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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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von zweitausend Jahren bestimmt worden. Und außerdem«- er hob den Briefumschlag mit den restlichen Fotos darin -»zeige ich Ihnen einen Brief des Zeitreisenden.«
    In die Augen des Priesters war ein seltsames Funkeln getreten.»Ein Brief?«echote er.
    »Ein Brief.«Kaun nickte milde.»Und alles, was ich dafür will«, setzte er sanft hinzu,»sind zehn Milliarden Dollar.«
    Eisenhardt, der durch die schräggestellten Milchglaslamellen seiner Toilette das Gespräch der beiden Männer verfolgt hatte, zuckte zusammen, als Kaun den Betrag nannte. Eine solche Zahl allen Ernstes in den Mund zu nehmen! Ihm brach der Schweiß aus, und nicht nur, weil die Toilette als einziger Raum des Wohnwagens nicht an die Klimaanlage angeschlossen war und sich deshalb tagsüber zu einem regelrechten Brutofen aufheizte.
    Der Priester reagierte äußerst ungehalten auf die Forderung. Eisenhardt spähte vorsichtig durch die Lamellen und sah ihn heftig gestikulieren, während er Kaun vorwarf, rücksichtslos maximalen Profit aus einer Entdeckung schlagen zu wollen, die ihm nicht gehörte.
    »Ich habe Ihnen einfach ein Angebot gemacht, Pater. Und mit Ihnen meine ich die katholische Kirche. Sie können darauf eingehen, dann erhalten Sie alles, was ich im Moment habe, und können das Video ausgraben oder es lassen, wo es ist. Wie Sie möchten. Oder Sie gehen nicht darauf ein — dann müssen Sie sich gedulden, bis ich das Video geborgen habe, bis die gesamte Kampagne zu seiner Vermarktung abgerollt ist, bis ich mich mit allen interessierten Fernsehkonzernen hinsichtlich der Konditionen für die Übernahme der Erstausstrahlung geeinigt habe, bis alle Werbeplätze belegt sind und alle Sponsoren feststehen. Und sich überraschen lassen, was darauf zu sehen sein wird. Wie Sie möchten. Es ist Ihre Entscheidung.«
    »Zehn Milliarden Dollar ist ein völlig unakzeptabler Preis für ein Video.«
    »Es ist eine ziemliche Summe Geld, ja. Aber Sie dürfen nicht übersehen, daß ich Ihnen eine ganze Menge mehr verkaufe als nur ein Video. Ich verkaufe Ihnen die Kontrolle über seinen Inhalt. Ich verkaufe Ihnen mein Schweigen, daß es dieses Video überhaupt gibt, falls etwas darauf zu sehen sein sollte, das mit dem kirchlichen Dogma unvereinbar ist. Und mit diesem Schweigen verkaufe ich, um es schonungslos zu sagen, gleichzeitig meine journalistische Integrität. Und die, tut mir leid, ist nicht für ein Linsengericht zu haben.«
    Vorhin, während der Diskussion vorn im Besprechungszimmer, hatte es einen Punkt gegeben, an dem Eisenhardt geistig ausgestiegen war. Als hätte man in seinem Inneren einen Hebel umgelegt. Professor WilfordSmith hatte die große Bibel aufgeschlagen, um in den Evangelien alle Angaben über die Jünger Jesu nachzulesen und so eventuell auf einen Hinweis zu stoßen, daß einer davon tatsächlich der Zeitreisende gewesen sein könnte und wenn ja, welcher. Und er hatte nur dabeigesessen und sich gefragt: Was um alles in der Welt tue ich hier eigentlich?
    Dieses ganze schlaue Herumkombinieren, dieses Wandeln in den Spuren von Sherlock Holmes, was hatte es bisher gebracht? Genau nichts.
    Als die Bedienungsanleitung entdeckt worden war, hatten Kaun und WilfordSmith messerscharfe, überzeugende Schlußfolgerungen daraus gezogen. Der Brief nun bewies, daß fast nichts davon stimmte. Weder würde demnächst die Zeitreise erfunden werden, noch hatte ein ausgeklügelter Plan hinter allem gesteckt. Sie waren aus falschen Gründen zu ein paar richtigen Ergebnissen gekommen, aber nur zufällig.
    »Sie übersehen, daß ich mit dem, was ich weiß, einfach zu den israelischen Behörden gehen kann«, verlegte sich der Priester aufs Drohen.»Die werden Ihre Aktivitäten stoppen, und es wird uns keinen Cent kosten. Denn was Sie zu tun versuchen ist nichts anderes, als illegal archäologische Funde außer Landes zu bringen.«
    Kaun schien unbeeindruckt.»Erstens haben wir nichts außer Landes gebracht. Zweitens muß das Video, um ausgestrahlt zu werden, dieses Land nicht verlassen; ich besitze mobile Sendestationen, die binnen weniger Stunden hier sein können.«Seine Stimme wurde leiser, drohender.»Drittens kann ich mir allerhand vorstellen, aber nicht, daß Sie ernsthaft wünschen, daß der Staat Israel die Kontrolle über das JesusVideo hat.«
    Er hatte sich absetzen müssen. Hatte was gemurmelt, daß er aufs Klo müsse, und sich davongemacht, hatte die Schiebetür zwischen Küche und Besprechungsraum sorgfältig hinter sich zugezogen und war nach

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