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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Beschriftungen auf der Heckklappe. Der Lichtreflex war von einer halb zerbrochenen Seitenscheibe ausgegangen, die übrigen Glasscheiben waren verschwunden, ebenso die Reifen, die Sitze, das Lenkrad und alle Instrumente, der Ganghebel, überhaupt alles, was man an einem Autowrack abschrauben, herausnehmen oder sonst anderweitig verwenden konnte.
    Mit einem unguten Gefühl hob Stephen die nicht ganz geschlossene Motorhaube. Auch hier hatte sich jemand ungeniert bedient. Aber der Kühler war noch vorhanden, und auch Motorblock und die Batterie schienen den Fledderern zu schwer gewesen zu sein.
    Der Grund, aus dem sie den Kühler nicht mitgenommen hatten, war leider allzu offenkundig: er war geplatzt. Judith gab einen leisen, schmerzvollen Laut von sich, als sie den Verschluß aufdrehte und feststellen mußte, daß das Innere tatsächlich trocken und leer war.
    Stephen schluckte mühsam, bewegte den ausgetrockneten, rissigen Mund.»Wahrscheinlich ist er deswegen liegengeblieben«, meinte er.»Kühlerschaden.«
    Und die Batterie? Stephen spürte seine Finger beben, als er nach den Verschlußstopfen griff, einen davon gegen einen knirschenden Widerstand aufschraubte. Leer. Die Markierung, die die korrekte Höhe des Flüssigkeitsstandes in der Batterie anzeigte, hatte sich schon braun verfärbt. Absolut leer und vertrocknet. Er schraubte auch die restlichen Stopfen auf. Überall dasselbe.
    Es war sinnlos, und Stephen wußte, daß es sinnlos war, aber er mußte die Kamera hervorziehen, mußte ewige Viertelstunden damit verbringen, irgendwelche übriggebliebenen Kabel von ihrer Isolierung zu befreien, mit den Polen der Batterie zu verbinden und dann mit den entsprechenden Kontakten an der Kamera. Mußte in den Sucher schauen, tief durchatmen voll der irrsinnigen Hoffnung, daß entgegen allem Augenschein, allem technischen Wissen und entgegen aller physikalischen Gesetzmäßigkeiten diese ausgetrocknete Batterie noch einmal einen Stromstoß von sich geben würde, wenigstens so viel, daß der winzige Bildschirm im Okular der Videokamera einen Moment lang aufblitzen und ihn das sehen lassen würde, was Bruder Felix vor fünfunddreißig Jahren gesehen hatte. War das zuviel verlangt in diesem Land der Wunder? War das zuviel erwartet in dieser Wüste, in der der Herr einst Manna hatte regnen lassen für die Seinen? Sie waren kaum fünfzig Meilen entfernt von demselben Roten Meer, das sich für Moses geteilt hatte. Das verlangte er ja gar nicht. Alles, was er wollte, war eine Sekunde lang Strom.
    Er drückte die Abspieltaste. Das Wunder blieb aus.
    Enttäuscht ließ er sich neben Judith, die sich in den schwachen Schatten des Wracks gesetzt hatte, auf den Boden sinken. Das heiße Blech brannte im Rücken. Es war nicht dasselbe wie der Schatten eines Felsens, aber es tat gut, wenigstens einen Moment lang nicht dem heißen, gnadenlosen Licht ausgesetzt zu sein. Judith sah ihn an. Er schüttelte den Kopf. Nichts.
    Er hätte sich eine Auszeit gewünscht. Einfach mal für ein paar Stunden aus der sengenden Hitze verschwinden, um auszuruhen, Kräfte zu sammeln, nachzudenken. Vor allem das Nachdenken fiel ihm immer schwerer. Mehr und mehr begannen die Gedanken, durcheinanderzugehen, wie in einem fiebrigen Traum. Er wußte schon nicht mehr genau zu sagen, was wichtiger war — Batterien zu finden oder Wasser. Dunstige, wirre Bilder taumelten durcheinander, ließen ihn sich selbst sehen, wie er in der Wüste verschmachtete. Es war, als sei er schon nicht mehr richtig wach, sondern schlafe mit offenen Augen. Solche Bilder ließen ihn hochschrecken, für einen Moment klar werden, und dann spürte er eine ungeheure, fassungslose Angst, er könnte sterben, ohne das Video gesehen zu haben, das in der Kamera steckte. Das durfte nicht sein. So ungerecht konnte das Universum nicht sein. Er war so dicht dran, das durfte nicht sein, daß er so kurz vor dem Ziel scheiterte.
    »Sag mal«, flüsterte er schließlich,»wir sind doch nicht wirklich in Gefahr, oder? Wir gehen die ganze Zeit nach Westen; es muß doch demnächst die Sinai-Straße kommen, oder?«
    Sie reagierte erst nicht, starrte nur teilnahmslos vor sich hin.»Ich weiß nicht mehr, wo wir sind«, gab sie schließlich zurück.
    »Aber wir können die Straße doch noch nicht überquert haben, ohne es zu merken, oder?«Wie lange war das Volk Israel durch die Wüste Sinai geirrt? Vierzig Jahre, wenn er sich recht erinnerte.
    Aber da war nichts gewesen. Sie hatten keine Straße passiert. Nichts,

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