Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
nicht dauernd? Sie schauen sich einen Buchstaben in einem alten Papyrus an und sagen, so wie der geschrieben ist, mit dem Schnörkel nach links statt nach rechts, muß das ganze Dokument zweihundert Jahre älter sein als bisher angenommen. Oder jünger. Jedenfalls bedeutet es etwas ganz anderes, nur wegen einem Buchstaben.«
    »Keine Ahnung. Frag Yehoshuah, ob Archäologen das dauernd machen.«
    Er hatte richtiggehend Kopfweh. Er kannte sich nicht wieder. Er hatte noch nie Kopfweh gehabt. Und der Magen rebellierte auch schon gegen die Überschwemmung mit Kaffee. Stephen stellte die dritte Tasse wieder hin und widmete sich dem Rest seiner Cornflakes.
    »Was ich mich frage«, fuhr er dann kauend fort,»ist, ob das überhaupt sein kann. Und da bin ich jetzt zu wenig bewandert. Es muß doch noch andere Quellen geben außer den biblischen Texten, in denen Jesus erwähnt ist. Was ist denn mit dieser Volkszählung, die Kaiser Augustus damals veranlaßt hat? Das war doch Augustus, oder?» Es begab sich aber zu der Zeit, daß ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, daß alle Welt geschätzt würde. «So ähnlich steht es irgendwo. Und da war Maria gerade schwanger mit ihm.«
    »Aber eben erst schwanger.«
    Stephen schüttelte unzufrieden den Kopf.»Ich muß das mal nachlesen. Ich kann das einfach nicht glauben. Ich meine, was hieße das denn? Stell dir doch mal vor, was wäre, wenn man beweisen könnte, daß Jesus in Wirklichkeit nie gelebt hat! Was das hieße!«
    Judith zuckte die Schultern.»Das wäre eine Entdeckung. Und du wärst der Entdecker. Das wolltest du doch immer.«
    »Aber was hieße das für die Welt? Immerhin ist er die zentrale Gestalt des Christentums, der größten Religionsgemeinschaft der Welt. Wenn Jesus in Wirklichkeit nie gelebt hat, dann hieße das, daß jemand diese Gestalt erfunden hat. Daß er eine Art Kunstfigur wäre. Wie Superman. Oder, meine Güte — wie Micky Maus!«
    »Jetzt dramatisiere es nicht. Den meisten Menschen ist Religion doch ohnehin völlig gleichgültig. Die würdest du stärker treffen, wenn du beweisen könntest, daß Micky Maus nie gelebt hat.«
    »Sehr witzig.«Stephen nippte an seinem letzten Becher Kaffee.»Ich weiß auch nicht, warum mich das so beunruhigt. Aber es beunruhigt mich. Ich frage mich ernsthaft, ob man es verantworten könnte, eine solche Wahrheit zu enthüllen.«
    »Oho«, machte Judith mit großen Augen.»Das sind ja ganz neue Töne, Mister Foxx.«
    Stephen stellte die Tasse wieder ab und betrachtete sie überrascht.»Sag mal — was sollen diese ganzen Anspielungen die ganze Zeit? Wofür hältst du mich eigentlich?«
    Judith verzog ihren Mund zu einem breiten, gehässigen Grinsen, und ihre Augen funkelten zornig.»Es gibt ein paar Sachen, die du noch nicht begriffen hast. Eine davon ist, daß es im Leben um mehr geht als bloß darum, immer zu gewinnen.«
    »Ach ja?«erwiderte Stephen grimmig.»Wer hat dir denn diesen Blödsinn erzählt?«
    »Du willst doch nur beweisen, daß du schlauer bist als John Kaun, der große Manager.«
    »Und selbst wenn? Vielleicht bin ich’s ja.«
    »Und? Was hast du davon?«
    Stephen spürte Kampfbereitschaft in seinem Blut sprudeln wie Kohlensäure.»Jeder will gewinnen«, sagte er.»Und wer etwas anderes behauptet, der hat einfach aufgegeben zu glauben, daß er gewinnen kann. Alles, was so jemand noch will, ist, nicht zu verlieren, und das geht am einfachsten, indem man nicht mehr kämpft. So ist das.«
    »Ah. Der Amerikaner spricht. Alles ganz easy. Alles machbar, man muß nur wissen, wie.«
    »Ja. Ganz genau.«
    Judith schüttelte den Kopf.»Das ist so… flach. So oberflächlich. Ich weiß nicht — vielleicht spielt es doch eine Rolle, daß ich einem Volk entstamme, das auf fünftausend Jahre Kultur zurückblickt, und du gerade mal auf zweihundert.«
    »Das ist der blühendste Blödsinn, den ich je gehört habe«, erklärte Stephen und stand auf.»Wirklich. Deine fünftausend Jahre Kultur kannst du im Klo runterspülen, wenn so ein Hirnmüll alles ist, was dabei rauskommt. Und jetzt entschuldige mich, ich muß gehen. Ich muß noch ein Angebot schreiben. Um meine nächste Million zu scheffeln, wenn’s recht ist.«
    Der stellvertretende Leiter der Ausgrabung hatte das Gespräch ein paar Momente lang mit hervorquellenden Augen und angehaltenem Atem verfolgt, dann war er ausgerastet.»Den Tempelberg?«hatte er geschrien.»Sie wollen den Tempelberg durchleuchten? Ja, sind Sie denn völlig wahnsinnig?!«
    Kaun hatte Ryan mit

Weitere Kostenlose Bücher