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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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beschweren. Wäre keine schlechte Werbung, dachte er.
    Er setzte das Mobiltelefon wieder zusammen, so gut es ging. Judith hatte sich Sorgen gemacht, als er darangegangen war, es auseinanderzubauen. Falls sie sich verirrten, meinte sie, war das Telefon die letzte Möglichkeit, die ihnen blieb Hilfe herbeizurufen. Aber nicht einmal diese Möglichkeit bestand mehr; als er das Gerät wieder einschaltete, meldete es sich zwar noch mit einem Pieps, gleich darauf verlosch aber die digitale Anzeige, und nichts rührte sich mehr.
    »Vielleicht, wenn wir fünfzig Jahre warten…?«murmelte er und schob sich das nutzlose Teil in die Hemdtasche.
    Judith war von dem Signalton aufgewacht. Sie schien nicht weniger zerknittert und desorientiert zu sein, als sie sich aufsetzte. Eine Weile blickte sie verschlafen umher, dann stieß sie etwas hervor, was nur ein hebräischer Kraftausdruck sein konnte.
    »Ich dachte, ich hätte nur schlecht geträumt«, meinte sie dann unglücklich.
    Stephen sah sie an. Selbst mit ihrem heillos zerwühlten Haar gefiel sie ihm.»Mach keine Witze«, meinte er.»Ich war mir sicher, daß das hier der schlechte Traum ist.«
    »Stephen…«Sie warf ihm einen verschleierten Blick zu, den er nicht so recht zu deuten wußte, und schüttelte sacht den Kopf.»Immer cool. Egal, wie es steht.«Sie seufzte und rappelte sich hoch.»Ich habe Durst.«
    Stephen zuckte nur mit den Schultern. Es konnte doch nicht so schwierig sein, aus dieser Wüste herauszufinden. Klar, das hier war der Negev, eine richtige Wüste, aber doch klein und überschaubar, handlich gewissermaßen. Soweit er sich an die Karte erinnerte, zudem von zahllosen Straßen durchzogen, Wüstenpisten zwar nur, aber klar definierte Wegmarken. Um sich zu verlaufen, war einfach nicht Platz genug.
    »Laß uns den Morgen nutzen, ein Stück voranzukommen«, schlug er vor.
    »Und wohin sollen wir gehen?«
    »Irgendwohin«, meinte Stephen,»wo es Batterien gibt.«
    Sie gingen nach Westen. Langsam, hintereinander. Eine Weile lang befiel sie ein regelrechtes Mitteilungsbedürfnis, das sie dazu brachte, sich gegenseitig zu erzählen, was sie über das Überleben in der Wüste gelernt hatten. Judith hatte in der Armee ein Überlebenstraining mitgemacht, drei Tage lang allerdings nur, und sie war damals schlecht drauf gewesen und hatte kaum etwas mitbekommen. Natürlich waren auch elende Tagesmärsche mit vollem Gepäck Teil der militärischen Ausbildung gewesen. Ihre diesbezüglichen Schilderungen verursachten Stephen einen gelinden Schauer, und so oft er sie auch verstohlen musterte, konnte er diese Erzählungen nicht so recht mit der schlanken, fast zarten Frau verbinden, die er sah.
    Er hatte, abgesehen davon, daß er stets aufmerksam den Erzählungen der Veteranen der Explorer’s Society gelauscht hatte, einmal an einem Überlebenstraining teilgenommen: zehn Tage in den endlosen Wäldern Kanadas. Die Stillung des Durstes war dabei zwar auch Tagesordnungspunkt gewesen, aber nicht wirklich ein Problem.
    Natürlich kannten sie beide die gängigen Tricks, in der Wüste Wasser zu beschaffen. Der bekannteste, auf den man praktisch in jedem Buch, jedem Film und jedem Comic stieß, war der, ein trichterförmiges Loch in den Boden zu graben, eine Blechbüchse am tiefsten Punkt einzugraben und dann eine Plastikfolie darüber zu spannen, sie am Kraterrand mit Steinen oder Sand zu beschweren und abzudichten und in ihre Mitte einen Stein zu legen, so daß die Folie trichterförmig durchhängt und sich gleichzeitig strafft. Scheint die Sonne darauf, entsteht darunter eine enorme Treibhaushitze, so daß die Bodenfeuchtigkeit, die in Spuren selbst in scheinbar staubtrockenem Sand vorhanden ist, verdunstet, nach oben steigt, an der Folie kondensiert und Tropfen um Tropfen nach unten rinnt, um sich in der Büchse zu sammeln.
    Tolle Theorie. Nur hatten sie weder eine Plastikfolie dabei noch eine Blechbüchse, noch die Zeit und Energie, derartige Löcher zu graben und dann stundenlang daneben auszuharren.
    Einig waren sie sich darüber, daß sie vor allem verhindern mußten, mehr zu schwitzen als irgend notwendig. Das hieß: sich langsam bewegen, die Kleidung anbehalten, nach Schatten suchen. Sie würden, sobald die Sonne noch höher stieg und es anfing, wieder richtig heiß zu werden, nach einem Unterschlupf suchen, wo sie den Rest des Tages verbringen konnten, um dann in den Abendstunden und nachts weiter-zumarschieren. Alles kein Problem. Außerdem mußten sie nach einigen

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