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Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Titel: Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cédric Bannel
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verstehe ich, warum der Bandenführer hier nicht eingreifen wollte. Ganz schön gerissen, dieser Bulle.«
    »Heißt das, Sie blasen die Aktion ab?«
    »Du glaubst ja wohl nicht, dass wir innerhalb Kabuls eine Rakete zünden werden? Ich wollte mich nur vergewissern, dass tatsächlich keine Alternative zu einer Drohne besteht.«
    »Und nun?«
    »Du hast es ja selbst gesehen. Er ist zu gut bewacht, wir bräuchten Dutzende von Männern und schwere Bewaffnung. Die Antwort lautet: nein.«
    »Wenn Sie ihn in Kabul nicht angreifen können, wie wollen Sie es dann bewerkstelligen?«
    »Warten, bis er Kabul verlässt. Oder darauf einwirken, wenn er es nicht von sich aus tut.«
    »Wie wollen Sie ihn herauslocken, ohne dass es auffällt?«
    »Ich weiß es noch nicht. Aber ich werde eine Lösung finden.«
    ***
    Der General ging langsam auf den Mann zu, mit dem er sich verabredet hatte. Sie trafen sich alle sechs Monate hier, am Ufer des Genfer Sees, wo niemand sie vermutet hätte. Wie immer war der Mann direkt vom Flughafen hergekommen, ohne Bodyguard, in einem schlichten, unauffälligen Wagen, nachdem er in einem Privatjet den Ozean überquert hatte. Ohne übertriebene Herzlichkeit schüttelten sie sich die Hand.
    Der Mann war groß und kräftig, er hatte einen dichten schwarzen Haarschopf. Er stand in dem Ruf, integer zu sein. Ein Mann, dem an Intrigen nichts lag. Ein Mann, der zwanzig Jahre lang hinter den Kulissen der Politik verhandelt hatte, erst im Kongress, dann in der Regierung, immer in dem Bestreben, seinem Land zu dienen. Der neue Präsident hatte ihn mit den »Spezialfällen« beauftragt und ganz nebenbei auch damit, die Scherben aufzukehren, die sein Vorgänger hinterlassen hatte. Er hatte seit dem Antritt seines Postens etliche heikle Dossiers entdeckt, doch die Akte Mandrake sprengte den Rahmen. Der Mann brüstete sich damit, vor nichts und niemandem Angst zu haben, und dennoch fürchtete er die Akte Mandrake. Er hatte sich inzwischen damit abgefunden, dass der Gesuchte sich irgendwo auf der Welt versteckt hielt und dass keine Fluchtgefahr bestand. Von ihm aus sollte er in der Hölle schmoren. Den Gedanken dagegen, dass ein zusätzliches Exemplar der Akte Mandrake in Umlauf war, hielt er für unerträglich.
    »Guten Tag, General.«
    »Guten Tag, Robert.«
    »Also, wie weit sind Sie?«, fragte der Mann in schleppendem, typischem Südstaatler-Tonfall.
    »Wir stecken fest«, musste der General zugeben. »Es fehlt ein Exemplar dieses verdammten Berichts, und wir wissen immer noch nicht, wo Wali Wadi es versteckt hat.«
    »Das ist ärgerlich«, sagte sein Gesprächspartner, dem das Understatement zur zweiten Natur geworden war.
    »Fürs Erste haben wir die Löcher gestopft. Wir haben alles wieder eingetrieben, was vonnöten war, trotz der Ihnen bekannten schwierigen Umstände. An dem Tag, an dem unser Mann wieder auftaucht, werden wir ihn uns sofort schnappen. Wir müssen nur noch das in Afghanistan versteckte Dokument wieder in unseren Besitz bringen, und dann ist der Fall abgehakt.«
    »Sie verkaufen Ihre mageren Ergebnisse in Afghanistan als große Siege, und das Hauptziel Ihrer Mission stellen Sie als Errungenschaftdar, während wir doch an einem toten Punkt angelangt sind. Haben Sie denn wenigstens die Untersuchungen zum Tod der Mittelsmänner stoppen können?«
    »Im Irak ja, der Fall ist endgültig abgeschlossen. In Afghanistan arbeite ich gerade daran.«
    »Muss ich das etwa so verstehen, dass die Untersuchung zu Wali Wadi nach wie vor läuft?«
    »Ja, der Kriminalbeamte, der sie durchführt, ist ein Besessener.«
    »Das ist äußerst ärgerlich«, sagte der Mann. »Allmählich tut es mir leid, dass ich mich an Sie gewandt habe.«
    »Alle Ihre offiziellen Dienste konnten den Flüchtigen nicht auffinden, trotz der enormen Anstrengungen, die dazu unternommen wurden. Was Kabul betrifft, so tue ich, was in meiner Macht steht, um die Situation wieder ins Lot zu bringen – möglichst, ohne Spuren zu hinterlassen. Ich bin in keiner Weise für den Brand verantwortlich, den zu löschen Sie mich auffordern. Im Augenblick schwelt das Feuer, das ist richtig, aber es flammt nicht mehr auf. Das ist doch genau das, was Sie wollten, oder?«
    »Ich will den Bericht. Alle Exemplare, ohne Ausnahme.«
    »In Anbetracht der Situation wären wir gezwungen, sehr brutal vorzugehen.«
    »Sie haben freie Hand. Deshalb wurde die Firma ja gegründet, deshalb existiert sie, deshalb zahlen wir so viel Geld für sie. Sie sind ihr Chef, also

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