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Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Titel: Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Jack Cohen , Ian Stewart
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die Klarheit ihrer Behauptungen oder die Kraft ihrer Argumente zu schätzen weiß.
    Im Lauf der Jahre haben wir – sehr zu unserer Überraschung – festgestellt, dass auch manche Wissenschaftler so sind. Privat geben sie oft zu, dass es Probleme mit den aktuellen Theorien auf ihrem Fachgebiet gibt. Möglicherweise räumen sie sogar ein, dass bestimmte Grundzüge vielleicht verändert werden müssen, wenn neue Tatsachen bekannt werden. In der Öffentlichkeit aber demonstrieren sie absolute Gewissheit. Es gibt Biologen, die wissen , dass die wichtigste Eigenschaft jedes Organismus seine DNS ist und dass praktisch alles an Lebewesen durch ihre Gene erklärt wird. Es gibt Physiker, die wissen , dass das Universum aus diesen Teilchen mit diesen Konstanten und Mechanismen besteht. Sie wissen, dass letzten Endes alles auf der Welt auf Grundlagenphysik hinausläuft. Wir verstehen, dass Ingenieure sehr leicht diesen Standpunkt in Bezug auf ihr Fachgebiet einnehmen können. Immerhin ist es größtenteils Menschenwerk: Getriebe, Motoren, Oszillographen, MRI -Geräte, LED s, Zyklotrone … Aber Elektronen? Quantenwellen? W- und Z-Teilchen? Das Higgs-Boson?
    Anderen ist solche Gewissheit verdächtig, sie neigen dazu, ziemlich oft »Ich weiß nicht« zu sagen, und sind sich über vieles unsicher. Was sie glauben, stammt aus einem Gemisch von Quellen, die oft recht unzuverlässig sind; sie neigen dazu, selbst über ziemlich wichtige Fragen ihre Ansichten zu ändern.
    Dennetts Den Bann brechen: Religion als natürliches Phänomen führt uns in die Zeiten zurück, als die Menschen keinen Zugang zu halbwegs verlässlichen Informationen hatten. Aber wie zahlreiche New-Age-Anhänger heutzutage bezogen sie »Information« aus der Astrologie, aus Mythen, aus Gerüchten, aus der Folklore – weil anderswo keine zu bekommen war. Die Extelligenz, die Information außerhalb der Köpfe, war damals sehr schlecht organisiert, doch primitive Religionen bildeten eine Ausnahme. Sie waren oft weitreichend organisiert, mit zahlreichen Göttern und Göttinnen, einer Kosmologie oder mehreren davon, mit Zeremonien und Ritualen.
    Religionen lieferten tatsächlich die überzeugendsten Methoden, um das Leben zu meistern. Im Lauf der Zeit fand so etwas wie eine natürliche Auslese unter den Religionen statt, sodass jene, die überdauerten und Anhänger um sich scharten, immer wirksamere Methoden entwickelten, um weitere Anhänger zu gewinnen. Die zehn Gebote waren eine sehr gute Zusammenstellung und sorgten dafür, dass es weniger soziale Probleme gab, selbst wenn die meisten »mehr durch Verletzung als durch Befolgung respektiert« wurden.* [* In dieser Bedeutung wird – wie auch hier – das Shakespeare-Zitat »More honor’d in the breach than in observance« heute meistens verwendet. In Hamlet (I, 4) war allerdings etwas anderes gemeint, und Schlegel übersetzte ganz richtig, die am Hof von Helsingör üblichen Saufgelage seien ein Brauch, »wovon der Bruch mehr ehrt als die Befolgung.«] »Du sollst verfaultes Fleisch essen« wäre wenig hilfreich gewesen. »Du sollst alle deine Brüder töten« war vergleichsweise nützlich für frühe muslimische Potentaten. »Liebe deinen Nächsten« war bemerkenswert gut (ursprünglich im Judentum, später im Christentum) und breitete sich dann 1500 Jahre lang aus, wie man aus Pinkers Gewalt: eine neue Geschichte der Menschheit über den universellen Rückgang menschlicher Gewalt entnehmen kann.
    Heutzutage, da die Extelligenz besser organisiert ist und Internet-Suchmaschinen uns helfen, durch die überwältigenden Informationsmengen zu navigieren, können wir zurückblicken und die Anfänge der Rationalität bei den Ägyptern und den Griechen entdecken, dann in gewissem Ausmaß bei den Römern und den Hebräern, später in der Reformation und Aufklärung. Die Rationalität und die Anfänge der Wissenschaft, Bacon und Descartes, liefen der Theologie als Methode, das Leben zu führen, den Rang ab, zumindest für einige Leute – diejenigen, die die Traktate schrieben. Von der Dampfkraft, von Kanälen und Eisenbahnen führte diese Entwicklung über die industrielle Revolution zur modernen Welt.
    Religionen blieben jedoch im Hintergrund des Spiels stets präsent. Immer gab es Priester, die ihren Segen spendeten oder Fortschritte der Rationalität verdammten. Galilei, für seinen Glauben, dass die Erde um die Sonne kreist, von der Kirche verfolgt, steht für Tausende solcher Episoden. Die katholische Kirche hat

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