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Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Titel: Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cédric Bannel
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verhalten Sie sich auch dementsprechend.«
    »Genau das tue ich.«
    »Und, wo ist dieser verdammte Bericht?«
    Seit er wusste, was in der Akte Mandrake stand, hatte der Mann keine ruhigen Nächte mehr. Er war ein aufrichtiger Christ, er konnte nichts für diese Situation, doch seine Aufgabe bestand nun darin, sie zu bereinigen. Egal, um welchen Preis. Hätte er das vor den Wahlen gewusst, hätte er den Posten nichtangenommen, doch für Bedauern war es nun zu spät. Er setzte seinen Hut wieder auf.
    »Ich verabschiede mich jetzt. Ich möchte kein schwelendes Feuer mehr, um Ihren Ausdruck zu gebrauchen, ich möchte auch keine kalte Asche. Ich will, dass diese Affäre endlich vom Tisch ist, verstehen Sie? Und in Zukunft tun Sie mir den Gefallen und verschonen Sie mich mit Ihren schiefen Vergleichen, die von einem pensionierten Feuerwehrmann stammen könnten!«
    Der Mann ging zurück zu seinem Wagen. Voller Bitterkeit starrte der General auf den See. Wie konnten derart mächtige Männer, die doch zumindest theoretisch hochintelligent waren, so unvorsichtige Entscheidungen treffen und ihn zwingen, nichts als verbrannte Erde zu hinterlassen? Zum ersten Mal stellte er sich die Frage, ob die Firma, sein Baby, diesen Fall überleben würde.
    ***
    Erstaunt stellte Osama fest, dass Gulbudin in seinem Wagen vor dem Haus auf ihn wartete. Das Begleitfahrzeug war nicht der übliche Pick-up, sondern ein nagelneuer Ranger, auf dessen Ladefläche ein riesiges russisches Maschinengewehr zur Flugabwehr befestigt war, ein DSchK auf einem Dreifuß. Ein ANA-Soldat war mit Gurten daran festgeschnallt, er trug eine kugelsichere Weste und einen Militärhut der amerikanischen Armee. Drei mit Patronengurten ausgerüstete Soldaten in tadelloser Uniform standen neben ihm.
    »Diese Männer sind seit heute Morgen da«, sagte Gulbudin.
    Osama ging auf den Ranger zu.
    »
Assalamu aleikum, manda nabashi
. Friede sei mit euch. Möget ihr niemals müde werden. Langes Leben!«
    Er begrüßte jeden Soldaten auf diese Weise und bekam die traditionelle Grußformel zur Antwort. Schließlich fragte er den ersten Soldaten:
    »Woher kommst du, Bruder?«
    »Aus Tutachi. Ich heiße Abdul Khorosan. Ich kämpfe bis zum Tod für dich.«
    »Und ihr«, fragte er die beiden anderen, »woher kommt ihr?«
    »Aus Mari Chaq.«
    »Aus Bala Murghab. Auch wir werden wie die Löwen für dich kämpfen.«
    »Ich habe vier Russen im Krieg getötet«, sagte der erste.
    »Und ich drei Taliban«, sagte der zweite. »Zwei habe ich abgeknallt, dem dritten habe ich die Kehle durchgeschnitten.«
    »Ich habe noch niemanden getötet«, sagte der dritte, ein junger Mann, »aber ich habe keine Angst vor dem Tod.«
    Voller Stolz, gleichsam als Beweis seiner Redlichkeit, schwenkte er sein Gewehr, das mit einem Zielfernrohr ausgestattet war.
    Ein Belutsche und zwei Turkmenen. Osama hatte sich gleich gedacht, dass kein Paschtune unter ihnen war, denn als er aus der Tür getreten war, hatte sich einer der Männer die Hose zugeknöpft, vermutlich, weil er soeben an eine Wand uriniert hatte – etwas, das Paschtunen streng verboten war. Der Justizminister hatte ihm also Soldaten geschickt, die Minderheiten entstammten, denen der mögliche Druck der Paschtunenclans gleichgültig war. Ein geschickter Schachzug. Offenbar war ihm tatsächlich daran gelegen, dass Osama am Leben blieb, um seine Ermittlungen zu Ende zu bringen. Zumindest einstweilen.
    Sie brachen auf. Das riesige Maschinengewehr auf dem Begleitfahrzeug machte entsprechend Eindruck auf den verstopften Straßen, die anderen Fahrzeuge schoben sich unwillkürlich zur Seite, um ihnen Platz zu machen. Sie brauchten gut eine Viertelstunde weniger als sonst zum Kommissariat. Da diese Form des Begleitschutzes jedoch bei den Kollegen Eifersucht wecken konnte, wollte Osama ihn so rasch wie möglich loswerden. Am Fuß der Treppe blieb er stehen, um auf Gulbudin zu warten, der langsam hinterherhinkte.
    »Was ist los?«, fragte Osama.
    »Gestern wurde ich auf der Straße angegriffen. Eine Gang. Sie warteten zu fünft vor meiner Haustür. Sie schlugen mir mit einem Stock auf den Kopf und stahlen mir meine Prothese. Auf dem Schwarzmarkt ist sie zehntausend Afghanis wert. Ich hatte nicht einmal Zeit, meine Waffe zu ziehen.«
    Er war den Tränen nahe.
    »Wenn dieser Fall gelöst ist, werde ich beantragen, dass man dir eine neue Prothese zahlt«, sagte Osama mit zusammengebissenen Zähnen.
    Er half ihm die Stufen hinauf. Ohne seine Prothese, ein Modell

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