Das Jesus Video
Ordnung?«
»Alles in Ordnung.«Nächster Zettel. Die Helfer würden demnächst kommen, und dann mußte alles bereitliegen.
»Und Sie halten Schritt mit den Ausgrabungen?«WilfordSmith kam weiter herangeschlurft, beugte sich über das Klemmbrett mit der Liste der ausstehenden Fundkästen.
Rafi nickte, füllte auch diesen Zettel aus und schob ihn in die Mappe zu den anderen.»Im großen und ganzen ja.«
»Schön.«Der Professor nahm die Liste genauer in Augenschein, tippte mit dem Finger auf die oberste Nummer, die Rafi schon ein paar Tage lang immer wieder übertragen hatte.»1304? Das ist aber doch schon eine ganze Weile her?«
»Das ist von Dienstag, Sir. Der Fundkasten von Stephen Foxx. Sie wissen schon -Areal 14.«
»Ach so.«Professor WilfordSmith starrte die hingekritzelte Zahl nachdenklich an. Überaus nachdenklich. Als fiele es ihm schwer, sich zu erinnern, was es mit Areal 14 auf sich hatte.»Foxx, sagen Sie? Und er hat seinen Kasten noch nicht zurückgegeben?«
»Nein. Ich habe nichts gesagt, weil ich dachte, Sie hätten angeordnet…«
»O ja, natürlich.«Der weißhaarige Mann mit dem unvermeidlichen Lederhut nickte.»Richtig. Das ist in Ordnung so. Ja, natürlich.«Er nickte, immer noch tief in Gedanken versunken. Zerstreut eben. Seine Finger trommelten einen Moment lang Marschrhythmen auf das Klemmbrett, dann nickte er ihm geistesabwesend zu und machte sich davon, leicht gebeugt gehend wie immer, in Richtung Wohnwagenburg der Neuankömmlinge.
Rafi sah ihm eine Weile verwundert nach, dann zuckte er mit den Schultern und füllte den nächsten Begleitzettel aus.
Das Telefon auf dem Nachttisch von Enrico Basso, Rechtsanwalt und Interessenvertreter der Kaun Enterprises Holding Inc. für Italien, klingelte kurz vor sechs Uhr früh und riß seinen Besitzer aus einem überaus angenehmen Traum, in dem eine idyllische Palmeninsel und mehrere nur mit Blumenkränzen bekleidete junge Mädchen eine Rolle gespielt hatten. Die von dunklen Locken umkränzten Gesichter lösten sich auf, das Meeresrauschen entpuppte sich als das Dröhnen des morgendlichen römischen Berufsverkehrs, und entsprechend schlecht gelaunt wälzte sich der Anwalt herum, um nach dem aufdringlichen Hörer zu greifen.
»Pronto«, knurrte er mißmutig.
Eine Sekunde später saß er aufrecht im Bett und wechselte von der italienischen zur englischen Sprache.»Oh, Sie sind es… Guten Morgen, Sir, womit kann ich Ihnen… Ja, natürlich…«
Von irgendwo unter den zerwühlten Kissen kam das schlaftrunkene Gesicht seiner Frau zum Vorschein. Aus trägen Augen beobachtete sie ihren Gatten, wie dieser minutenlang der Stimme aus dem Telefonhörer zuhörte und wie dabei sein Unterkiefer immer weiter nach unten sank.
»Si«, sagte Enrico Basso schließlich,»aber das wird eine gewisse Zeit dauern, naturalmente…«
Das Keifen der Telefonhörerstimme schien an Schärfe zuzunehmen. Basso begann, unwillig den Kopf zu schütteln.
»Aber das ist nicht so einfach!«unterbrach er den Anrufer dann.»Das Wochenende steht vor der Tür, und…«
Wozu redete er eigentlich? Hörte ihm dieser Mensch überhaupt zu?
»Ja. Capito. Ich werde tun, was ich kann. Ich melde mich morgen. Addio.«Enrico Basso hängte ein und ließ sich zurück in die Kissen sinken. An Schlaf war nicht mehr zu denken. Jetzt bereute er es, vor vier Wochen das Rauchen aufgegeben und demzufolge keine Zigaretten auf dem Nachttisch zu haben.
»Wer war das, Enrico?«
»John Kaun.«
»Und welche Firma will er diesmal kaufen?«
»Die katholische Kirche.«
»Was?«Sie setzte sich auf.»Was redest du da?«
Der Anwalt schlug die Decke zurück und suchte nach seinen Hausschuhen.»Er will wissen, was die katholische Kirche wert ist. Was sie besitzt, an Immobilien, an liquiden Mitteln, an Investitionen, an sonstigem Vermögen. Was für einen Cash Flow sie hat. Stell dir vor, das hat er gefragt — was für einen Cash Flow die katholische Kirche hat!«Er schüttelte den Kopf.»Keine Ahnung, wozu er das wissen will. Es klingt wirklich so, als wolle er sie kaufen.«
Diesmal fand das Treffen in Eisenhardts Wohncontainer statt. Wie ein Triumvirat, dachte der Schriftsteller, als Kaun und WilfordSmith gemeinsam hereinkamen.
Kaun trat wie immer auf, als seien mindestens zehn Fernsehkameras auf ihn gerichtet, dynamisch, wie aus dem Ei gepellt und geradezu berstend vor Ungeduld und Entschlußkraft. Der Professor dagegen wirkte betulich und gebrechlich und benahm sich, als ginge ihn das Ganze im
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