Das Jobinterviewknackerbuch
deshalb machen wir uns im ersten Schritt einmal im Fach Hirnforschung schlau, in zweiten Schritt dann bei den Philosophen.
|54| Warum der Personaler fühlt, was Sie fühlen
Oft stehen wir vor einem Menschen und wissen intuitiv, was in ihm vorgeht – auch wenn er nichts sagt oder sogar das Gegenteil von dem behauptet, was in ihm abläuft. Warum funktioniert das überhaupt?
Eine Antwort auf diese Frage liefert Joachim Bauer in seinem Buch
Warum ich fühle, was du fühlst. Intuitive Kommunikation und das Geheimnis der Spiegelneurone
. Er geht davon aus, dass die »neuronale Hardware« unserer Intuition das System der Spiegelneurone ist. »Der Eindruck von inneren Beweggründen anderer fließt uns völlig spontan zu«, schreibt Bauer. Er sei intuitiv da, habe sich bereits eingestellt, bevor wir anfangen, ihn bewusst zu reflektieren.
Ob es sich dabei um einen »richtigen«, im Sinne von »zutreffenden«, Eindruck handele, sei nicht so wichtig. »Viel wichtiger für das Gelingen des zwischenmenschlichen Kontakts ist, dass es überhaupt zu einem intuitiven Eindruck vom Gegenüber kommt, sodass eine spontane Kommunikation beginnen kann.«
Das heißt für Sie: Seien Sie offen! Zeigen Sie sich in Ihren Ideen, Erwartungen und Meinungen flexibel – Sie müssen gar nicht über alles detailliert reden. Und gehen Sie auf Empfang! Sehr wahrscheinlich können Sie sich ein ziemlich zutreffendes Bild über das
Mind Set
Ihres Gegenübers machen, noch bevor Sie sich selbst den Kopf darüber zerbrechen. Sie können die Grundwerte Ihres Gegenübers also ein Stück weit intuitiv erfassen, und Ihr Gegenüber kann es auch, wenn seine Spiegelneurone nicht vor lauter Stress ausgefallen sind und wenn er nicht unter Autismus leidet.
Der Schlüssel liegt auf der Werteebene
Mathias Hiebeler, Personalberater – volkstümlich auch »Headhunter« genannt« – bei
Heads
in München hat einmal formuliert: »Der
Fit
findet |55| auf der Werteebene statt.« Damit meinte er, dass im Zweifelsfall nicht das »Sehr gut« in der Diplomarbeit oder der Gesellenprüfung darüber den Ausschlag gibt, ob sich ein neuer Mitarbeiter in einem Unternehmen bewährt. Es sind die Wertvorstellungen, die zusammenpassen müssen.
Diese betreffen zum Beispiel grundsätzliche Tugenden wie zum Beispiel:
Tapferkeit: Heute würden wir eher von Disziplin, Zuverlässigkeit oder Arbeitsmoral sprechen.
Gerechtigkeit: Wie stellen wir uns den Umgang zwischen den Hie rarchien , mit Zulieferern und Kunden vor? Wie steht es um die gelebte Nachhaltigkeit im Unternehmen?
Klugheit: Was verstehen wir unter optimalen Arbeitsprozessen und wie gehen wir mit Fehlern um?
Maß: Welche Bedeutung haben für uns Gewinnspannen und per sönliches Einkommen?
Freiheit: Wie weit oder eng gesteckt sind die Vorgaben, an die wir uns zu halten haben? Wie tolerant gehen wir miteinander um?
Das klingt noch sehr abstrakt. Doch stellen Sie sich das einmal konkret vor: Passen Sie in eine konservative Bank? Oder in eine futuristische Werbeagentur? Arbeiten Sie gerne in einem großen Konzern? Oder ist Ihnen ein netter Laden um die Ecke lieber?
Knacker: So entschlüsseln Sie die Grundwerte der Firma
Sie können, noch bevor Sie sich der Strapaze eines Vorstellungsgespräches aussetzen, relativ genau herausfinden, für welche Werte ein Unternehmen steht. Schauen Sie sich einfach die Stellen- und Imageanzeigen der Firma in verschiedenen Printmedien an, den Internet-Auftritt und einige Broschüren. Vielleicht finden Sie Interviews mit dem Geschäftsführer oder mit wichtigen Abteilungsleitern: Hier können |57| Sie nicht nur erfahren, wie und was diese Menschen denken, sondern auch, ob sie eher Gucci oder Levi’s tragen.
[Bild vergrößern]
Die Sinus-Milieus in Deutschland 2010
Quelle:
SINUS-Institut, Heidelberg 2011
|57| Aufschlussreich ist auch ein Blick auf das Unternehmen selbst: In welcher Art von Gebäude arbeiten die Mitarbeiter: Glaskubus oder Fachwerkhaus? Wie sind die Büros eingerichtet: Hochglanzgranit oder Dielenboden? Vielleicht haben Sie auch die Möglichkeit, sich einen Messeauftritt anzuschauen. Anschließend können Sie – ganz subjektiv – das Unternehmen, für das Sie sich als Bewerber interessieren, in den »Kartoffelacker« des Sozialforschungsinstituts Sinus Sociovision einpflanzen:
Das Heidelberger Institut untersucht regelmäßig die Wertorientierungen und Lebensstile in Deutschland. Ähnliche Orientierungen und Stile werden zu Sinus-Milieus© geclustert und mit einem
Weitere Kostenlose Bücher