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Das Jesusfragment

Das Jesusfragment

Titel: Das Jesusfragment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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beharrlich.
    »Die haben es leichter«, fluchte Sophie, die ebenfalls in den Innenspiegel blickte, »die nutzen unsere Scheinwerfer.«
    »Sie haben nicht zufällig Ihre Waffe im Handschuhfach?«, fragte ich.
    »Nein, ich habe eine im Haus und eine in Paris.«
    »Na prima!«
    Vor uns tauchte eine Rechtskurve auf, die noch enger war als die vorherige. Ich klammerte mich an den Griff über meiner Tür und beschloss, ihn nicht mehr loszulassen. Nach der Kurve trat Sophie erneut aufs Gaspedal, aber die Limousine hatte wieder aufgeholt.
    »Sie kommen näher!«
    Sie nickte.
    »Er schießt nicht mehr«, fügte sie hinzu, »sein Magazin ist bestimmt leer.«
    »Ja, aber sie werden versuchen, uns in den Graben abzudrängen«, brummte ich.
    Sophie schaltete die Scheinwerfer aus. Es wurde stockdunkel. Sie fluchte und schaltete sie wieder ein.
    »Keine Chance!«
    In diesem Augenblick prallte die Limousine gegen unsere Stoßstange. Der Audi machte einen Satz nach vorn und geriet mit den Hinterrädern ins Schlingern. Ich stieß gegen die Kopfstütze. Sophie bekam ihr Auto schnell wieder in den Griff und wich nach links aus, um einen Zusammenstoß zu verhindern. Wir fuhren über eine Brücke. Die Limousine hinter uns bremste und wäre fast gegen das Geländer gefahren. Ich sah, wie ihre Scheinwerfer flackerten. Eine kurze Atempause. Dann holte sie uns wieder ein. Der Fahrer versuchte, neben uns zu gelangen, um uns von der Fahrbahn abzudrängen. Sophie drehte das Lenkrad heftig nach links und dann wieder nach rechts. Für ein paar Sekunden kamen wir von der Straße ab, und der Wagen holperte über die erdige Böschung.
    Schließlich gelang es dem Fahrer der Limousine, neben uns aufzuschließen. Ich konnte sein kantiges Gesicht erkennen, es war direkt neben mir. Er hatte kurze schwarze Haare, war um die vierzig, mit einem breiten Kiefer. Ein Killer aus der B-Serie. Sehr authentisch. Ein Rabe.
    Das Geräusch aufeinanderprallenden Blechs, die Panik, die Geschwindigkeit, alles vermischte sich. Sophie lenkte nach rechts und krachte gegen die Limousine. Funken sprühten und die Beifahrertür wurde mit einem Schlag eingedrückt. Aber die Limousine war schwerer und drängte uns immer weiter an den Straßenrand.
    Zweige streiften über die Windschutzscheibe und raubten Sophie die Sicht. Bald würden wir in den Graben stürzen. Ich klammerte mich mit beiden Händen ans Armaturenbrett und schrie.
    Wenige Zentimeter bevor die Räder des Audis über den Graben gingen, und der Unterboden des Wagens über den Straßenrand holperte, wurden wir von einer schicksalhaften Linkskurve gerettet. Sophie riss den Wagen in letzter Sekunde herum, doch die lange Limousine neben uns konnte nicht so schnell reagieren.
    Die Räder quietschten auf dem Asphalt, dann prallte die Limousine mit einem ohrenbetäubenden Krach gegen einen Baum. Sophie lenkte den Audi wieder auf die Mitte der Fahrbahn, und ich wandte mich in dem Augenblick um, als wenige Meter hinter uns ein roter Feuerball explodierte. Ich war starr vor Schreck, riss die Augen auf und konnte es einfach nicht glauben.
    »Scheiße, Scheiße, Scheiße«, stammelte ich schließlich und ließ mich auf dem Sitz fallen.
    Sophie konzentrierte sich ganz auf die Fahrbahn. Sie fuhr immer noch wie der Henker, als sei die Verfolgung noch nicht zu Ende.
    »Sophie, es ist vorbei, Sie können langsamer fahren.«
    Sie stieß einen tiefen Seufzer aus und nahm den Fuß vom Gas. Dann warf sie einen Blick in den Rückspiegel. Die Flammen hinter uns wurden immer kleiner.
    »Was glauben Sie, wer die waren?«, fragte sie. »Bilderberg oder Acta Fidei?«
    »Ich weiß nicht, aber ich gehe jede Wette ein, dass es die Typen waren, die auch meinen Vater von der Fahrbahn gedrängt haben.«
    Sie schloss kurz die Augen zum Zeichen ihrer Zustimmung. Dann fuhren wir schweigend weiter, jeder hing seinen Gedanken und Ängsten nach, bis wir die kleine Stadt Cabrières erreichten.
    »Wollen wir anhalten?«, fragte sie.
    »Ich weiß nicht.«
    Es gelang mir nicht, meine Gedanken zu ordnen. Meine Hände zitterten. Sophies Hände umklammerten das Lenkrad.
    Langsam ließ sie den Wagen am Straßenrand ausrollen. Wir befanden uns im Zentrum des Städtchens, im Schatten großer Bäume, die eine kleine Mauer aus grauen Steinen säumten.
    Ich hörte noch immer meinen Herzschlag und schluckte schwer.
    »Wir kehren direkt nach Paris zurück«, beschloss sie seelenruhig, ohne den Blick von der Straße zu wenden.
    »Wie bitte?«
    »Wir fahren nach

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