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Das Juwel der Elben

Das Juwel der Elben

Titel: Das Juwel der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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ihn etwas sehr viel mehr: „Hat euer Großvater zufällig mal den Namen Jay Kanjid erwähnt?“
    Daron und Sarwen sahen sich kurz an.
    „Nicht, dass ich wüsste, Sarwen!“
    „Da wird der Halbling aber enttäuscht sein!“, antwortete Sarwen in Gedanken.
    „Tut mir leid, ich kann mich nicht erinnern“, erklärte der Enkel des Elbenkönigs laut. „Aber unser Großvater hat schon so lange gelebt und ist so vielen begegnet …“
    „Ja, da war ein Halbling-Händler namens Jay Kanjid vielleicht nicht ganz so wichtig, das verstehe ich schon“, sagte Koy und seufzte.
    „Wer war dieser Jay Kanjid?“, wollte Daron wissen.
    „Jay Kanjid war mein Vorfahre, und ich trage denselben Familiennamen“, antwortete Koy. „Jays Plan war es, eine DunkelseherWerkstatt hier im Reich der Kleinlinge zu errichten. Die haben nämlich viel feinere Hände und sind dadurch jedem größeren Wesen handwerklich überlegen, wie man verstehen wird. Jay Kanjid traf König Keandir im Wilderland, als der gegen die Trorks kämpfte. Davon wird in meiner Familie heute noch erzählt. Na ja, ich gebe zu, dass die alten Geschichten im Laufe der Zeit vielleicht etwas arg ausgeschmückt wurden. Jedenfalls aber hat Jay dann später die Werkstatt gegründet, die ich geerbt habe. Ich mache es noch heute genauso, wie es unser Vorfahre Jay begonnen hat: Die Kleinlinge schleifen die Gläser für die Dunkelseher und setzen sie in die Gestelle, und ich reise regelmäßig in die Länder des Südens, um sie zu verkaufen.“
    „Ein einträgliches Geschäft, wie ich denke“, nahm Sarwen an.
    „Ja“, bestätigte der Halbling. „Allerdings hatte ich gehofft, dass es noch einträglicher wird, wenn sich die Mode verbreitet, Dunkelseher auch bei Nacht und bei trübem Wetter zu tragen. Hier im Reich der Kleinlinge hat sich das zwar schnell durchgesetzt, aber andernorts leider nicht. Und jetzt kommt auch noch die Bedrohung durch die Trorks hinzu, seit dieses verfluchte fliegende Riesenviech das Juwel gestohlen hat, welches dieses kleine Reich schon seit Urzeiten vor ihnen schützte.“
    Ein Raunen ging durch den Raum. Offenbar wollte niemand daran erinnert werden, wie schlimm die Lage der Kleinlinge schon sehr bald werden konnte.
    Koy wandte sich an den König. „Ich sage es Euch ganz offen, Majestät: Wenn keine Möglichkeit gefunden wird, das Dorf und die Werkstatt vor den Trorks zu schützen, werde ich meinen Betrieb schließen müssen!“
    Das Geraune im steinernen Versammlungshaus wurde noch einmal um einiges lauter.
    „Aber was wird dann aus dem Dorf?“, fragte Mik. „Seit den Tagen deines Vorfahren Jay Kanjid arbeitet doch fast jeder hier in der Werkstatt. Und durch die Dunkelseher fließen Silbermünzen in unser Reich, mit denen wir bei den Händlern, die uns besuchen, die Waren bezahlen!“
    „Nun, man könnte die Werkstatt natürlich woanders wieder aufbauen. Nur müsstet ihr dann alle mit umziehen. Ist Osterde ist noch viel Platz.“
    Da brach ein Tumult aus. Alle redeten durcheinander, und von der guten Laune, die noch kurze Zeit zuvor geherrscht hatte, war nichts mehr geblieben.
    „So ein gemeiner Hund!“, rief ein Kleinling.
    „Dann lasst uns doch selber eine Werkstatt aufbauen!“
    Es ging wild durcheinander, bis schließlich die Königin dem König einen Stups versetzte und dieser sich erhob. „Ruhe jetzt!“, brüllte er und schlug mit dem Zepter zweimal heftig auf die Armlehne seines Throns. Dass er das schon öfter mal gemacht hatte, konnte man an den vielen Schrammen erkennen, die dort zu sehen waren.
    Daraufhin wurde es merklich leiser im Raum.
    „Was soll ich denn machen?“, fragte Koy. „Wenn die Trorks demnächst einfach herkommen können, habt auch ihr keine Zukunft mehr in diesem Land! Wollt ihr etwa ständig in der Angst leben, dass die Trorks euch überfallen, euch töten oder entführen? Ohne das Juwel, das müsste doch eigentlich jedem von euch klar sein, ist euer schönes, idyllisches Reich am Ende. Und das hat nichts damit zu tun, dass ich die Werkstatt für Dunkelgläser verlegen werde, sondern damit, dass Trorks nun mal größer und stärker sind als Kleinlinge oder Halblinge und einfach keinen Frieden halten können.“
    Ziemlich ärgerlich fuhr der Kleinling-König dazwischen: „Da haben wir so selten so interessante Gäste, und alles, was wir ihnen zu bieten haben, ist, dass wir uns untereinander streiten! Es betrübt mich, dass wir einen solchen Eindruck auf unsere Besucher machen. Im fernen Elbenreich soll man

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