Das Juwel der Elben
fest.
Mik und Mok wechselten einen kurzen Blick, und während Mok sich seinen Schnauzbart zwirbelte und Mik die Gläser seines Dunkelsehers am Ärmel putzte, seufzten beide wie aus einem Mund.
„Die meisten versuchen einfach das Leben zu genießen, solange es noch geht“, sagte Mik schließlich.
„Wir sind da natürlich etwas anders“, ergänzte Mok, „und manche hier im Dorf nehmen uns das übel, weil sie sagen, dass wir ihnen die Stimmung verderben. Aber die Trorks haben bereits gestern eine der Wassermühlen am Fluss überfallen. Das hätten sie früher nie gewagt, weil der Bann des Juwels sie zurückgehalten hätte.“
„Und was gedenkt ihr dagegen zu unternehmen?“, fragte Daron. Mik und Mok zuckten gleichzeitig mit den Schultern. „Nächste Woche will der König des Kleinling-Reichs eine Versammlung einberufen, in der darüber beraten werden soll“, berichtete Mik.
„Wenn es dann mal nicht schon ein zu spät ist“, befürchtete Mok.
„Aber lass uns erst mal ins Steinhaus gehen. Dort werdet ihr übrigens auch unseren König sehen.“
„So ist dieser Ort eure Hauptstadt?“, stellte Daron fest.
„Na ja, Hauptstadt – das klingt ein bisschen übertrieben, aber hier gibt es das einzige Steinhaus, und außerdem ist hier genau die Mitte unseres in jeder Beziehung kleinen Reichs“, erklärte Mik. „Das hat auch etwas mit dem Juwel zu tun, denn seine Wirkung ist natürlich schwächer, je weiter man von ihm entfernt ist.“
„Und einen Namen hat dieser Ort nicht etwa?“, hakte Sarwen nach.
„Wozu denn einen Namen? Er heißt einfach das Dorf“, antwortete Mik.
„Alle anderen Siedlungen in unserem Reich sind kleiner, sodass die Bezeichnung Dorf bei ihnen völlig übertrieben wäre. Zu Verwechselungen kann es da also nicht kommen.“
„Eine seltsame Logik“ , dachte Sarwen an Daron gerichtet, aber sie hütete sich davor, es laut auszusprechen. Schließlich waren sie ja Gäste in diesem Dorf und froh darüber, erst mal Unterschlupf vor den Trorks gefunden zu haben.
Mik und Mok führten sie ins Innere des Steinhauses. Der große Raum, der sich ihnen eröffnete, war voller Kleinlinge, die ausgelassen feierten. Die Decke war ziemlich niedrig, und Daron stieß beinahe mit dem Kopf gegen einen Kronleuchter.
„Ja, du wirst hier etwas auf deines Schädel achten müssen“, meinte Mik. „Unsere Häuser sind zwar für unsere Halbling-Verwandten gerade noch groß genug, aber für alle, die größer sind, kann es schon Probleme geben.“
Als sie eingetreten waren, waren die meisten Gespräche im Raum verstummt. Die Tanzenden hörten auf, sich im Kreis zu drehen und auf dem Boden zu stampfen, und die Musikgruppe, bestehend aus einem Sänger, einem Flöten-und einem Paukenspieler, brach ab.
„Wenigstens wissen wir jetzt, dass mit unseren Ohren absolut alles in Ordnung ist, denn wir haben die Instrumente selbst aus großer Entfernung richtig herausgehört“, dachte Daron und wechselte dabei einen kurzen Blick mit seiner Schwester. Diese lächelte zwar, wirkte aber trotzdem recht angespannt, weil die beiden Elbenkinder im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit standen.
Auf einem einfachen Holzthron saß der König des Kleinling-Reich, den die Elben an der schmalen Krone aus Gold und dem Zepter sogleich erkannten. Der Kleinling-König hatte einen langen, grau gelockten Bart und starrte die Besucher stirnrunzelnd und verwundert an. Neben seinem stand ein weiterer Thron, auf dem offenbar seine Gemahlin saß, denn das Haupt der Kleinling-Frau schmückte ebenfalls eine Krone.
„Hast du dir mal überlegt, wie das wird, wenn wir denen beichten, dass ausgerechnet unser Fledertier ihnen das Zauberjuwel gestohlen hat?“, richtete Sarwen einen Gedanken an Daron.
„Früher oder später werden wir nicht darum herum kommen, ihnen die Wahrheit zu gestehen“ , befürchtete Daron.
„Da wäre ich aber lieber etwas vorsichtiger. Schließlich könnte es sein, dass diese bisher so freundlichen Winzlinge dann plötzlich sehr ungehalten reagieren!“
„Früher oder später müssen wir es ihnen sagen. Schließlich brauchen wir ihre Hilfe, wenn wir Rarax wieder einfangen wollen. Und dass wir das hinbekommen, ist ja auch im Interesse der Kleinlinge. Immerhin ist das wohl die einzige Möglichkeit für sie, ihr Juwel zurückzubekommen. Und ohne Juwel müssten sie sich anderswo ein neues Land suchen, den gegen die Trorks werden sie sich nicht behaupten können.“
„Ich würde die Knirpse nicht unterschätzen“,
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