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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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den flachen Händen an -,»und er hat ein rundes Guckloch, durch das man schauen muß. Richtig?«
    Bruder Gregor nickte überrascht.»Ja.«
    »Es ist kein Spiegel — es ist eine Videokamera, wie ich Ihnen schon sagte. Sie enthält Aufnahmen von Jesus, und der einzige Grund, warum Sie nur alle hundert Jahre hineinschauen können, ist, daß die Batterien völlig erschöpft sind. Wenn es uns gelänge, die Kamera — den Spiegel also — von hier fort in ein einigermaßen gut ausgestattetes Labor zu bringen, könnten wir diese Aufnahmen für alle verfügbar machen. Es ist völlig unnötig, immer hundert Jahre zu warten. Wenn wir nur ein neues Batteriepack hätten, könnten wir uns die Aufnahme jederzeit anschauen und so lange wir wollen. Die ganze Welt könnte das sehen, was in diesem Jahrhundert nur Bruder Felix gesehen hat.«
    Der Mönch sah ihn an. In seinem Gesicht arbeitete es kämpften Glauben und Wissen einen uralten Kampf miteinander.»Die ganze Welt?«fragte er, wieder in den autistischen Singsang von vorhin zurückfallend.
    »Es ist eine Videokamera«, beschwor Stephen ihn, ohne eigentlich zu wissen, was er damit erreichen wollte.»Kein Wunder.«Er dachte an die Tage, die hinter ihnen lagen, die Zufälle, all das, was sie herausgefunden hatten, die Zeitreise die auf irgendeine unvorstellbare Weise stattgefunden haben mußte, und korrigierte sich widerwillig:»Na ja, im Grunde ist es schon ein Wunder.«
    »Die ganze Welt…?«Glänzende Augen waren auf das Tabernakel gerichtet, schienen den Glanz des Goldes zu reflektieren.»Das heißt… auch ich…!«
    Stephen nickte, mit einem Kloß im Hals. Allmählich machte er sich Sorgen, daß der alte Mönch anfangen könnte, überzuschnappen.
    »Die ganze Welt! Die ganze Welt würde verwandelt?!«Bruder Gregor drehte sich zu ihnen um, doch obwohl er sich dabei vom Altar abwandte, blieb das goldene Schimmern in seinen Augen.»Ich glaube, ich verstehe jetzt. Ich glaube, dies ist die Stunde der Bewährung, die prophezeit wurde. Unsere Bruderschaft hat das Heiligtum bewahrt durch die dunklen Jahrhunderte, denn es hieß, daß eine Zeit kommen würde, in der die Mächte des Lichts und die Mächte der Finsternis streiten um den Besitz des Heiligtums, und wenn die Mächte des Lichts in diesem Kampf den Sieg davontragen, wird es das Heil über die ganze Welt bringen.«
    Judith trat neben Stephen und flüsterte ihm ins Ohr:»Was soll das Ganze? Wir können ohnehin nirgendwo hin.«
    »Wir haben nur die Chance, die Kamera besser zu verstekken und wiederzukommen, wenn der ganze Spuk da oben vorbei ist«, zischte Stephen zurück.»Und das können wir nur machen, wenn er uns hilft.«
    »Du!«rief Bruder Gregor plötzlich heftig aus und zeigte dabei mit dem ausgestreckten Finger auf Stephen, daß sie alle drei zusammenzuckten.»Du wirst das Heiligtum in Sicherheit bringen!«»Wie bitte?«fragte Stephen verblüfft. Doch der Mönch war schon zugange. Er öffnete den gold-verzierten Kasten und nahm einen ungefähr ziegelstein-großen Gegenstand heraus, der eingewickelt war in reich verzierte Bänder und Tücher, umschlungen von golddurchwirkten, versiegelten Kordeln. Von irgendwoher förderte er einen ledernen Beutel zutage, wie ihn Wüstenreisende tragen mochten, mit langen Bändern und Schnüren, um ihn eng an den Körper binden zu können. Er legte das Heiligtum behutsam hinein und bedeutete Stephen, näherzutreten, damit er ihm den Schatz an den Leib heften konnte.
    »Aber wir können nirgendwohin fliehen!«protestierte der, ließ den Mönch aber trotzdem machen.»Das Kloster ist längst besetzt.«
    »Ihr werdet durch den Brunnen fliehen«, sagte der Abt knapp. Er knotete die ledernen Riemen geschickt zusammen, bis der Beutel mit dem Heiligtum unverrückbar fest vor Stephens Brust hing.»Kommt.«
    Sie folgten ihm, als er voraneilte, aus der Grotte hinaus, den Gang entlang an der Treppe vorbei, bis zu der Kaverne mit dem großen Ziehbrunnen in der Mitte. Während er das Handrad drehte, gab er hastige Erklärungen ab.»Die Gründer unseres Ordens erbauten das Kloster an die-ser Stelle, weil es hier eine unterirdische Quelle gibt, die einen dunklen See tief unter uns speist. Von diesem See aus, heißt es, führt ein Felsspalt bis an den Fuß des Berges, den sie zu einem geheimen Fluchtweg erweiterten.«Ein großer Holzeimer tauchte aus der dunklen Öffnung empor, feucht, aber nicht mit Wasser gefüllt.»Durch diesen Spalt müßt ihr fliehen und den Spiegel an einen Ort bringen, wo die

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