Das Jesusfragment
heben.
»Sagen wir mal so, ich bin auf einen seltsamen Zufall gestoßen, was den Bilderberg betrifft.«
»Und das heißt?«, drängte ich.
»Offenbar hat unter den Mitgliedern eine Art Spaltung stattgefunden. Vor knapp zwei Wochen. Eine tief gehende Spaltung. Grob gesagt, ist eine der beiden Parteien mit der Kasse abgehauen. Das sorgt für riesigen Wirbel. Und man hat mir zu verstehen gegeben, dass meine Fragen nicht willkommen sind. Glaub mir, diese Typen spaßen nicht. Ich weiß nicht, in was du deine Nase gesteckt hast, aber es stinkt.«
»Ich dachte, das sind nur Leute, die Konferenzen abhalten.«
»Das dachte ich auch. Vielleicht dachten sie es sogar selber. Aber ein Teil von ihnen scheint durchgedreht zu sein. Ich habe nicht herausbekommen, bis zu welchem Punkt oder aus welchem Grund. Ich weiß nur, dass mein … Informant den Begriff sehr gefährlich verwendet und mich gebeten hat, alles zu vergessen. Du weißt, dass ich gern hinter die Kulissen geschaut hätte, aber es ist mir wichtiger, dich zu warnen, Damien.«
»Ich verstehe.«
»Nein, das tust du nicht! Ich mache keine Witze! Wenn der Typ am Telefon gefährlich gesagt hat, dann ist es wirklich sehr gefährlich.«
»Okay, okay, ich habe ja begriffen. Ich glaube, ich habe bereits einen Vorgeschmack davon bekommen.«
»Damien, es wäre klüger, du würdest nach Paris kommen, und wir reden dann über alles. Wir müssen die Polizei benachrichtigen.«
»Nein!«, protestierte ich und jetzt flüsterte ich nicht mehr. »Nein, François, du redest mit niemandem darüber, mit niemandem, verstehst du? Wenn ich in einer Woche nicht mehr weiß, können wir darüber nachdenken, ob wir die Behörden informieren, aber inzwischen musst du mir versprechen, Stillschweigen zu bewahren. Okay?«
Er seufzte.
»Du hast mein Wort. Ich finde es vollkommen töricht, aber du hast mein Wort.«
»Ich habe meine Gründe, mein Alter. Vertrau mir. Ich habe auch ein paar Dinge über sie herausgefunden. Weißt du, wer die Männer sind, die die Spaltung provoziert haben?«
»Damien, ich habe diese Information wirklich nicht. Aber wie du siehst, bewegst du dich in höchsten Kreisen. Ich gebe dir einen guten Rat: sei vorsichtig«, sagte er, bevor er auflegte.
Sophie drückte meinen Arm.
»Haben Sie ihn verstanden?«, fragte ich.
»So ungefähr.«
»Also, was tun wir?«
»Zuerst einmal gehen wir in den Keller runter, nicht wahr?«
Ich nickte und ging voraus. Die Tür war halb abgebrannt, und als ich sie aufstieß, erkannte ich, dass es die Treppe dahinter auch nicht mehr gab. Ich ließ den Lichtkegel meiner Taschenlampe durch den Raum schweifen. Alles war dunkel, überall lagen Trümmer und Aschehaufen. Ich ging in die Hocke und ließ mich mit dem Rücken zur Öffnung ins Leere gleiten.
»Passen Sie auf!«
Sophie packte mich am Arm, und mit der anderen Hand richtete sie den Strahl ihrer Taschenlampe auf den Boden, damit ich sehen konnte, wohin ich die Füße setzen musste. Zum Glück war es nicht sehr tief. Ich sprang in den Keller.
»Es ist sehr heiß hier!«, rief ich und wischte mir die Hände ab.
»Ich komme nach«, flüsterte Sophie.
»Nein, bleiben Sie oben und helfen mir dann wieder raus. Sie brauchen hier unten nicht mit mir zu versengen. Geben Sie mir die Handschuhe.«
Sie öffnete ihren Rucksack und reichte mir die Gartenhandschuhe, die wir zum Schutz vor der Hitze besorgt hatten.
Der Feuerwehrmann hatte nicht gelogen. Die Flammen hatten fast alles vernichtet. Nach wenigen Minuten erkannte ich, dass es sinnlos war, lange herumzusuchen. Dennoch entdeckte ich drei Dinge, die sich in so gutem Zustand befanden, dass es sich lohnte, sie mitzunehmen. Das erste waren Überreste eines Notizheftes, das wie ein Wunder teilweise erhalten geblieben war, vielleicht weil es einen festen Ledereinband besaß. Die beiden anderen waren die Bilder von Dürer und da Vinci. Das Glas war völlig schwarz, hatte die beiden Nachbildungen jedoch offensichtlich vor den Flammen geschützt. Überall lagen Papierfetzen herum, aber mir fehlte der Mut, diese Krümel einzusammeln, die wir sowieso nicht hätten entziffern können. Und ich muss gestehen, dass ich das Haus so schnell wie möglich wieder verlassen wollte. Behutsam verstaute ich die drei Fundstücke in meinem Rucksack und beschloss, ins Erdgeschoss hinaufzuklettern.
»Ich glaube, dass wir nichts Besseres finden werden«, erklärte ich Sophie und hob die Arme.
»Scheint so zu sein. Auch wenn ich wirklich nicht weiß, inwieweit
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