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Das Joshua Gen (German Edition)

Das Joshua Gen (German Edition)

Titel: Das Joshua Gen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Krusch
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Sohn entführt wurde?«
    »Vince hat so vieles vergessen. Er erinnert sich erst nach und nach an alles, seit er es aufschreibt. Mein Gott, ich muss zu ihm. Er darf jetzt nicht allein sein, nicht jetzt, wo er das von Max weiß!«
    »Ich kann Sie nicht mehr zu ihm lassen.«
    »Was?«
    »Sie könnten ihn gefährden.«
    Sie glaubte, sich verhört zu haben.
    »Ihn gefährden? Unsinn, ich helfe ihm. Herrgott, ich bin seine Anwältin, Dr. Burke!«
    »Es gab einen Vorfall, Miss Linney. Ein Patient, der zu Vince eine gewisse Freundschaft empfindet, hat sich gestern selbst verstümmelt. Er tat das, nachdem er Sie im Park angetroffen hatte.«
    Margaret erblasste. Sie wusste, wen der Klinikleiter meinte . Hallo! Sitzt wieder auf deinem Lieblingsplatz, was? Sie sah es vor sich. Er duckte sich unter den Schreien wie unter einer Peitsche. Er kroch auf allen vieren weg von der Bank, wimmerte bettelnd, nicht geschlagen zu werden.
    »Eine Stunde nachdem Sie ihn angeschrien hatten, steckte er seine Hände in die Mikrowelle in unserer Küche. Vorher hatte er das Glas aus der Gerätetür entfernt, weil er wusste, dass die Mikrowelle nur bei geschlossener Tür läuft.«
    Sie sank in dem Stuhl zusammen. »Oh Gott ... ich ... es tut mir unendlich leid, ich weiß nicht, warum ich ihn anschrie ... er hat es irgendwie provoziert.«
    »Sie haben einen Patienten in einer psychiatrischen Klinik in eine akute Krise getrieben. Meinen Patienten!«
    Sie nickte. »Es tut mir wirklich leid, ich wollte das nicht. Es war mein Fehler, das verstehe ich.«
    »Dann werden Sie auch verstehen, dass ich Sie nicht mehr in die Nähe der Patienten lassen werde. Auch nicht in die Nähe Ihres Mandanten.«
    »Das können Sie nicht tun – das dürfen Sie nicht!« Margaret war aufgesprungen.
    »Ich kann es und ich darf es. Es ist meine Klinik.«
    »Aber Vince ist unschuldig!«
    »Sein Fall ist verloren, Miss Linney. Er ist verloren. So sehen es auch die Untersuchungsbehörden.«
    »Nein, nein, nein!«, rief sie. »Ich hab einen Zeugen! Ich kann beweisen, dass Vince die Wahrheit sagt, dass er nicht verrückt ist! Lassen Sie es mich beweisen!«
    Der Klinikleiter lehnte sich in seinem Sessel zurück. Er hörte ihrem heftigen Atmen zu, betrachtete ihre glühenden Wangen. »Sie haben also einen Zeugen ...«
    »Ja. Ein Polizist im Ruhestand. Er heißt Stanley!«
    Dr. Burke nickte. »Bringen Sie mir diesen Stanley. Ich werde mir anhören, was er zu sagen hat, dann sehen wir weiter. Sie haben vierundzwanzig Stunden, danach kann ich nichts mehr für Sie und Ihren Mandanten tun.«

    Kein guter Platz für Ladys wie uns, hatte die alte Anny aus der Stadtmission gewarnt. Aber dort finden Sie den, den sie aus dem Wasser gezogen haben ... Ihre Taschenlampe flackerte. Sie schlug mit dem Handballen gegen das gummierte Gehäuse. Vor ihr lagen die Hütten aus alten Pappkartons und Plastikplanen. Ein ganzes Dorf, dachte Margaret mit einem sehr mulmigen Gefühl. Jetzt verstand sie Annys Warnung. Wer lebte in dieser stillgelegten Tiefgarage im nördlichen Brooklyn? Nicht zu lang darüber nachdenken. Sie stieg über stinkenden Unrat und offene Mülltüten hinweg, sie suchte das, was Anny beschrieben hatte. Ein Häuschen mit Zaun. Ja, mit einem Zaun, Lady! So verrückt muss einer erst mal sein da unten. Der Strahl der Taschenlampe erfasste zwei sehr große Kartons, ineinander geschoben und umgeben von Schenkeln alter zerbrochener Klappleitern. Der Zaun! Sie war erleichtert, dann berührte etwas ihre Waden. Etwas Pelziges. Die Lampe flackerte wieder. Kein guter Platz für Ladys wie uns. Margaret fror plötzlich. Das hyänenartige Gelächter der zahnlosen Anny hallte durch ihr Gedächtnis, so wie es durch den Schlafraum der Stadtmission gehallt war.
    Sie erstarrte. Jetzt berührte etwas ihre Schuhe, leckte daran.
    »Keine Angst, ich habe sie gerade gefüttert.«
    Das Licht der Lampe durchdrang kaum den Schmutz auf dem kleinen Gesicht. Nur dass das Kind ozeanblaue Augen hatte, war nicht zu übersehen. Es war ein Mädchen mit vier Zöpfen, und es stand in einem Meer von ... Ratten.
    »Wer bist du?«, fragte es.
    Margaret brauchte einen Moment. »Ich ... ich bin Anwältin.«
    »Hast du dich verlaufen?«
    »Nein. Aber er.«
    Sie kramte in der Aktentasche nach dem Foto. Sie konnte den Blick nicht von den Ratten lösen. Dicht an dicht umringten sie das kleine Mädchen. Womit bekommt man einhundert Ratten satt?, fragte sich Margaret. Das Foto in ihrer Hand zitterte.
    »Ich kenne den Mann«, sagte das

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