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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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hinten in sein Schlafzimmer gegangen. Dort hatte er bemerkt, daß jemand neben dem Wohnwagen stand, und so war er doch noch in die Toilette gegangen, leise, um zu lauschen.
    Kaun ging es also tatsächlich nur um Geld. Und was er da gerade machte, war glatter Betrug. Nach dem, was heute nacht passiert war, hatte er wahrscheinlich die Hoffnung, die Kamera und das Video darin jemals zu finden, aufgegeben.
    Nun hoffte er, die paar Knochen und Papierfetzen an die Kirche verkaufen zu können, darauf spekulierend, daß diese es vorziehen würde, alle Spuren dessen, was geschehen war, zu verwischen. Und so würde niemals jemand merken, daß es in Wirklichkeit keine Spur zu der Kamera gegeben hatte.
    Und man würde sie nicht finden. Ihm schwindelte. War es nicht das, was er noch vor ein paar Tagen gepredigt hatte? Was immer auch geschieht, Sie werden dieses Video nicht im Fernsehen zeigen, ehe der Zeitreisende aufbricht. Eisenhardt hatte plötzlich das Gefühl, neben sich zu stehen, über sich zu schweben, sich selbst zu sehen wie eine Figur in einem großen, komplexen Spiel, so wie er die Figuren auf seinen Diagrammen betrachtete, wenn er einen Roman plante und alles zusammenpassen mußte. Anscheinend war auch das Leben eine Art Roman, und er konnte gerade zuschauen, wie alles ineinandergriff, wie alles zum Passen kam.
    »Vielleicht sollten wir an einem anderen Ort weiterreden als hier«, schlug der Beauftragte des Vatikans vor.
    »Herzlich gern«, hörte Eisenhardt den Vorstandsvorsitzenden von Kann Enterprises sagen.»Gehen wir in mein Büro hinüber. Dort kann ich Ihnen die Nummer eines Kontos in der Schweiz aufschreiben.«
    Er hörte, wie sich Schritte entfernten, und blieb mit einem Gefühl von Fassungslosigkeit zurück.
    »Du wirst in der Amerikanischen Bibliothek nichts über den Tunnel finden, glaub mir«, sagte Yehoshuah, die Hand auf dem Türöffner.»Komm lieber mit uns.«
    Sie standen direkt vor dem Bibliotheksbau der Hebräisehen Universität, und an einer ungünstig engen Stelle dazu; jedes zweite Auto, das an ihnen vorbeifuhr, hupte mißbilli gend.
    »Unfug«, erwiderte Stephen.»Das ist Zeitverschwendung, wenn man nicht einmal das hebräische Alphabet beherrscht. Nein, wir machen es wie besprochen. Ihr sucht hier nach allern Material, das ihr finden könnt, und ich schaue mich in der American Library um. Ich habe auch sonst noch einiges zu erledigen. Um fünf hole ich euch wieder ab.«Er nahm das Mobiltelefon hoch, das am Ladekabel hing, und prüfte den Batteriestand.»Wenn irgend etwas Besonderes sein sollte, ruft mich an. Ich lasse das Telefon eingeschaltet.«
    »In einer Bibliothek? Damit machst du dich nicht beliebt,«meinte Yehoshuah.
    »Man kann es ganz leise stellen. Es macht dann nur TickTick, wenn jemand anruft. Eine Bibliothek ist der einzige Ort, wo man überhaupt die Chance hat, es dann zu hören. Mach dir keine Sorgen.«
    Judith öffnete die Tür und stieg aus.»Kann es sein, daß du es ziemlich eilig hast?«fragte sie.»Du wirkst etwas gehetzt.«
    Stephen sah in ihre dunklen, unergründlichen Augen.»Merkt man das? Ich würde gern morgen nachmittag um diese Uhrzeit durch den Tunnel tauchen.«
    Das Auto, das am Straßenrand gegenüber dem Apartmenthaus stand, parkte dort schon seit dem frühen Morgengrauen. Seit dieser Zeit hatten die beiden Männer, die darin saßen, regungslos ausgeharrt und die Eingangstür im Blick behalten, neben der eine lange Reihe von Briefkästen und Klingeln angebracht war. Es gab einen Briefkasten und eine Klingel, auf deren Namensschild Yehoshuah Menez stand, und das war der Grund, warum die beiden Männer in dem Auto saßen.
    Es war eine vielbefahrene Straße. Niemand beachtete sie. An ihrem Armaturenbrett klebten drei kleine Fotos, die die Gesichter von zwei jungen Männern und einer jungen Frau zeigten. Ab und zu sah einer von ihnen auf die Uhr; in letzter Zeit häufiger.
    Endlich hielt ein Auto hinter ihnen, in dem ebenfalls zwei Männer saßen. Die beiden Männer in dem ersten Auto drehten sich um. Es waren die Gesichter, die sie erwartet hatten.
    Fragende Blicke. Sie machten den Neuankömmlingen ein simples Zeichen, eine erhobene Hand, deren Daumen und Zeigefinger zu einem O zusammengelegt waren, oder zu einer Null, wenn man so wollte. Nichts passiert, hieß das. Keiner der drei, deren Fotos sie nun seit beinahe zehn Stunden angestarrt hatten, war aufgetaucht.
    Einer der beiden Männer in dem hinteren Wagen nickte, und die Männer in dem vorderen Wagen setzten

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