren.»Woher kannst du so was?«
    »Bei uns in den USA gibt es Bücher zu kaufen, in denen genau beschrieben steht, wie so etwas geht. Unglaublich, oder?«Stephen sah sich suchend um, hob staubbedeckte Planen hoch und lugte unter Kisten.
    »Was suchst du?«
    »Das hier zum Beispiel.«Er hielt eine dicke Messingschraube hoch und steckte sie dann ein.»Ich habe es allerdings von einem Mann gelernt, der in demselben Club Mitglied ist wie ich. Der war einmal Einbrecher, lebt heute in New York, ist ein sehr gefragter Berater für Einbruchssicherungen und verdient ungefähr das Zehnfache von dem, was ihm seine Raubzüge früher eingebracht haben. Ein gutes Beispiel dafür, daß sich Verbrechen viel weniger lohnen, als man gemeinhin denkt.«
    »Und der hat dir das Knacken von Schlössern beigebracht? Einfach so?«
    »Natürlich nicht. Erst als ich ihm gesagt habe, aus welchem Grund ich das lernen wollte. Nämlich, um ausbrechen zu können, falls das auf meinen diversen Reisen in die Welt mal nötig sein sollte. Wenn ich etwas hasse, dann den Gedanken, eingesperrt zu sein.«Unter einer der Kisten fand er eine armange Metalleiste, die er ebenfalls an sich nahm.»Komm, gehen wir weiter.«
    Sie ließen die Lichter aus, die sie in den Nächten zuvor unbekümmert angeknipst hatten. Da war Yehoshuah bei ihnen gewesen, der sich zumindest in diesem Gebäude aufhalten durfte. Ohne ihn waren sie eindeutig Eindringlinge, und so bemühten sie sich, auf ihrem Weg durch das Museum möglichst wenig Geräusche zu erzeugen.
    Trotzdem schienen auch ihre schleichenden Schritte in der Weite des Ausstellungssaals, den sie durchqueren mußten, widerzuhallen. Und die Flügeltür in den Flur auf der anderen Seite quietschte immer noch, und wie es schien, lauter als je zuvor. Sie atmeten erleichtert auf, als sie endlich vor der Tür des Restaurationslabors angekommen waren.
    Die natürlich ebenfalls abgeschlossen war.»Jetzt begehen wir eine Sachbeschädigung«, sagte Stephen.
    Er setzte die Spitze der Messingschraube auf den Zylinder des Schlosses auf und drehte sie dann, indem er die mitgebrachte Metalleiste als Schraubenzieher benutzte, in den Schlitz, der eigentlich für den Schlüssel gedacht war. Als die Schraube festsaß, hakte er die Leiste unter den Schraubenkopf, stemmte das kurze Ende des metallenen Hebels gegen das Türblatt und zog einmal kurz und kräftig am langen Ende. Es gab ein leises, aber deutlich vernehmbares Geräusch, als die Halteschraube brach, die den Schließzylinder an Ort und Stelle gehalten hatte. Stephen zog den Zylinder heraus, schob den Schließriegel von Hand zurück, und die Tür war offen. Und das Ganze hatte keine Minute gedauert.
    »Morgen wird jeder wissen, daß wir hier gewesen sind«, monierte Judith mit sichtlichem Unbehagen.
    »Darauf kommt es jetzt auch nicht mehr an«, meinte Stephen, zog die verstümmelte Tür hinter ihnen zu und schaltete das Licht im Labor an.
    Der Raum hatte sich deutlich verändert. Einer der Tische war komplett von dem Skelett des Zeitreisenden mit Beschlag belegt, auf dem anderen waren die Arbeiten, die uralte Gebrauchsanleitung in ihre einzelnen Blätter zu zerlegen, in vollem Gange. In allen Ecken standen schwarz und breitbeinig Stative, auf denen klobige Videokameras oder kleine Halogenlampen festgeschraubt waren.
    »Die Suche nach einer Videokamera wird sorgfältig auf Video dokumentiert«, murmelte Stephen, während er im Raum umherging und die Fundstücke näher in Augenschein nahm.»Das ist irgendwie bizarr.«
    Judith betrachtete fasziniert die Gebrauchsanleitung, von der sie bisher immer nur gehört hatte. Es gab sie also tatsächlich, wirklich und wahrhaftig. Da war das weltbekannte Firmenlogo, auf einem Papier, das fast so brüchig war wie die Schriftrollen von Qumran.
    »Schau mal«, sagte sie leise, mit einer Stimme, die beinahe zitterte.
    Stephen trat neben sie. In einer Plastikschale, sorgfältig mit Klarsichtfolie abgedeckt, lag eine der Seiten aus dem Anleitungsheft.

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