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Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Titel: Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cédric Bannel
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und nicht weniger. Sie können sich einfach nur um sich selbst kümmern und müssen sich nicht ständig fragen, ob sie morgen wohl noch am Leben sein werden. Darin besteht ihr Glück. Sie haben die Schrecknisse dieses Landes vergessen und glauben, dass alles selbstverständlichist. So sollte auch das Leben aller Afghanen sein, findest du nicht?«
    »Ich sehe die Dinge nicht so wie du. Der Westen hat unsere Kinder verdorben, sie haben die Vorschriften unserer Religion vergessen. Ich finde, sie haben ein schlechtes Benehmen. Ich schäme mich für sie.«
    »Aber nicht doch. Sie sind jung und frei!«
    »Du bist doch auch frei.«
    »Du machst wohl Witze! Ist es Freiheit, in einem Haus zu leben, das von bewaffneten Männern bewacht wird, oder von jenen Verrückten bedroht zu sein, die wollen, dass wir wieder wie im Mittelalter leben?! Weißt du«, sagte Malalai mit trauriger Stimme, »manche träumen von Luxusautos, von marmornen Fußböden und Kreuzfahrten rund um die Welt … Ich dagegen möchte einfach nur mit meinem Mann im Bett liegen können, ohne dass ein Gewehr oder eine Granate in Reichweite ist.«
    »Nicht in diesem Leben«, erwiderte Osama. »Aber das ist nicht meine Schuld.«
    »Ich weiß.«
    Osama schlug die Bettdecke zurück. »Ich werde jetzt beten.«
    Malalai klammerte sich an seinen Rücken und zog ihn fest an sich. »Osama, bleib bitte hier! Diese Nacht gehört uns. Vielleicht ist es die letzte! Du kannst morgen vor der Abfahrt beten.«
    Nach kurzem Zögern legte Osama sich wieder hin. Später, als er nicht einschlafen konnte und der regelmäßige Atem seiner Frau die Stille des Raumes erfüllte, spukte der Satz unentwegt in seinem Kopf: »Diese Nacht gehört uns.« Ob er weitere Nächte wie diese erleben durfte? Im Dunkel sagte er leise sein Gebet auf und flehte Allah an, er möchte ihm bei der Erfüllung seiner Mission beistehen.

15
    Inmitten der amerikanischen Basis in Bagram gab es eine geschützte Zone. Nur bestimmte Soldaten der Spezialeinheiten, der CIA oder anderer Spionagedienste mit einer besonderen Erlaubnis durften das Areal hinter der doppelten Betonmauer mit dem Stacheldraht betreten. Eine Tür mit einem Erkennungssystem mittels Fingerabdruck war der einzige Zugang, der Tag und Nacht von bis an die Zähne bewaffneten Rangers bewacht wurde. Dahinter, in einem unscheinbaren Gebäude, das mit sandverfugten Platten bedeckt und mit Antennen ausgerüstet war, verfolgte eine handverlesene Schar von Bediensteten die geheimen Erkundungs- und Einsatzflüge der Predator-Drohnen. Etliche davon waren lediglich mit Kameras ausgestattet, andere hatten dagegen auch ein oder zwei hochentwickelte Hellfire-Raketen an Bord, die selbst einen Panzer zerstören konnten. In einem Raum der Kommandozentrale hatte ein Operator seit zwei Tagen die Aufgabe, die Verfolgung eines Fahrzeugs zu überwachen. Er wusste weder, um welche Art von Fahrzeug es sich handelte, noch wer am Steuer saß, er hatte noch nie etwas von
Qoumaandaan
Kandar gehört, das Fahrzeug war für ihn lediglich eine Ziffernkombination, AXX 74. Er warf einen Blick auf die Wanduhr. Um diese Uhrzeit war es sicherlich möglich, eine Rakete abzufeuern, ohne einen Kollateralschaden zu riskieren. Eine phantastische Gelegenheit. Er rief einen zweiten Mann zu sich herüber, der ebenfalls im Raum war, einen jungen Mann Anfang zwanzig mit kahlrasiertem Schädel.
    »Bryan, ist Wega 31 bereit zum Abflug?«
    »Auf Stand-by im Emergency-Modus. Wie immer.«
    »Lass ihn starten.«
    In diesem Moment ging die Tür auf. Joseph trat ein, gefolgt von Amin. Joseph zog ein Blatt Papier aus der Tasche, auf dem eine Serie mit Ziffern und Buchstaben stand. Der Geheimcode der Operation. Der Operator überprüfte ihn, dann blickte er zu den gerade hereingekommenen Personen auf.
    »Ich rufe meinen Supervisor an. Setzen Sie sich.«
    Der Operator griff nach seinem Telefon. Sie hörten ihn leise in den Hörer sprechen.
    »Sir, erbitte Schießerlaubnis für ein nicht militärisches Ziel mit
Top Priority
. Habe gerade einen
Finder
mit der Genehmigung eines Oberbefehlshabers erhalten. Zwei Zivilisten mit einem Zugangscode sind gerade hereingekommen.«
    »Ich bin in fünf Minuten da«, ließ der Mann am anderen Ende der Leitung vernehmen.
    Der Verantwortliche war ein Afroamerikaner in den Vierzigern, er trug eine Uniform, hatte ebenfalls einen rasierten Schädel und einen dichten Schnurrbart und war kräftig gebaut. Seine Uniform wirkte neutral und gab keinen Aufschluss über seinen

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