Das Kabinett der Wunder
was ich Tomik und seinem Vater zu sagen habe, ist wichtig!« Sie versuchte, nach ihnen zu rufen. »Tomik! Meister Stakan!« Das Haus hallte, als ob es leer wäre.
»Sie sind nicht da«, sagte Jaspar. »Aber warum schreist du nicht weiter, wenn du ein bisschen Übung brauchst?«
»Warum versuchst du nicht, das Öl wert zu sein, das du trinkst?«, schrie Astrophil.
Jaspar gähnte und seine Zähne glitzerten dabei wie Edelsteine. »Weil du gerade von Öl sprichst … du hast nicht zufällig welches dabei, oder? Ich weiß, wo du Tomas und Tomik finden kannst, doch dummerweise ist meine Kehle ein bisschen zu trocken, um es dir zu sagen.«
Petra seufzte »Also gut. Sag mir, wo sie das Rapsöl aufheben.«
Die silbernen Schnurrbartnadeln des Katers zuckten
munter. »Versuch es mal mit dem Holzkrug auf dem Bord da drüben.«
Sie holte den Krug und goss Öl in Jaspars Schüsselchen. »Na, hilfst du mir jetzt?«
Jaspar schleckte das Öl auf und ließ ein metallisches Miauen hören. »Mehr.«
»Wo sind sie?«
Tomik und sein Vater kamen durch die Tür.
»Sie sind im Laden«, sagte Jaspar.
»Vielen herzlichen Dank aber auch.« Sie stellte den Krug wieder auf seinen Platz.
»Sei nicht so undankbar, Mädchen.« Jaspar rollte sich wieder zusammen und schlief weiter.
Tomik war ein Jahr älter als Petra. Sein rotblondes Haar hing ihm in die Augen. Er strich es sich aus der verschwitzten Stirn und blickte sie unsicher an. Noch bevor Meister Stakan etwas sagte, war ihr klar, dass sie Bescheid wussten.
»Stimmt es, Petra?«, fragte Tomas Stakan. »David war im Städtchen und hat eine sehr merkwürdige Geschichte über deinen Vater erzählt. Stimmt sie?« Meister Stakan hörte so ernst und unbewegt wie ein Stein zu, als Petra erzählte, was passiert war.
»Das ist zu viel!« Seine Faust krachte auf den Arbeitstisch. Flaschen klirrten und eine sprang über die Tischkante und zerschellte auf dem Boden darunter. Es schoss Petra durch den Kopf, dass Meister Stakan möglicherweise den falschen Beruf gewählt hatte. »Zu viel! Eines Tages wird der Prinz es noch bereuen, dass er seine Leute so behandelt!
Sogar als er noch ein kleiner Junge war, hat er schon Menschen so beiläufig an den Galgen geschickt, wie er sich die Nase putzt! Eines Tages …«
Sein Donnergrollen hörte fast ebenso urplötzlich auf, wie es begonnen hatte. Er blickte sich nervös um, ob ihn vielleicht jemand beobachtet oder seine rebellischen Worte mitbekommen hatte. Dann holte er tief Luft, stieß den Atem wieder aus und schien sich langsam wieder zu beruhigen.
»Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, wie Ihr meinem Vater helfen könnt«, sagte Petra und schilderte die Idee, die sie im Kopf hatte. Während sie sprach, nickte Meister Stakan gelegentlich.
Als sie fertig war, fing Tomik an zu sprechen: »Ich glaube, dass …«
Sein Vater hob die Hand.
»Ich werde mich gleich an die Arbeit machen«, sagte Meister Stakan. »Doch es wird etwas dauern und wahrscheinlich eine Menge von Versuchen benötigen. Das, worum du mich da bittest, ist nicht so einfach.«
Aber es war möglich. Petra schöpfte neue Hoffnung, und so machte es ihr nicht wirklich etwas aus, als Meister Stakan sie und Tomik verscheuchte, als wären sie kleine Kinder, die an seiner Arbeitsschürze zerrten. »Jetzt geht mal, ihr beiden, und beschäftigt euch selbst.« Er wedelte sie mit den Händen fort. »Ich habe schon genug zu tun, auch ohne dass ich mir Gedanken darüber machen muss, dass ihr mit eurem Herumspielen im Laden etwas zerbrecht.«
»Du hast es vielleicht noch nicht bemerkt«, protestierte
Tomik, »aber wir waren es nicht, die gerade etwas zerbrochen haben …«
Noch bevor Meister Stakan darauf reagieren konnte, zog Petra Tomik die Treppe nach oben. Er folgte ihr und stapfte mürrisch über die abgewetzten Stufen. »Lehrling? Ich sein Lehrling? Eher sein Blasebalgtreter. Bodenwischer. Was braucht der mich als Lehrling, wenn er mich doch überhaupt nichts machen lässt!«
Sie gingen in sein Zimmer auf dem Speicher. Tomik knallte die Tür hinter ihnen zu. Die Decke war niedrig und der Tag heiß und so saßen sie im Schneidersitz auf dem Fußboden.
»Der hat noch nicht einmal über die Dinge nachgedacht, die ich machen kann.« Und mit leiser, eifriger Stimme fügte er hinzu. »Willst du mal meine letzte Erfindung sehen?«
»Natürlich«, antwortete Petra. Neugierig stellte sich Astrophil auf die Zehenspitzen.
Tomik stützte sich auf dem Ellbogen zurück und zog einen
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