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Das Joshua Gen (German Edition)

Das Joshua Gen (German Edition)

Titel: Das Joshua Gen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Krusch
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hohes Fieber, er fantasiert. Was regen seine Worte Sie so auf?«
    Pater Simon sank zurück in den Beifahrersitz. Er schloss die Augen. »Nicht die Worte sind es, sondern die Erinnerung an den, der sie mir einst sagte«, flüsterte er und hielt die Hände fest gefaltet, damit Vince ihr Zittern nicht sah. »Es war der leibhaftige Teufel.«

    »Hallo! Sitzt wieder auf deinem Lieblingsplatz, was?«
    Es war zu spät, um davonzulaufen, also nickte sie kurz in seine Richtung.
    »Schön warm hier draußen.« Der Mann, den alle nur Vince’ Kumpel nannten, setzte sich neben sie.
    »Ich hatte Sie nicht gebeten, Platz zu nehmen.«
    »Ach, immer so förmlich. Wir kennen uns doch schon eine Weile, Maggy.«
    »Und nennen Sie mich nicht Maggy, niemals, verstanden!«
    »Okay, okay ... besser man verscherzt es sich nicht mit einer Anwältin wie dir!« Kurz lachte er, dann wurde seine Stimme ernst. »Was diese Bank hier und die Plätze darauf betrifft, so sollten wir nicht streiten. Die Bank gehört zu der Klinik, ich gehöre zu der Klinik. Aber wohin gehörst du, Mag-niemals-Maggy? Hast du dich schon entschieden? Hahaha!«
    Sie sprang auf. »Sind Sie verrückt geworden – was fällt Ihnen ein, so mit mir zu reden?!«
    Der Mann mit den frisch verbundenen Fingern strahlte sie an. »Klar bin ich verrückt. Oder dachtest du, ich wäre nur wegen der tollen Aussicht hier?« Er begann erneut zu lachen.
    »Entschuldigen Sie, ich hätte das eben nicht sagen sollen ...«
    »Vergessen wir es einfach.« Er wies auf das freie Stück der Bank, und sie setzte sich wieder hin, ganz außen an den Rand, mit ihrer Tasche zwischen sich und ihm.
    »Was für ein Licht, was für ein Tag«, schwärmte er.
    Sie schauten über den Klinikpark. Der weite Sommerhimmel ließ sein Grün leuchten. Die warme Luft duftete nach Rosen. Es war fast zu schön. Margaret entspannte sich.
    »Wo ist mein Kumpel?«
    »In seiner Zelle. Vince schreibt.«
    »Für die Akte, was?«
    Sie schwieg.
    »Akten, Akten ... Ist das dein ganzes Leben?«
    »Was?«
    »Ich hab dich hier noch nie ohne welche gesehen«, fuhr der Mann neben ihr fort. »Schleppst du sie draußen auch immer mit dir rum?«
    »Manchmal nehme ich sogar eine mit ins Bett.« Sie zwinkerte ihm zu, er lachte.
    »Dieser Humor gefällt mir, Mag-niemals-Maggy. Und deine neue Frisur.«
    »Oh, danke. Nach zwei Wochen schon der zweite, der es bemerkt.« Ein Lächeln umspielte ihren Mund.
    »Und dass du keine Brille mehr trägst, ist mir auch nicht entgangen. Tust du das für Vince?«
    »Wie bitte?«
    »Du stehst irgendwie auf den Spinner. Er gibt dem Leben in deinem Haus aus Akten einen Sinn, nicht wahr? Seine ganzen Abenteuer, seine Gefährten, all die Orte, all die Seiten, die er dir schreibt. Er gibt dir ein Leben, Margaret, ja!« Der Mann in der Gärtnermontur lächelte. »Und er kann nicht davonlaufen, so wie Paul.«
    Alles Sanfte war aus ihrem Gesicht verschwunden. Sie erhob sich. »Das geht dich nichts an!« Ihr Schatten fiel schwarz auf seine weißen Verbände. »Nichts, hast du das kapiert?! Nichts, nichts, nichts! «
    Er duckte sich unter den Schreien wie unter einer Peitsche. Er kroch auf allen vieren weg von der Bank, wimmerte bettelnd, nicht geschlagen zu werden.
    Margaret verstummte beschämt. Was war nur in sie gefahren? Der Mann war seelisch krank, und sie schrie hier auf ihn ein! Sie beugte sich zu ihm. »Das wollte ich nicht. Es tut mir leid, bitte ... setzen wir uns doch wieder hin.«
    Er schüttelte den Kopf, kroch weiter über den Rasen, weg von ihr. »Fass mich da nicht an! Lass mich in Ruhe, du bist krank, Mutter! Krank!«

    Er riss sich los. Er war zu flink. Die Menge verschluckte ihn.
    »Nathan, warte!«
    Ihr Ruf hallte durch die Shopping Mall.
    »Nathan!«
    Dutzende Geschäfte im Erdgeschoss. Und in den Etagen oben noch mehr. Ihr Herz schlug schneller. Sie sah ihn nirgends. Hätte sie doch im Taxi nicht nachgegeben! Aber er hatte sich gut gefühlt, das Aspirin hatte sein Fieber gesenkt, also hatte sie ihm erlaubt mitzukommen. »Nathan!«, rief Nona wieder. Die Leute schauten mitleidig. Noch eine Mutter, die ihr Kind in diesem Trubel verloren hatte. Ostern stand bevor, die Mall war gut besucht. Sie hetzte um die Menschen, rannte in Läden und wieder hinaus, bis sich ihr jemand in den Weg stellte. Er trug eine Polizeiuniform.
    Ihr brach der Schweiß aus. Sie presste die Einkaufstüte fester an sich. Darin war eine interessante Mischung für Polizisten. Schwarze Haartönung, Psychopharmaka, zweihundert

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