Das Juwel der Elben
helfen.“
„Wohin führt die Straße?“, fragte Daron.
„Sie endete bei der Mühle von Brako dem Müller“, antwortete Koy.
„Das ist der südlichste Punkt des Kleinling-Reichs. Danach beginnt das Reich des Knochenherrschers, aber auf meinen Fahrten meide ich dieses Land und weiche stets in einem weiten Bogen nach Osten aus.“
„Von einem Reich des Knochenherrschers habe ich noch nie gehört“, bekannte Daron. „Auf den Karten, die mir mein Großvater zeigte, war kein Land verzeichnet, dass diesen oder auch nur einen ähnlichen Namen trug, da bin ich mir ganz sicher.“
„Das wundert mich nicht“, sagte Koy. „Selbst hier bei uns ist ja kaum etwas über dieses Reich bekannt. Angeblich wird es von einem Herrscher regiert, der über starke magische Kräfte gebietet und diese nutzt, um seine Untertanen zu versklaven. Ich würde mir zweimal überlegen, dieses Land zu betreten. Bevor man sich versieht, ist man der Sklave dieses Knochenherrschers und ahnt es nicht mal, weil er einen verhext hat. So ein Risiko würde ich nie eingehen, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt.“
„Vor Magie haben wir keine Angst“, sagte Sarwen mit fester Stimme.
„Davor können wir uns notfalls schützen.“ Und während sie dies sagte, wurden für einen kurzen Moment ihre Augen ganz schwarz, was erneut ein Raunen unter den Kleinlingen hervorrief.
„Jedenfalls muss etwas getan werden!“, sagte Daron. „Wenn ihr abwartet, wird alles nur noch schlimmer!“
„Könnte es nicht auch sein, dass die Trorks uns längst vergessen haben?“, äußerte sich da die Gemahlin des Königs. „Vielleicht regen wir uns alle vollkommen umsonst auf. Gut, es hat einen Überfall gegeben –
aber das war an der Grenze unseres Reiches. Vielleicht trauen sich die Trorks gar nicht bis ins Dorf, weil das Juwel sie schließlich unzählige Generationen lang davon abgehalten hat.“
„Ich fürchte, da irrt Ihr, Majestät“, erhob ein sehr alter Kleinling das Wort. Er hatte langes graues Haar und einen weißen Bart. Für einen Kleinling war er erstaunlich groß und überragte die anderen um fast einen Kopf.
„Das ist der königliche Juwelmeister“, raunte Mok den beiden Elbenkindern zu. „Seine Aufgabe war es immer, das Juwel zu pflegen. Er hat es in regelmäßigen Abständen vom Mast holen lassen und mit bestimmten Zaubermitteln bestrichen, die seine Wirksamkeit erhöhten.“
Der Juwelmeister trat vor, und offenbar hatten alle anderen großen Respekt vor seinem Amt und seinem Alter. „In unseren alten Schriften ist genau überliefert, wie das Juwel wirkt und vor allem der Bann, mit dem die Trorks ferngehalten wurden. Dieser Bann löst sich nicht sofort auf, sondern lässt langsam nach. Wie schnell, das vermag niemand zu sagen. Aber der Bann wird immer schwächer, wenn das Juwel nicht mehr an seinem Platz ist. Die Trorks werden sich also Tag für Tag etwas näher herantrauen und uns zusetzen.“
Dann wandte sich der alte Kleinling an Daron und Sarwen. „Euer Riesenfledertier hat eine Katastrophe ausgelöst. Dieses Juwel ist unersetzbar. Unser Vorfahre Nomtro soll es in der Erde gefunden haben, als er das Fundament für das steinerne Versammlungshaus grub, und ein Erdgeist teilte ihm mit, was damit zu tun sei. Aber dieser Erdgeist sagte auch, dass es kein zweites Juwel wie dieses gibt und dass wir es gut bewahren sollen.“
„Was geschehen ist, tut uns sehr leid“, versicherte Daron. „Und wir werden versuchen, diesen Schaden wiedergutzumachen.“
„Auch wenn ihr beide vielleicht sogar schon älter seid als ich – ich bin zu alt, um euch begleiten zu können“, sagte der Juwelmeister. „Meine Knochen schmerzen, und ich kann kaum noch gehen. Doch wenn ich jünger wäre, ich würde euch helfen.“ Er hob den Blick und sah sich um.
„Aber vielleicht ist ja jemand anderes hier im Raum bereit, euch zu unterstützen, denn ich glaube nicht, dass ihr die Aufgabe, die ihr euch da stellt, allein schaffen könnt!“
Da meldete sich Koy der Halbling zu Wort. „Mein Angebot steht immer noch! Dies ist zwar das Reich der Kleinlinge, aber hier steht nun mal meine Werkstatt, und hier werden meine Dunkelseher hergestellt. Darum ist für mich die Wiederbeschaffung des Juwels genauso wichtig wie für euch alle hier.“
Er machte eine kurze Pause und wandte sich danach an Daron und Sarwen. „Wie ich schon sagte: Ich werde euch helfen! Der schnellste Wagen soll uns nach Süden bringen – zumindest so weit, wie die Straße durch das
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