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Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Titel: Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cédric Bannel
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ihrem Menschenverstand, unverzichtbar für ihn waren: Sie waren blitzgescheit. Osama war stolz darauf, dass seine Assistenten über einen höheren Abschluss verfügten als er selbst, und er ließ keine Gelegenheit ungenutzt, sie seinen Vorgesetzten gegenüber lobend zu erwähnen.
    Er trat auf den Gang hinaus und rief die anderen Mitglieder seines Stabs zu sich: Abdul, einen jungen aufstrebenden Polizisten,der zwei Jahre ein Praktikum bei der deutschen Polizei absolviert hatte, außerdem Dschihad und Rangin, zwei Fahnder um die dreißig, beide ziemlich furchterregend. Dschihad war als Sprengmeister der Nordallianz im Einsatz gewesen und einer der wenigen Paschtunen, die sich den tadschikischen Truppen Massuds angeschlossen hatten. Er stammte aus einer Familie, die Anhänger des Wahabismus war, einer der strengsten Glaubensrichtungen des Islam. Seine vier Brüder hießen Dschihad, seine fünf Schwestern Palästina. Trotzdem schwärmte Dschihad für Amerika, Hardrock und Kino. Er hielt sich an die traditionellen Gebetsvorschriften, wie man es in einem Land, in dem der Islam Staatsreligion war, eben tat – jedoch nur halbherzig. Osama hatte nicht im Geringsten das Gefühl, dass er gläubig war. Außerdem hatte Dschihad den Schädel zumeist kahlgeschoren und kleidete sich wie ein westlicher Student, mit Jeans und Turnschuhen. Rangin dagegen war der Sohn eines Nichtkonfessionellen und obendrein überzeugten Kommunisten, der zur Zeit der russischen Besatzung für den Khad, den Geheimdienst, gearbeitet hatte. Rangins Vater war von den Taliban umgebracht worden, als diese an die Macht kamen. Rangin hatte rote Haare und grüne Augen, wie etliche Afghanen aus dem Norden, aber er wirkte so slawisch, dass sein Auftauchen im Kommissariat Misstrauen erweckte: Viele hielten Rangin, da er wenige Monate nach der sowjetischen Invasion gezeugt worden war, für einen russischen Abkömmling … Im Unterschied zu Dschihad war er sehr religiös, obschon auch er sich westlich kleidete und immer ordentlich rasiert war. Rangin und Dschihad waren unzertrennlich und arbeiteten immer im Duo. Sie waren die einzigen Paschtunen in Osamas Stab, und der Kommissar vertraute ihnen blind.
    »Gulbudins Bericht ist hervorragend«, verkündete Osama unvermittelt. »Jetzt können wir noch einige Tage ungestört weiterarbeiten. Bravo!«
    Gulbudin senkte bescheiden den Blick.
    »Was ist davon zu halten, dass der Minister in Wali Wadis Wohnung zugegen war?«, fragte Dschihad.
    »Was soll man von einem Mann halten, der eine Rolex im Wert von einer Million Afghanis am Handgelenk trägt? Misstraut ihm, misstraut allen, die für ihn arbeiten, den Männern aus seinem Clan. Von heute an arbeiten wir im Geheimen, kein Wort zu euren Kollegen, keine Vertraulichkeiten. Diese Untersuchung ist top secret, verstanden?«
    »Ja,
Qoumaandaan

    Osama wandte sich an Babrak.
    »Was ist mit der Leiche?«
    »Ich habe gleich eine Autopsie beantragt.
Daktar
Mimuda hat Dienst, aber da ich weiß, was Sie von ihm halten, habe ich
Daktar
Katun gebeten, sie durchzuführen. Er hat versprochen, sich der Sache anzunehmen – weil Sie es sind. Ich habe ihm versprochen, dass Sie ihm einen Korb mit Erdbeeren mitbringen, von denen er schwärmt, sobald sie auf dem Markt zu haben sind.«
    Osama brummte. Das Obst aus dem Panschirtal war in der gesamten Gegend berühmt, vor allem die ersten Erdbeeren im Frühjahr. Das würde ihn mindestens fünfzig Afghanis kosten, aber sie waren ja gut angelegt. Katun war ein renommierter und angesehener Chirurg, der seine Assistenzzeit in Aserbaidschan absolviert hatte, wohingegen Mimuda, der Chefarzt der Universität, wahrscheinlich nicht einmal das Abitur hatte. Mimuda gehörte zu jener Sorte ungebildeter und hinterhältiger Menschen, die während der Talibanherrschaft groß geworden waren und die man nach deren Rückzug nicht zu entfernen gewagt hatte, man wusste ja nie …
    »Bitte den
Daktar,
sich den Hals des Toten anzusehen. Ich habe keine Druckstelle entdecken können, aber wenn man ihn erwürgt hat, ist sein Kehlkopf vielleicht verletzt. Außerdem soll er nach Spuren von Haut unter den Fingernägeln suchen.«
    »Du meinst, man hat ihn festgehalten, während er sich umgebracht hat?«
    »Irgend so etwas in der Art. Seine Hände müssen einem Schießpulvertest unterzogen werden, ich konnte nichts riechen. Außerdem soll er seine Achseln untersuchen, seine Haut, seinen Mageninhalt, sein Zahnfleisch. Wenn wir nachweisen können, dass er sich vor seinem

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