Das Jesus Video
die Stirn.»Das habe ich jetzt nicht verstanden.«
»Momentan«, erklärte Eisenhardt,»glauben wir, daß wir jetzt ein paar Tage scharf nachdenken werden, dann an der richtigen Stelle graben und dort die Kamera finden. Aber vielleicht wird es anders laufen. Vielleicht führen uns unsere jetzigen Nachforschungen auf die Spur eines bestimmten Forschungsprojekts, oder wir finden den künftigen Zeitreisenden — und in ein paar Jahren werden wir es sein, mit denen er sich verabredet. Wir werden mit ihm den Ort ausmachen, an dem er die Kamera verbergen soll, damit sie zwei Jahrtausende überdauert. Wir werden das Team sein, das seine Reise in die Vergangenheit steuert.«
Der Archäologe nickte.»Eine interessante Hypothese.«
»Der nächste Ansatzpunkt«, fuhr Eisenhardt fort, sich nun zunehmend sicherer fühlend, und tippte auf das dritte Stichwort.»Die Kamera. Wir brauchen mehr Informationen über die Kamera selbst. Wir sollten die Anleitung untersuchen vielleicht finden wir eine eingedruckte Jahreszahl, irgendwelche Notizen, sonstige interessante Informationen. Dann sollten wir vom Hersteller alles anfordern, was es an technischen Informationen über die Kamera gibt.«
»Das habe ich bereits getan«, erklärte Kaun.»Ich habe heute morgen mit SONY in Tokio telefoniert. Die Kamera ist noch in der Entwicklung und soll frühestens in drei Jahren auf den Markt kommen.«
»Ah.«Eisenhardt spürte einen eigenartigen Schauder über seinen Rücken laufen.»So bald schon.«
»Dabei habe ich ein paar interessante Dinge erfahren«, fuhr Kaun mit grimmig zusammengekniffenen Augenbrauen fort.»Der MR-01 CamCorder wird auf einer völlig neuartigen Technologie basieren, bei der die Videoaufzeichnung nicht mehr auf einem Magnetband, sondern in einer Art Kristallscheibe erfolgt, die ein Vielfaches des Fassungsvermögens eines Bandes aufweisen wird. Eine Videocassette des neuen Typs wird eine Aufzeichnungsdauer von annähernd zwölf Stunden haben, und anders als bei einem Band, das man hin-und herspulen muß, wird man freien Zugriff auf die gesamte Aufzeichnung haben, ähnlich wie bei der Festplatte eines Computers oder einer CD-ROM.«
Eisenhardt nickte.»Was ist mit der Haltbarkeit der Aufzeichnung?«fragte er.
»Das ist der erste interessante Punkt. Laut SONY wird die neue Technologie, die sie MR nennen — ich habe vergessen, wofür das die Abkürzung sein soll -, zwar nur die einmalige Aufnahme erlauben, ähnlich einem herkömmlichen Film, diese Aufnahme wird dafür aber zeitlich nahezu unbegrenzt haltbar sein. Mindestens zehntausend Mal stabiler als herkömmliche Bandaufnahmen, hieß es.«
»Also das ideale Gerät für das Vorhaben des Zeitreisenden«, meinte Eisenhardt.
»Offensichtlich.«Kaun beugte sich gewichtig nach vorn, die Ellbogen auf dem Konferenztisch abstützend.»Der zweite interessante Punkt ist, daß sich der Mann, mit dem ich gesprochen habe, höchst neugierig zeigte, woher ich die Projektbezeichnung einer Kamera kannte, über die SONY noch keinerlei Informationen veröffentlicht hat.«
»Kann ich mir vorstellen.«
»Kaum. Wortwörtlich sagte er nämlich:» Sie sind heute schon der Zweite, der nach der MR-01 fragt «.«
Eisenhardt hob abwehrend die Hände.»Ich war es nicht. SONY direkt anzurufen war mir ohne Rücksprache mit Ihnen zu heikel.«
»Ich weiß«, nickte der Mann in dem maßgeschneiderten blauen Anzug.»Unsere Telefonprotokolle waren das erste, was ich danach geprüft habe. Sie haben gestern nur einmal telefoniert, mit Ihrer Frau.«
Eisenhardt schluckte. Diese Art des Überwachtwerdens war ihm neu. Und unheimlich.
»Wieso gestern?«fragte er verwirrt.
»Als ich heute morgen bei SONY anrief, war es in Tokio kurz vor elf Uhr vormittags. Der Mann sagte mir, der erste Anruf sei kurz nach neun Uhr morgens gewesen. Das heißt, hier in Israel war es gestern abend, kurz nach elf.«
Professor WilfordSmith starrte nachdenklich auf die blanke weiße Tischplatte.»Um diese Zeit sind wir noch zusammengesessen«, stellte er fest.
»Sehr richtig«, meinte Kaun grimmig.»Deswegen möchte ich jetzt endjich wissen, was dieser Stephen Foxx eigentlich die ganze Zeit treibt.«
12
Die Bestattung der Knochen in Ossuarien war in jener Zeit eine bevorzugte jüdische Sitte. Die Ossuarien waren aus Stein und hatten die Form rechteckiger Kisten, die herkömmliche Verzierungen trugen, niemals aber Darstellungen von Menschen. Oft waren die Namen der Toten auf einer der Seiten eingemeißelt. Die in hebräischer,
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