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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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einem kurzen Kopfnicken zu verstehen gegeben, daß er die beiden Techniker hinausbringen sollte, was er auch sofort getan hatte. Dann hatte er den Israeli mit dem nachlassenden Haarwuchs und der Knollennase ruhig angeblickt, entschlossen, sich nicht provozieren zu lassen und auf jeden Fall die Ruhe zu bewahren, bis der andere wieder bei Sinnen war. Niemand brachte es fertig, länger als sieben oder acht Minuten am Stück zu schreien und zu toben, es sei denn, er war wirklich ein Fall für die Psychiatrie. Die meisten Choleriker, das hatte Kaun in zahllosen unangenehmen Verhandlungen erlebt, beruhigten sich nach zwei bis drei Minuten, vorausgesetzt, man unterbrach sie nicht. Unterbrechungen waren es, die einen Schreianfall am Leben erhielten gewissermaßen begann mit jeder Unterbrechung die Uhr wieder von vorn zu laufen.
    »Wir wollen das in Ruhe…«, begann Kaun schließlich, als Shimon Bar-Lev keuchend innehielt, aber der hörte ihn nicht, sondern wandte sich an Professor WilfordSmith.
    »Warum hast du mir das nicht gesagt, du verdammter Brite?«fuhr er ihn an.»Warum erfahre ich immer alles als letzter? Verdammt, zwanzig Jahre arbeiten wir jetzt zusammen, und nun fällst du mir so in den Rücken…!«
    Jetzt war es doch Zeit, einzuschreiten.»Mister Bar-Lev!«donnerte Kaun mit aller Wucht, die er aufzubringen vermochte. Es gab Situationen, da half nur ein Schrei. Ein Schrei, der den anderen schockieren mußte. Kaun stellte sich, wenn er für einen solchen Schrei Luft holte, immer vor, er müsse allein mit dem Schalldruck seiner Worte den Schädel des anderen zerschmettern.
    Und es wirkte. Bar-Lev zuckte zusammen, und für einen Moment war er aus dem Konzept gebracht.
    »Mister Bar-Lev«, wiederholte Kaun, nun wieder völlig beherrscht und so verbindlich wie möglich,»bitte lassen Sie Professor WilfordSmith am Leben; er ist unschuldig. Ich bin schuld. Wir haben die Idee heute nacht ausgebrütet, nach dem Gespräch mit Professor Goutiere, und ich wollte Sie heute morgen noch einweihen. Unglücklicherweise waren die beiden Techniker des Sotom vor Ihnen hier, deswegen mußte ich darauf verzichten. Aber wenn Sie jemanden anschreien wollen, dann bitte mich.«
    Bar-Lev musterte ihn unsicher. John Kaun hatte noch nicht viel mit dem Stellvertreter WilfordSmiths zu tun gehabt, aber er glaubte in dessen Unsicherheit zu erkennen, daß er ein simpler, geradliniger Wissenschaftler war, ein hervorragender Fachmann wahrscheinlich, aber einem Streitgespräch mit einem geschulten und geübten Rhetoriker nicht gewachsen.
    »Also gut«, sagte der Israeli.»Dann klären Sie mich bitte auf. Was soll das?«
    »Sie meinen, wie ich auf die Idee komme, den Tempelberg untersuchen zu lassen?«entgegnete Kaun.»Ja.«
    Kaun nickte mit mildem Lächeln.»Mister Bar-Lev, ich muß rasch hinaus und die beiden Techniker dahingehend beruhigen, daß sie ihr Geld auf jeden Fall bekommen, egal, wie sehr wir uns anschreien. Bis dahin möchte ich Sie einfach bitten, über die Frage nachzudenken, die wir Professor Goutiere gestern abend gestellt haben. Nämlich: welche Orte gibt es in Israel, die mit Sicherheit die letzten zweitausend Jahre unberührt geblieben sind?«
    Bar-Lev starrte ihn an wie eine Erscheinung, sah dann hinab auf den Plan des Tempelbergs, sah wieder hoch. Sein Kinn klappte herab.
    »Sie verstehen?«fügte Kaun hinzu, dann verließ er den Besprechungsraum.
    Die beiden Techniker warteten draußen, zusammen mit Ryan, und sahen ihm mit betretenem Blinzeln entgegen, als er die drei Treppenstufen auf den sandigen Boden hinabtrat.
    »Ich hoffe, der Stil unserer internen Dispute hat Sie nicht übermäßig entsetzt«, rief Kaun und bemühte sich, wohlgelaunt und absolut nicht beunruhigt zu erscheinen. Die beiden setzten ein verlegenes Grinsen auf.»Ich wollte mich unbedingt bei Ihnen beiden bedanken«, versicherte er in seinem verbindlichsten Tonfall, schüttelte ihre Hände und sah ihnen in die Augen dabei.»Die Arbeit, die Sie hier geleistet haben, war wirklich beachtlich. Glauben Sie mir, ich weiß das zu schätzen. Und was den Zornausbruch des Herrn Kollegen vorhin angeht…«Er setzte ein verschwörerisches Lächeln auf.»Es sind alles Leute, die voller Leidenschaft bei der Sache sind. Das war noch gar nichts. Wir haben uns schon ganze Nächte hindurch in viel schlimmeren Tönen angeschrien.«
    »Verstehe«, nickte der Blonde erleichtert.
    »Was den Tempelberg angeht«, fuhr Kaun fort, den Blonden im Auge behaltend, der erstens ohnehin der

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