Das Juwel der Elben
Reich der Kleinlinge verläuft.“
„Und ich begleite euch ebenfalls!“, meldete sich Mik.
„Und ich auch!“, verkündigte Mok. „Wenn es uns nicht gelingt, das Juwel zu finden, werden wir ohnehin alle von hier fortziehen müssen.“
„So lasst uns noch heute aufbrechen!“, forderte Daron. „Rarax braucht nur immer kurze Zeit zu ruhen, um sich zu erholen. Wir werden ihn nicht mehr einholen, wenn wir uns nicht schleunigst an seine Fersen heften!“
„Bist du denn sicher, dass dieses Riesenfledertier das Juwel nicht einfach in den Fluss geworfen hat?“, fragte der Halbling Koy.
„Sicher bin ich da nicht“, gestand Daron ein. „Aber ich weiß, wie Rarax sich sonst verhalten hat. Alles, was funkelt, fasziniert ihn, und wenn er meint, dass etwas ihm gehört, ist es manchmal sehr schwer, es ihm wieder wegzunehmen. Ich glaube daher schon, dass er das Juwel behalten hat.“
Die Antwort weckte zwar ein wenig Hoffnung, doch wirklich beruhigen konnte sie den derzeitigen Besitzer der Dunkelseherwerkstatt nicht …
Der Halbling Koy wies Mik und Mok wenig später an, die Pferde anzuspannen. „Wir nehmen natürlich nicht die lahme Karre, mit der ihr vorhin von der Werkstatt gekommen seid“, sagte er zu ihnen, „sondern den Vierspänner mit den schnellen Rädern!“
Bevor es dann wirklich losging, servierte man Daron und Sarwen noch eine Mahlzeit, die sie dankbar annahmen. Die beiden hatten zwar kaum Hunger und hätten notfalls noch länger ohne zu essen ausgehalten, aber Sarwen meinte, dass es vernünftig wäre, etwas zu sich zu nehmen.
„Wir wissen ja nicht, wann wir das nächste Mal Gelegenheit dazu haben“, sagte sie. „Und außerdem: Was sollten wir im Moment schon tun?
Die Kleinlinge antreiben, während sie den Wagen fertig machen?“
Daron konnte sich gar nicht vorstellen, wie die beiden kleinen Knirpse es fertig bringen wollten, die normalgroßen Pferde an einen normalgroßen Wagen anzuspannen.
Die Speise, die man ihnen vorsetzte, war geradezu fürstlich, dafür hatte der König Sorge getragen, der mit seiner Königin natürlich am Mahl teilnahm, so wie es das Gebot der Gastfreundschaft forderte. Es gab gebratene Tauben, wie sie auch auf Burg Elbenhaven häufig auf dem Speiseplan standen. Dazu tranken sie Saft, aus Beeren gepresst, die in der Umgebung wuchsen und andernorts völlig unbekannt waren. Allerdings hockten die beiden Elbenkinder auf dem Boden, weil es in dem Kleinling-Dorf keinen Stuhl in ihrer Größe gab, und sie mussten mit den Fingern essen, denn auch die Bestecke der Kleinlinge waren natürlich für sie völlig ungeeignet. Und so gut das Essen den beiden Elbenkindern auch mundete, waren sie doch mit ihren Gedanken bei Rarax.
„Ich frage mich, was er eigentlich vorhat!“ , überlegte Daron. „ Was würde ich dafür geben, mal für ein paar Augenblicke nicht deine Gedanken, sondern seine lesen zu können!“
„Ich glaube nicht, dass er wirklich einen Plan verfolgt“, antwortete ihm Sarwen. „Er tut einfach das, was ihm gerade einfällt, ohne über die Folgen nachzudenken. Er war mit uns in der Luft und hatte plötzlich die Idee, weit, weit wegzufliegen. Er kam ins Wilderland, fand es plötzlich lästig, noch länger zwei Elbenkinder auf dem Rücken zu tragen, und schüttelte uns ab. Und schließlich überflog er dieses Dorf und sah ein Juwel, das ihn in seinen Bann zog und das er unbedingt haben wollte. Also hat er es sich genommen.“
Daron schwieg einige Augenblicke und nagte nachdenklich einen Taubenknochen ab. „Wenn Rarax wirklich keinen Plan hat, wird seine Verfolgung noch schwieriger“, meinte er dann. „ Schließlich kann man einen Plan, den es nicht gibt, auch nicht durchschauen!“
„Solltet ihr den nicht erst einmal eine Nacht ausruhen, bevor ihr aufbrecht?“, fragte die Königin die beiden Elbenkinder in mütterlicher Sorge.
„Wir Elben kommen mit wesentlich weniger Schlaf aus als Menschen oder Halblinge“, antwortete das Elbenmädchen mit freundlichem Lächeln.
„Das wird dann wohl auch auf Kleinlinge zutreffen“, vermutete die Königin und lächelte zurück. „Ich hoffe nur, dass ihr nicht vor lauter Müdigkeit vom Kutschbock fallt.“
„Keine Sorge“, sagte Daron. „Wir sind ja schon ein Stück mit Mik und Mok gefahren. Da muss man sich die ganze Zeit über gut festhalten, sodass man gar nicht in die Gefahr kommt, zwischenzeitlich einzunicken.“
„Nun, die Fahrweise von Mik und Mok ist eigentlich harmlos“, sagte die Königin, „auch
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