Das Juwel der Elben
sich nicht Geschichten über streitsüchtige Kleinlinge erzählen, die sich untereinander nicht einigen können und ihre Gäste schlecht behandeln!“
„Mit Verlaub, Majestät, vielleicht ist es an der Zeit, dass man sich endlich mal streitet!“, rief ein Kleinling aus der Menge. „Wir können doch nicht einfach so weiterleben wie bisher, als würde es die Gefahr nicht geben, in der wir alle schweben!“
Alle drehten sich nach dem Sprecher um, aber dieser hatte offenbar nicht den Mut, vorzutreten und dem König von Angesicht zu Angesicht die Meinung zu sagen.
„Wer hat das gesagt?“, rief seine Gemahlin empört und erhob sich ebenfalls. Doch niemand meldete sich.
„Ich glaube, jetzt wäre ein guter Moment, mit der Wahrheit rauszurücken“ , wandte sich Daron in Gedanken an Sarwen.
„Meinst du wirklich? Ich weiß nicht …“
„Schließlich sind wir daran schuld, dass das Reich der Kleinlinge in so großer Gefahr schwebt!“
„Ja, eben!“
Aber Daron war entschlossen, den Kleinlingen reinen Wein einzuschenken. „Hört mir zu!“, rief er in das betretene Schweigen hinein, das entstanden war. „Die Gefahr, in der sich euer Reich befindet, ist furchtbar, und dass mit den Trorks nicht zu spaßen ist, haben wir leider auch erleben müssen. Aber vielleicht gibt es noch eine Rettung.“
„Die einzige Möglichkeit, unser Land vor den Trorks zu retten, wäre es, das Juwel wiederzufinden“, meinte der König. „Aber wie sollte das geschehen? Dieses Riesenfledertier ist damit auf und davon!“
„Das Fledertier gehört uns“, gestand Daron ein, und er sah, wie bei allen Anwesenden im Raum die Augen größer wurden.
„Das ist keine gute Idee, Daron. Die werden furchtbar sauer auf uns sein “, übermittelte ihm Sarwen auf geistiger Ebene. Doch es war bereits zu spät.
„Sprich weiter!“, forderte Koy den Elbenjungen auf, um sogleich eine Verbeugung in Richtung König anzudeuten. „Natürlich nur, sofern Ihr erlaubt, Majestät.“
„Ich erlaube es!“, knurrte der König des Reichs der Kleinlinge, auf dessen Stirn eine tiefe Unmutsfalte erschienen war.
„Wir haben diesem Geschöpf einen Namen gegeben – Rarax – und dachten, dass wir es schon völlig gezähmt hätten“, berichtete Daron.
„Aber das war offensichtlich nicht der Fall. Auf einem Probeflug verloren wir die Kontrolle. Rarax hat uns sozusagen entführt. Er ist immer weiter und weiter geflogen, und wir konnten nichts dagegen unternehmen. Schließlich hat er uns im Wilderland abgeworfen und ist davongeflogen. Danach muss er wohl irgendwie hierher gelangt sein und hat sich das Juwel geschnappt …“
Kapitel 11
Auf Rarax' Spuren
Eine Weile sagte niemand im steinernen Versammlungshaus ein Wort. Dann schüttelte der König mit leidender Miene den Kopf und sagte:
„Dann haben wir eurem Leichtsinn das alles zu verdanken.“
„Das stimmt leider“, gab Daron unumwunden zu.
Der Kleinling-König rang die Hände. „Da bekommen wir einmal seit Generationen Besuch aus dem sagenhaften Reich der Elben, das für uns Kleinlinge so etwas wie ein fernes Märchenland ist, und dann bringt uns dieser Besuch so viel Unglück!“
„Aber wir wollen Rarax wieder einfangen!“, entgegnete Daron. „Denn ohne ihn können wir kaum in absehbarer Zeit nach Hause gelangen. Und vielleicht gelingt es uns dann auch, das Juwel wiederzubeschaffen, sodass es zurück an seinen angestammten Platz auf dem Versammlungshaus gelegt werden kann und das Reich der Kleinlinge auch in Zukunft vor den Angriffen der Trorks zu schützen vermag.“
„Das wäre zu schön, um wahr zu sei“, murmelte der König ziemlich mutlos und mit hängenden Schultern.
„Warum sollte das nicht möglich sein?“, fragte Daron. „Wenn wir dem Riesenfledertier nahe genug sind, können wir seine Gegenwart spüren. So hatten uns unsere Sinnen vorab verraten, dass es vor kurzer Zeit hier war. Vielleicht hat jemand von euch einen schnellen Pferdewagen oder ein gutes Flussboot, mit dem wir Rarax folgen und ihn vielleicht sogar einholen können.“
„Ein Flussboot?“, fragte Mik. „Das ist keine gute Idee. Das Riesenfledertier ist nach Süden geflogen, also müsstet ihr flussaufwärts fahren, und so viele Ruderer gibt es im ganzen Kleinling-Land nicht, als dass sie gegen die Strömung ankommen könnten.“
„Nach Süden verläuft die Straße, über die ich immer mit meinem Handelswagen fahre“, sagte der Halbling Koy und kratzte sich am Kinn.
„Vielleicht könnte ich euch
Weitere Kostenlose Bücher