Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)
ganze Zahl gibt . Wenn es sie gibt, ist alles Folgende korrekt, und es muss die 1 sein. Da das aber keinen Sinn ergibt, muss der Beweis falsch sein, und daraus folgt, dass keine größte ganze Zahl existiert.
Um also mithilfe des ontologischen Gottesbeweises auf die Existenz eines größten denkbaren Wesens zu schließen, müssen wir zunächst voraussetzen, dass solch ein Wesen existiert, ohne uns einfach auf die Definition zu beziehen. Der Beweis besagt also: »Wenn Gott existiert, dann existiert Gott.«
Glückwunsch!
Welche Vorzüge der Monotheismus auch besitzen mag, es gehört jedenfalls nicht dazu, dass er sich aus dem ontologischen Gottesbeweis schlussfolgern lasse.
Der größte Triumph des Monotheismus, die Unifikation, ist möglicherweise sein größter Denkfehler. Alle rätselhaften Phänomene denselben Ursachen zuzuschreiben, ist ein geläufiger philosophischer Irrtum, die Gleichsetzung der Unbekannten. Asimov hat das so formuliert: Wenn Sie UFO s, Telepathie oder Geister nicht verstehen, dann müssen UFO s von telepathischen Geistern gesteuert werden. Diese Denkweise erfindet ein Etikett, heftet es allen Geheimnissen an und verschließt eben dadurch den Zugang zu ihnen. Sie behauptet für alle dieselbe Ursache, womit diese Ursache jede erklärende Kraft verliert.
Wenn Sie ein kambodschanischer Animist sind und an einen Geist für jedes Naturphänomen glauben, dann ist Ihnen bewusst, dass unterschiedliche Phänomene unterschiedliche Erklärungen haben können. Die Erklärung für Wasser ist nicht dieselbe wie für einen Baum. Das kann ein Ausgangspunkt sein, um mehr herauszufinden. Wenn Sie aber Monotheist sind und dieselbe Erklärung für alles geben, was Sie nicht verstehen – was immer es auch sei, und ebenso gut auf das Gegenteil anwendbar –, dann versperren Sie einfach die Wege für weitere Nachforschungen, indem Sie für jedes Rätsel dieselbe wohlfeile Antwort parat haben.
Wie viele Menschen haben in der wissenschaftlichen und technischen Welt von heute Glaubensvorstellungen, die sich im Einklang mit ihrer Welt befinden? Wie viele verstehen etwas von Mikrowellenherden, davon, warum Flugzeuge in der Luft bleiben (der Bernoulli-Effekt genügt hier als Lüge-für-Kinder, reicht aber eigentlich nicht aus), wie Elektrizität in die Häuser verteilt wird (ohne Elektrizität von einer Steckdose zu erwarten, die nicht angeschlossen ist) und dass Milch von Kühen stammt, nicht aus dem Supermarkt? Welcher Anteil der Menschen muss rational sein, damit die Zivilisation in Gang bleibt? Oder, was heutzutage treffender wäre: Wie viele Menschen sind nötig, Gangster oder Terroristen, Bornierte oder Eiferer, damit das Gefüge einer zivilisierten Gesellschaft zusammenbricht? Und warum sollten (manche) Religionen diese Art von Terrorismus mit ebendiesem Ziel begünstigen? Es mögen nur Extremisten sein, doch es gibt offensichtlich Glaubenssysteme, die zu solchem Extremismus ermutigen.
Es gibt eine Antwort, aber es wäre uns lieber, wenn wir uns irren würden. Die Menschen leben ihr Leben und sind mit allen möglichen Ereignissen vertraut, doch für die meisten ist die Welt klein. Bei einem afrikanischen Stamm mag es Feste und Feiertage geben, enge Beziehungen zu etwa zwanzig Leuten, größtenteils Verwandten, und flüchtigere Bekanntschaft mit vielleicht weiteren Hundert, ganz wie bei den orthodoxen Juden in Golders Green oder bei den Muslimen in Bradford. Arbeitskollegen, Leute mit demselben Hobby, Fußballfans, Kneipenbekanntschaften und Freunde bringen die Gesamtsumme auf etwa 150. Menschen können sich anscheinend höchstens zweihundert Gesichter merken.
In der Folge ist das Leben all dieser Leute fast durchweg provinziell, ganz so, wie das Leben in Fernseh-Soaps dargestellt wird. Es sind meistens kleine Ereignisse, die den Leuten widerfahren, Geburten, Hochzeiten und Todesfälle kommen selten vor, Krönungsfeierlichkeiten noch viel seltener. Es ist kein Wunder, dass Religionen populär sind, die Ordnung in solch ein Schmalspurleben bringen und ihm einen viel größeren Rahmen geben. Sie liefern Gebete, Hymnen und Predigten, die dazu beitragen, dass sich solch ein Leben bedeutsamer anfühlt. Sie versprechen Größeres: Götter, Engel und ein Leben nach dem Tod. Die Nachrichten über Stars, Prominente, die jeder aus dem Fernsehen kennt und von denen die Illustrierten überquellen, verleihen einem gewöhnlichen Leben auf ähnliche Weise ein wenig Glanz.
Doch es gibt noch eine andere, dunklere Seite.
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