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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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schließlich in zwei flachen Plastikwannen auf feuchtem Japanpapier ausgebreitet lagen. Yehoshuah studierte ihre Oberfläche durch eine Uhrmacherlupe, die er sich ins Auge geklemmt hatte.»Hmm«, machte er schließlich.»Das ist jetzt natürlich ein Problem, das so wahrscheinlich noch nie jemand hatte. Einen Text lesbar zu machen, der vor zweitausend Jahren mit einem Kugelschreiber geschrieben wurde!«
    »Hoffentlich war er wenigstens dokumentenecht«, versuchte Stephen zu scherzen.
    Aber Yehoshuah nickte nur.»Das war das erste, was ich geprüft habe. Sonst wäre die ganze Tinte im Befeuchter unrettbar zerlaufen.«
    »Oh«, machte Stephen. Daran hatte er überhaupt nicht gedacht. Er beugte sich über das Puzzle grauer, löchriger Papierfetzen.»Wie kommst du darauf, daß er einen Kugelschreiber verwendet hat? Ich bin mir nicht mal sicher, daß da überhaupt etwas geschrieben steht.«
    »Im trockenen Zustand hat man die Druckspuren gut gesehen. Man sieht sie jetzt auch noch ein wenig, aber man muß sie schon eher erahnen. Und die Tinte ist einfach verblaßt. Nach so langer Zeit war das zu erwarten.«
    »Ja-und nun?«
    Yehoshuah nahm ein Becherglas zur Hand, in dem er zuvor einige Chemikalien gemischt hatte.»Ich habe mich heute nachmittag ein wenig schlau gemacht, was die Zusammensetzung von modernen Kugelschreibertinten angeht. Das hier sollte helfen, sie wenigstens unter der uvLampe sichtbar zu machen.«
    Er rückte eine der Schalen unter eine flache schwarze Leuchtstoffröhre. Als er sie anknipste, rasselte und knisterte es vernehmlich in der Glasröhre, und es brauchte etliche Anläufe, bis sie endlich ansprang und ihr eigenartiges violettes Schimmern um sich verbreitete.»Die hat ihr Rentenalter auch schon erreicht«, kommentierte Yehoshuah. Seine Fingernägel leuchteten auf, als er die Schale zurechtrückte, und einige Fusseln auf seinem Hemd leuchteten im ultravioletten Licht gespenstisch hell auf.
    Stephen musterte die Flüssigkeit mißtrauisch, die eben noch wasserklar ausgesehen hatte und nun in der Nähe der uvLampe geisterhaft aufleuchtete. Sie roch ziemlich penetrant. Ungefähr so, als hätte ein Zahnarzt seine Praxis auf dem Gelände einer Gerberei eröffnet.»Und du bist sicher, daß das nicht einfach alles wegfrißt?«
    »Wir probieren es an einem Randstück aus«, meinte Yehoshuah. Er nahm einen Wattebausch und tauchte ihn in das Becherglas, wo er sich sofort vollsog. Dann betupfte er so sachte, als wolle er einen Schmetterlingsflügel waschen, eine ausgefranste Stelle am Rand des Blattes.
    »Das stinkt ja unglaublich«, beschwerte sich Judith und wollte aufstehen.»Ich schalte mal die Ventilation ein, wenn ihr schon zu faul dazu seid.«
    »Bitte nicht«, sagte Yehoshuah.»Wenn du die Entlüftungsanlage einschaltest, leuchtet auf dem Schaltpult des Wachmanns ein rotes Lämpchen auf. Dann kommt er nachsehen, was los ist.«
    Judith seufzte und setzte sich wieder.»Auch das noch.«
    Ein paar winzige Punkte begannen, unter dem UV-Licht stärker aufzuleuchten als ihre Umgebung. Yehoshuah wiederholte die Prozedur, dann zog er geräuschvoll die Luft zwischen den Zähnen ein, stand auf und kippte in einem zweiten Becherglas rasch einige andere Chemikalien zusammen. Mit dieser zweiten geheimnisvollen Lösung kehrte er zurück, nahm einen anderen Wattebausch und vollführte eine ähnliche Waschbewegung, die aber diesmal bewirkte, daß das allgemeine Leuchten der betupften Stellen nachließ. Nur die winzigen Punkte von gerade eben blieben hell.
    »Das wird mühsam«, verkündete Yehoshuah.
    Judith wandte sich stöhnend ab.»Ich will in mein Bett! Genug!«
    Ihr Bruder schien sie überhaupt nicht zu hören, und Stephen war zu müde, um sie zu beachten. Er verfolgte, wie Yehoshuah die Stelle abwechselnd mit der einen und der anderen Flüssigkeit betupfte, und merkte plötzlich, daß er unwillkürlich den Atem angehalten hatte. Nicht nur, weil auch die zweite Flüssigkeit einen beißenden Gestank verbreitete, der einem im Nu Kopfschmerzen machte.
    Und nach einigen Minuten merkte er, daß sich die Punkte, die hell blieben, zu einem Muster ordneten.
    Zu einem Wort. never
    »Es funktioniert«, hauchte Stephen, während er in sich wilden Triumph aufwallen fühlte.»Du hast es geschafft, Yehoshuah!«never Der junge Archäologe saß sichtlich ergriffen vor der roten Plastikwanne, in jeder seiner erhobenen Hände einen Wattetupfer, und starrte das Ergebnis seiner Arbeit an.»Das ist unglaublich«, brachte er schließlich

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