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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Gebäudes gemauert, hatte außergewöhnlich lange an der Karte herumgekaut, die Stephen ihm in den Schlitz geschoben hatte. Nun schob sich die Abdeckung aus gebürstetem Edelstahl mit grimmiger Unaufhaltsamkeit wieder zwischen ihn und die Tastatur, auf der er die Höhe des gewünschten Bargeldbetrages eingetippt hatte.
    Das war ja eine schöne Bescherung. Stephen schob die Karte zurück in das Fach, das sie in seiner Brieftasche bewohnte, und machte dem nächsten Kunden Platz, einer dicklichen Frau mit hochtoupierten Haaren, die ihm mißtrauische Blik-ke zuwarf. Sah er so gefährlich aus? Er schüttelte unwillig den Kopf und ging langsam weiter, die Brieftasche in der Hand.
    Konnte das wahr sein? Hatte er so viel ausgegeben, seit er in Israel angekommen war? Er hätte daran denken sollen, das Limit rechtzeitig zu erhöhen. Er mußte irgendwie… aber wie? Bei seiner Bank anrufen… Wenn Hugh Cunningham, sein Sachbearbeiter, erreichbar war, konnte man vielleicht etwas machen, wenigstens vorübergehend.
    Wieviel Geld hatte er eigentlich noch? Er blätterte die Scheine durch. Kaum genug, morgen früh das Hotel zu bezahlen. Geschweige denn, Tauchausrüstung zu mieten oder das Auto zu bezahlen. Unglaublich.
    Wie stand es mit den anderen Karten? Er besaß drei — eine VISA, eine MasterCard und eine American Express. Eigentlich waren es fünf, aber die zwei übrigen wurden nur in den USA akzeptiert, eine davon nur an Tankstellen. Die MasterCard ging auf dasselbe Konto wie die VISA, mit der würde er auch kein Glück haben. Aber die American Express… Mit der konnte man auch an Bargeld kommen, aber nicht aus einem Automaten. Die hatten ein Büro hier in Jerusalem, wenn er sich recht erinnerte. Oder gab es nur eines in Tel Aviv? Nun, das sollte sich herausfinden lassen.
    Kein Geld. Unglaublich. Und wie das gleich die Stimmung verdarb! Was nützte es, wenn man ein Vermögen besaß, aber keine Möglichkeit hatte, darauf zuzugreifen? Eine Riesendummheit, das war es.
    Er klappte, immer noch einigermaßen fassungslos, die Brieftasche wieder zu, schob sie zurück in sein Jackett und erstarrte beinahe zur Salzsäule, als er die beiden Männer sah, die da, ins Gespräch vertieft, den Bürgersteig entlang auf ihn zukamen. Mit angehaltenem Atem, sich mit aller Kraft bemühend, nicht noch durch eine auffallend hektische Bewegung die Aufmerksamkeit gewissermaßen aus dem Augenwinkel zu erregen, rettete er sich in die nächstbeste Ladentür.
    Nun waren sie auch noch stehengeblieben, anstatt weiterzugehen und zu verschwinden! Er tat, als betrachte er die Auslagen, während er die beiden beobachtete. Zweifellos, es waren zwei von Ryans Leuten. Er hatte sie mehrmals im Lager gesehen, und sie kannten ihn auch. Was taten die hier? Es mußte Zufall sein, daß sie ausgerechnet jetzt und hier die Straße entlangkamen; sie sahen nicht so aus, als suchten sie ihn.
    Noch so ein blöder Zufall. Gar nicht gut für die Stimmung.
    Jemand sprach ihn von der Seite an, er verstand nichts, fuhr erschrocken herum und erwiderte automatisch:»Wie bitte?«
    »Sie interessieren sich für Videokameras?«schaltete der Verkäufer, ein stämmiger Mann mit schütterem Haar und einer mächtigen Knollennase, auf Englisch um.
    »Videokameras?«Stephen sah ihn irritiert an, dann die Auslagen, die er bis jetzt betrachtet hatte, ohne sie zu sehen. Tatsächlich, es waren lauter Videokameras, in allen Größen, alle Fabrikate. Er war in ein Foto-und Videofachgeschäft geraten. Und die beiden Wachhunde standen immer noch am Straßenrand und schienen ausführlich zu beraten, wohin sie nun gehen sollten.
    »Wir vertreten alle namhaften Marken«, hub der Verkäufer an und packte das nächstbeste Gerät, um es Stephen in die Hand zu drücken. Es war erstaunlich leicht.»SONY, Canon, Panasonic, jvc, Sharp… Was Sie wollen. Das hier ist der derzeit kleinste und leichteste Digital-Video-Camcorder, nur fünfhundert Gramm, aber mit Zehnfach-Motor-Zoom-Ob-jektiv ausgestattet. Na, wie liegt der in der Hand? Phantastisch, nicht wahr? Absolut kein Problem, den überallhin mitzunehmen und alles festzuhalten.«
    Stephen betrachtete das Gerät. Er hatte einmal ein Diktiergerät besessen, das größer gewesen war. Erstaunlich. Er hob den Sucher ans Auge und spähte damit auf die Straße hinaus. Es sah im Grunde so aus, als suchten sie ein Restaurant und könnten sich nicht einigen, in welches sie gehen sollten.
    »Erstaunlich«, erklärte er auch dem Verkäufer, der ihm abwartend zugesehen

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