Das Jesus Video
mit einer merkwürdig belegt klingenden Stimme hervor.»Tatsächlich ein englisches Wort. Auf einem Dokument, das so alt ist wie die Rollen von Qumran.«never Sogar Judith schien ihre Erschöpfung für den Moment zu vergessen, wenn auch nicht ihre schlechte Laune.»Never«, las sie vor.»Niemals. Wie sinnig, als erstes auf dieses Wort zu stoßen, findet ihr nicht?«
Die Leuchtstoffröhre flackerte, fing sich aber recht schnell wieder.
»Mach weiter«, drängte Stephen.»Es stimmt tatsächlich. Es ist tatsächlich ein Brief des Zeitreisenden. Er hat der Zukunft tatsächlich einen Brief geschrieben. Eine Flaschenpost durch die Zeit, und wir haben sie gefunden.«Er spürte eine Erregung durch seinen Körper pulsieren, die besser war als Sex. Das war es, was das Leben lebenswert machte. Hier geschah es. Diese Szene würde einmal in Geschichtsbüchern stehen, würde die Phantasie von Malern und Erzählern anregen, ähnlich wie es die Öffnung des Grabes von Tutenchamun durch Carter getan hatte. Und er war dabei. Er war nicht nur dabei — er war die Hauptperson.
Yehoshuah wischte weiter, verfolgte den Satz rückwärts. Nach einigen, endlosen Minuten glomm ihnen das nächste Wort entgegen. has never »Wer?«fragte Stephen.»Wer hat niemals — was auch immer?«
Judith schüttelte den Kopf.»Hat niemals — was?«
»Beruhigt euch«, brummte Yehoshuah.»Kommt alles noch.«Aber er wandte sich zunächst dem Anfang des Satzfragmentes zu. Tupfen mit der ersten Flüssigkeit. Abtupfen mit der zweiten. Im zweiten Becherglas fing der Inhalt allmählich auch an zu leuchten, aber das sah Stephen nur aus den Augenwinkeln. Er wandte den Blick nicht einen Herzschlag lang von Yehoshuahs Arbeitsfeld.
Er stöhnte unwillkürlich auf, als er das Wort erkannte, das sich da abzeichnete. Hauptgewinn!
Jesus has never
Sogar Judith war beeindruckt.»Ich hab’s ja nicht geglaubt«, gab sie zu.»Du hattest recht.«
»Er hat Jesus getroffen!«verkündete Stephen triumphierend, mit dem ausgestreckten Zeigefinger zustechend wie mit einem Florett.»Er ist in die Vergangenheit gereist, und er hat Jesus von Nazareth getroffen. Er ist mit ihm gereist. Er ist ihm gefolgt. Hat ihm zugehört.«Er hielt inne und sah die beiden an.»Ist euch klar, was das bedeutet? Ist euch klar, daß diese beiden Blätter ein Dokument sind, das an Glaubwürdigkeit und Aktualität sämtlichen Evangelien der Bibel überlegen ist?«
Judith atmete geräuschvoll durch. Yehoshuah warf ihr einen kurzen Blick zu, dann sah er Stephen an.»Stephen, ich bin kein besonders frommer Jude«, sagte er dann,»aber Jude.«Er blickte auf das magisch glimmende Textfragment hinab wie auf ein häßliches Tier, das einen jederzeit beißen kann.»Ich habe ehrlich gesagt Angst vor dem, was in diesem Brief stehen könnte.«
»Und verschwindet es dadurch, daß du Angst davor hast?«fragte Stephen herausfordernd. Er schüttelte den Kopf.»Unsinn. Der einzige, der vielleicht vor diesem Brief Angst haben müßte, ist der Papst. Laß uns weitermachen.«
Judith machte ein paar Dehnübungen mit ihren Schultern.»Fotografiere lieber erst einmal, was du bis jetzt hast«,riet sie ächzend.
»Das hat Zeit«, schüttelte Stephen den Kopf.»Machen wir erst den Satz zu Ende.«
Gehorsam nahm Yehoshuah die Arbeit mit den Wattebäuschen wieder auf, während Judith ein vernehmliches Grollen hören ließ.»Stephen Foxx«, fragte sie spitz,»ignorierst du eigentlich grundsätzlich alles, was eine Frau dir rät?«
»Ich mache da keinerlei Unterschiede, weder nach Rasse, Herkunft, noch nach Geschlecht«, grinste Stephen.»Ich ignoriere grundsätzlich alles, was irgendwer mir rät.«
»Weil ja ohnehin niemand etwas besser weiß als du.«
»Genau.«
Sie ließ ihren Kopf stöhnend in den Nacken fallen und blieb so.
Die Leuchtstoffröhre flackerte wieder, länger diesmal.
Yehoshuah tupfte, tupfte ab, tupfte. Diesmal schien es eine Stelle zu sein, die dem Vorgang mehr Widerstand entgegensetzte.
»Na«, machte er, als die Lampe gleich noch einmal knisterte und das Licht einen Moment vibrierte,»die wird doch nicht ausgerechnet jetzt ihren Geist aufgeben. Garantiert gibt es im ganzen Haus keine Ersatzröhre.«
Stephen hob die Augenbrauen. Judith saß immer noch mit dem Gesicht zur Decke da.»Vielleicht sollten wir dann doch erst mal fotografieren«, meinte er.
»Ich bin gleich soweit«, erwiderte Yehoshuah.
Die leuchtenden Pünktchen in dem neuen Gebiet schienen völlig willkürlich verstreut, wollten und
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