Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
das Feuer auf die Klostertür begann, zögerten die Israelis zunächst, aber die meisten von ihnen beteiligten sich schließlich daran. Das ]agdfieber, in das sich die Gruppe hineingesteigert hatte, ließ sie die Grenze zur Illegalität überschreiten.
    »High Noon im Negev«von Uri Liebermann ES GING ABWÄRTS, abwärts ohne Ende. Das Brunnenloch war längst nur noch ein kaum wahrnehmbarer Fleck hoch über ihnen in der nachtschwarzen Dunkelheit, die sie einhüllte wie ein Todestuch. Sie umklammerten einander und die Kette, die bei jeder der ruckartigen Abwärtsbewegungen bedenklich knirschte und knackte. Jeder hörte den anderen atmen. Ruck. Ruck. Ruck. Mittlerweile spürten sie in den Händen, wie das Stück der Kette über ihnen zu schwingen anfing, mit jedem Meter, den sie abwärts sanken, stärker.
    Es roch zunehmend nach Feuchtigkeit, nach Wasser, und es wurde kälter, je tiefer sie in den Berg sanken. Stephen spürte die kratzige Mähne Judiths in seinem Gesicht, roch ihren Duft nach Hitze und Sand und einem Hauch Parfüm und etwas, das er nicht identifizieren konnte. Er verstand immer noch nicht, warum sie mit ihm gegangen war. Er verstand nicht einmal, warum er selbst sich darauf eingelassen hatte.
    Mit angehaltenem Atem streckte er einmal eine Hand aus. Judith zuckte zusammen, als er sie losließ, und fragte mit bebender Stimme:»Was machst du?!«Er fühlte feuchten, roh behauenen Stein, rings um sie herum, keine zwei Handspannen von ihren Schultern entfernt. Es war erstaunlich, daß sie herabsanken, ohne jemals anzustoßen. Die ganze Anlage war erstaunlich.
    Die Kette vibrierte immer stärker, und nun war von weit oben ein Quietschen zu vernehmen, das droben unüberhörbar sein mußte. Wie tief sie inzwischen sein mochten? Stephen kam es vor, als müßte es mindestens eine halbe Meile sein, aber sicher täuschte er sich. Wie hoch war der Berg denn gewesen? Er versuchte sich zu erinnern, aber es schien in einem anderen Leben gewesen zu sein, daß sie die geröllübersäte Flanke erklommen hatten.
    Dieses Quietschen…! Es mußte die Verfolger unweigerlich alarmieren. Bestimmt kamen sie jeden Moment die Treppe herunter, und dann? Wilde Bilder, wie Yehoshuah und der Mönch bei ihrer Arbeit am Hebewerk unterbrochen wurden, zuckten durch sein Hirn. Wie die beiden weggezerrt wurden und der Schöpfeimer mit ihnen haltlos vollends hinabstürzte. Wie der Sperriegel vorgelegt wurde und sie hier hängenblieben, für Stunden oder Tage oder für immer.
    Sie würden sie wieder hochziehen. Bestimmt würden sie das, wenn Yehoshuah ihnen erklärte, daß er die Kamera hatte.
    Das sagte er sich immer wieder, aber die Zellen seines Körpers wollten es nicht glauben.
    Und es ging immer noch abwärts.
    Irgendwann, als die Panik längst vorüber war und es anfing, fast langweilig zu werden, als man anfangen konnte zu glauben, sie würden nun für den Rest ihres Lebens immer tiefer und tiefer sinken, veränderte sich plötzlich der Raum um sie. Obwohl es immer noch stockfinster war, hörte das Gefühl auf, in einer engen Röhre zu stecken, und wich dem Gefühl, sich in einem großen Raum zu befinden. Es klang, als sänken sie durch das Dach einer Kathedrale herab.
    »Ich mach’ mal Licht«, flüsterte Stephen, und ein hohles Echo seiner Worte hallte von weit entfernten Wänden wieder. Er angelte nach seiner Taschenlampe, schaltete sie ein und leuchtete damit umher. Es war ein geradezu klägliches Licht, das da an den schwarzen Wänden der Felskaverne versickerte, die sich rings um sie weitete.
    »Oh, verdammt!«entfuhr es Stephen.
    »Was ist?«wollte Judith wissen.
    »Da!«Sein hektisch umherfunzelnder Lichtstrahl entriß einen schmalen Felsvorsprung dem Dunkel, der eindeutig künstlich angelegt war und der sich mindestens fünf Meter über die abgründig schwarz schimmernde Wasseroberfläche des unterirdischen Sees erhob. Von der Mitte der Terrasse aus waren entlang der sich trichterförmig nach oben verengenden Felswand eine Reihe von Metallringen eingelassen, von denen sie die obersten beiden bereits verpaßt hatten. Der nächste erreichbare war bereits mindestens zwei Meter von ihnen entfernt, und wenn sie den auch nicht zu fassen bekamen, würden sie bis auf die Mitte des Sees herabsinken, und die steinerne Brüstung, von der aus es, wenn überhaupt, nach draußen ging, würde etwa zwanzig Meter von ihnen entfernt und zudem fünf Meter über ihnen und damit unerreichbar sein.»Los, wir müssen das Ding zum Schaukeln

Weitere Kostenlose Bücher