Das Jesus Video
Roberts’ Bericht über die ersten Ergebnisse der sonartomographischen Untersuchung des Tempelbergs gewesen. Aber nun hatte Kaun, der erst in letzter Minute, aus Jerusalem kommend, dazugestoßen war, offensichtlich jedes Interesse an diesem Projekt verloren. Es war mehr als deutlich, daß er nur darauf aus war, diesen Tagesordnungspunkt möglichst schnell hinter sich zu bringen.
»Schon gut«, unterbrach er Roberts, als der sich zunächst in einer ausführlichen Beschreibung der Probleme, mit denen sie zu kämpfen gehabt hatten, und der Lösungen, die sie gefunden hatten, ergehen wollte.»Welche Ergebnisse haben Sie erzielt?«
Der blonde Wissenschaftler, sichtlich aus dem Konzept gebracht, nickte, räumte die bereitgelegten Unterlagen beiseite und legte eine Folie auf den Overheadprojektor, die Fotokopie einer handgezeichneten Karte.»Die Untersuchungen zeigten das Vorhandensein verschiedener Hohlräume im Inneren des Tempelbergs an, die ich von den einzelnen Aufnahmen hier auf diese Karte übertragen habe. Wenn ich zum Vergleich eine der Aufnahmen…«
Kaun fiel ihm wieder ins Wort.»Zeigt diese Karte den Geschichtswissenschaftlern etwas Neues?«wollte er, an Professor WilfordSmith und Professor Goutiere gerichtet, wissen.
»Nein«, erklärte Shimon Bar-Lev an ihrer Stelle grimmig.»All diese Gänge, Kanäle und Kavernen sind der Archäologie längst bekannt.«
»Danke.«Er wandte sich an den Tomographen und bemühte sich um einen raschen, möglichst schmerzlosen Gnadenstoß.»Doktor Roberts, ich möchte Ihnen danken für Ihre Anstrengungen und Ihren Einfallsreichtum. Leider sind Umstände eingetreten, die es erforderlich machen, daß Sie Ihre Arbeiten unverzüglich einstellen. Die israelischen Behörden sitzen uns schon im Nacken deswegen. Da Sie, wie Sie eben gehört haben, ohnehin nichts finden, was nicht schon bekannt wäre, wollen wir es doch lieber dabei bewenden lassen.«
Eisenhardt, der sich im Hintergrund des Geschehens hielt, den Notizblock griffbereit auf den Knien, verzog unangenehm berührt das Gesicht. Kaun zeigte zu sehr Nerven, als daß man ihm seine Posen, mit denen er sonst sein Imperium zu regieren pflegte, abgenommen hätte. Die Masche des wohlwollenden Chefs, des motivierenden, visionären Machers nahm ihm heute mittag niemand ab.
Und er hätte wetten mögen, daß das mit den israelischen Behörden schlicht gelogen war.
Roberts sah den Medienmagnaten an, als habe der ihn vor allen Anwesenden geohrfeigt. Aber er sagte nichts — brachte wohl nichts heraus -, nickte nur, schnappte sich die Folie vom Tageslichtprojektor, legte sie in den hohen Stapel der Unterlagen und trat dann einen scheuen Schritt zurück, als habe er eben ein kleines Kind auf einer fremden Türschwelle ausgesetzt.
»Ich, ähm, verstehe Sie richtig, daß Sie auch keine andere Verwendung mehr für uns haben?«vergewisserte er sich noch vorsichtig.
»Ja, genau. Sie sind fertig.«
»Das hieße, ähm, der heutige Tag wäre als unser letzter Einsatztag zu betrachten, korrekt? Ich würde dann unseren Rückflug in die Staaten organisieren…«
Kaun nickte ungeduldig und machte eine scheuchende Handbewegung.»Sicher. Wenn Sie Unterstützung brauchen, wenden Sie sich an das Büro im ersten Wohnwagen. Sagen Sie denen, daß ich Sie geschickt habe. Die helfen Ihnen bei allem, was Sie brauchen. Okay? Auf Wiedersehen.«
Roberts sah noch einmal in die Runde, murmelte irgend etwas, das ebensogut ein Abschiedgruß wie eine Verwünschung hätte sein können, und ging.
Kaun schien ihn in dem Augenblick vergessen zu haben, in dem er die Tür hinter sich geschlossen hatte. Er zog unter seinem dicken, ledergebundenen Terminplaner einen großen Umschlag hervor und daraus großformatige Vergrößerungen von Fotos.
Ehe er sie verteilte, fischte er noch ein winziges Kartonstückchen aus dem Umschlag und zeigte es herum. Es war die bunte Lasche einer Filmschachtel, die jemand abgerissen und auf Hebräisch beschriftet hatte.»Diese Notiz steckte in der Rückwand der Kamera, mit der diese Bilder gemacht wurden«, erklärte er.»Der Text lautet:» Foxx-Fragment, Blatt 1 «. Das Datum ist das von vorgestern. Und jetzt sagen Sie mir, was Sie daraus schließen.«
Alle beobachteten Yehoshuah gespannt, der unverwandt auf die grob gezeichnete Karte starrte. Es schien wärmer zu werden im Zelt von der Intensität seiner Gedanken. Sein Mund stand halb offen, und die Spitze der Zunge war darin zu sehen, wie sie rhythmisch gegen die Oberlippe
Weitere Kostenlose Bücher