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Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Titel: Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cédric Bannel
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auf einem Panzer. Alle lächelten ins Objektiv.
    »Meine Söhne«, sagte der Dorfälteste, der Osamas Blick gefolgt war. »Sie sind beide tot.«
    Eine Stunde nach ihrer Ankunft stürzte ein Nachbar herein und flüsterte dem Dorfvorstand aufgeregt etwas ins Ohr.
    »Die beiden Wagen am Straßenrand, die in Flammen aufgegangen sind, waren das eure?«, fragte der Alte.
    Osama nickte.
    »Sie wurden offenbar von einigen Männern inspiziert, die in mehreren Lastwagen kamen. Es sind Nazarener, aber keine amerikanischen Soldaten, sie tragen dieselben Uniformen wie die russischen Speznas. Einige sind unterwegs ins Dorf, sie werden in zehn Minuten hier sein, ihr müsst euch verstecken.«
    Der Alte führte sie in die Küche. Zusammen schoben sie den Heizkessel beiseite, der mit Kuhfladen beheizt wurde. Der beißende Geruch war unerträglich. Eine Falltür kam zum Vorschein. Osama stieg als Erster hinab, Rangin hinterdrein. Das Versteck war winzig, maximal fünf Quadratmeter. Es lagen abgenutzte, modrige Decken herum. Rangin kniete sich mit einer schmerzverzerrten Geste hin, während sich über ihnen die Falltür schloss. Dann wurde der Kessel mit einem schabenden Geräusch wieder an seinen Platz gerückt. Nun war es stockfinster. Wenig später hörten sie über ihren Köpfen die Schritte von schweren Stiefeln. Jemand sprach Englisch mit einemeigenartigen Akzent, den Osama nicht identifizieren konnte. Nach einer Weile verebbten die Stimmen und Geräusche, bis sie schließlich völlig verstummten. Viel später wurde der Ofen geräuschvoll beiseitegeschoben und die Falltür geöffnet. Osama blickte in das vergnügte Gesicht des Dorfältesten.
    »Ihr könnt wieder herauskommen.«
    »Sind sie weg?«, fragte Rangin.
    »Sie suchen in der Umgebung nach euch. Sie sagen, zwei Terroristen seien entflohen.«
    »Haben Sie unsere Namen genannt?«, fragte Osama.
    »Nein, sie haben nur von zwei Taliban gesprochen.«
    Osama klopfte sich den Staub ab. Die Killer wussten also nicht, wer überlebt hatte, die Leichen am Schauplatz waren zu verstümmelt gewesen, um sie zu identifizieren.
    Doch sie waren Profis, und sie würden die ganze Gegend nach ihnen abkämmen. Rangin und er würden eine parallele Straße einschlagen müssen, was länger dauerte und ein erhöhtes Risiko bedeutete, auf eine Mine zu stoßen. Doch es blieb ihnen keine andere Wahl. Sie mussten dieses Risiko in Kauf nehmen, wollten sie nicht aufgespürt werden.
    »Ich muss nach Kandahar«, sagte Osama schließlich. »Kannst du mir dein Auto leihen und einen Fahrer zur Verfügung stellen? Ich zahle dir das Benzin und eine Entschädigung.«
    Er brauche keine Entschädigung, rief der Dorfälteste, er sei stolz darauf, seinem in Not geratenen Bruder helfen zu dürfen. Er beauftragte seinen Sohn, dem das Auto gehörte, die beiden zu fahren. Sie brachen sofort auf. Von dem Sohn erfuhr Osama, dass er bei einem Fleischhändler in Kabul arbeitete und sein Job darin bestand, die Hirten der Umgebung abzuklappern und ihnen Fleisch abzukaufen, das weniger kostete als auf dem Viehmarkt. Er war in den Vierzigern, hatte einen schlauen Blick und zwei Frauen. Die zweite hatte er von seinem Lohn gekauft, tausendfünfhundert Dollar und nur zwei Ziegen, denn sie wargünstig angeboten worden: Sie hinkte, und es fehlten ihr fünf Zähne.
    Nachdem sie mit zwanzig Stundenkilometern eine halbe Stunde über holprige Pisten gefahren waren, erreichten sie die asphaltierte Straße, die zum Ort des Überfalls führte. Osama stellte überrascht fest, dass die beiden Wracks entfernt worden waren. Die Straße war gründlich gesäubert worden, lediglich ein einsames rußgeschwärztes Metallstück hatte man übersehen. Natürlich besaß der ANA eines seiner Hauptquartiere in wenigen Hundert Kilometern Entfernung, aber nur die NATO verfügte über die erforderlichen logistischen Mittel, um so rasch und effizient eingreifen zu können. Die Soldaten, die sie verfolgt hatten, sprachen jedoch mit Akzent und trugen keine offiziellen Uniformen. Wer waren sie? Spezialeinheiten, die anonym vorgingen, oder Söldner?
    »Wie weit ist es bis Kandahar?«, fragte er.
    »Knapp fünfhundert Kilometer. Man braucht acht oder neun Stunden auf der normalen Straße, und die Nebenstraße ist nicht gut befahrbar, vor allem anfangs«, antwortete der Sohn des Dorfältesten.
    Die Fahrt auf der mit Schlaglöchern übersäten Nebenstraße war noch schlimmer als angekündigt. Mehrere Male hielten sie an, um zu beten und sich zu erholen. Gegen

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