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Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Titel: Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cédric Bannel
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Tod die Zähne geputzt hat, haben wir ein unschlagbares Beweismittel. Vor allem soll er den Bericht zur selben Zeit ans Justizministerium schicken wie an mich.«
    Babrak nickte wissend. Seit 2002 war die vorherige Zustimmung eines Staatsanwalts nötig, um eine kriminalistische Untersuchung durchführen zu können. Trotz ihrer Bemühungen war es den Polizisten nicht gelungen, diese abenteuerliche Vorschrift zu blockieren, die sich am italienischen Rechtssystem orientierte. Glücklicherweise hasste der Justizminister, ein Tadschike, der in Russland studiert hatte, Khan Durrani. Wenn er den Bericht erst einmal hatte, würde es schwierig für den Innenminister werden, durchzusetzen, dass er neu geschrieben würde, oder die Staatsanwaltschaft dahingehend zu beeinflussen, dass sie sich gegen eine offizielle Untersuchung aussprach.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Gulbudin.
    »Wir müssen uns mal Wadis Büros ansehen«, erklärte Osama. »Nur Gulbudin und Babrak, ihr anderen arbeitet weiter an den Akten.«
    Sein Jeep wartete bereits vor der Tür, der unvermeidliche Pick-up voll finster dreinblickender Polizisten stand dahinter.
    Wali Wadis Büros lagen im alten Viertel Murad Khane, unweit des Zentralkommissariats. Die Sicherheitsbestimmungen missachtend, hatte Osama das Fenster heruntergekurbelt und atmete die Gerüche der Stadt ein. Kabul war im Wiederaufbau begriffen, überall gab es Baustellen. Die ISAF ließ haufenweise Dollars auf die Hauptstadt herabregnen, die sogleich von den diversen Clans um Präsident Karzai eingesackt wurden, doch es blieb immer noch reichlich übrig, um einen Bauboom zu finanzieren, wie ihn die Stadt seit dem Einfall der Sowjets nichtmehr erlebt hatte. Außerdem waren da die Milliarden, die der Drogenhandel einbrachte, was wiederum zu einer ungezügelten Bodenspekulation führte. Wenn der Krieg von neuem begann, würden die Raketen der Taliban wieder einmal alles dem Erdboden gleichmachen, und die Stadt würde von vorn anfangen müssen. Das war entmutigend. Dennoch verspürte Osama kein Bedürfnis, woandershin zu ziehen: Kabul war seine Stadt.
    Plötzlich hörte man in der Ferne eine Explosion. Mit einer Verzögerung von einem Sekundenbruchteil erzitterten die Fensterscheiben des Autos. Osama tauschte einen Blick mit Gulbudin. Noch ein Selbstmordattentat. Allein in den vergangenen zehn Tagen hatten sich zwei Talibangrüppchen mitten in der Menge in die Luft gesprengt, einmal, als gerade ein Konvoi von Bauunternehmern aus dem Westen vorbeifuhr, ein anderes Mal, um einen hohen Geheimdienstfunktionär aus dem Weg zu räumen. Kabul lebte im Rhythmus dieser zerstörerischen Überraschungsangriffe, die eine immer drückendere Atmosphäre schufen, unter der auch seine fatalistisch gestimmten Einwohner zu leiden begannen.
    »Wir werden bald wissen, wer da in die Luft gejagt wurde«, sagte Babrak aufgeregt. »Bestimmt ein hohes Tier.«
    Nach einer halben Stunde im dichten Verkehrsgewühl parkte der Fahrer in zweiter Reihe neben einem heruntergekommenen Neubau. In der Eingangshalle saß ein müder Wachmann, er erkundigte sich nicht einmal, wen sie denn zu sprechen wünschten. Allerdings wirkten die drei Polizisten in Zivil, die Osama begleiteten, auch nicht im mindesten abschreckend. Neben der Pförtnerloge hing ein Schild mit der Aufschrift »Wali Wadi Holding, 3. Etage«. Der Fahrstuhl war außer Betrieb, sie nahmen die schmale Treppe bis in den dritten Stock. Eine einzige Tür, daneben dasselbe Schild wie unten. Ohne anzuklopfen, trat Osama ein. Hinter der Tür bot sich ihnen ein völlig anderes Bild: edles Parkett, frisch gestrichene Wände, die moderne Gemälden dekorierten, ähnlich denjenigen, die derKommissar schon in Wadis Privatwohnung gesehen hatte. Ein junger Mann saß hinter einem Schreibtisch und telefonierte. Als er die bewaffneten Männer hereinkommen sah, wurde er blass und legte hastig auf. Osama zog seinen Dienstausweis hervor.
    »Arbeiten Sie für Wali Wadi?«
    »Ja,
Sahib,
ich war sein Privatsekretär«, antwortete der junge Mann leise. »Ich habe Sie erwartet.«
    Aus der Nähe sah Osama, dass der Mann seine Augen mit Kajal geschminkt hatte – was aber nicht unbedingt etwas zu bedeuten hatte, auch die jungen Taliban schminkten sich.
    »Kann ich mal sein Büro sehen?«
    Der Privatsekretär nickte stumm, erhob sich und führte sie in einen riesigen Raum mit doppelten Vorhängen, die ihn in ein angenehmes Halbdunkel tauchten. Auch der Straßenlärm war nicht mehr zu hören.

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