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Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Titel: Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cédric Bannel
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für eine humanitäre Organisation arbeitete. Sein Führer schien es ihm abzunehmen, hatte aber dennoch darauf bestanden, ihn zum Souk von Peschawar zu bringen, zweifellos dem weltweit größten Waffenmarkt unter freiem Himmel, wo alles produziert und verkauft wurde, von der als Füller getarnten Pistole bis zumRaketenwerfer. Er schien enttäuscht, als Nick sich weigerte, eine Waffe zur Selbstverteidigung zu erstehen.
    Schweigend trank Nick seine lauwarme Cola und genoss diesen Augenblick der Ruhe vor dem letzten Teil seiner Reise. Zwischen Torkham und Kabul lagen mindestens zehn Stunden Autobahn, wenn alles gutging. Auf der anderen Seite der Grenze warteten unzählige Taxis auf afghanische und pakistanische Händler, die diese strategische Route täglich nahmen. Trotz seiner Müdigkeit spürte Nick eine leichte Erregung beim Gedanken daran, den berühmten Khaiberpass zu überqueren, eine schmale Lücke im Massiv des Hindukusch, dem höchsten Gebirge Afghanistans, durch das sich schon Generationen von Abenteurern gezwängt hatten.
    »Glauben Sie, dass der Rest der Fahrt genauso ruhig verlaufen wird?«, fragte er den Führer, als sie ausgetrunken hatten.
    »Die Strecke ist sehr gefährlich«, erklärte dieser in seinem bruchstückhaften Englisch. »Wir warten lieber auf einen militärischen Konvoi.«
    Die Region war paschtunisch und den Machthabern gegenüber feindlich gesinnt, die Taliban bewegten sich zu beiden Seiten der Grenze frei. Die Achse Peschawar–Dschalalabad– Kabul war eine der wichtigsten im ganzen Land und wurde streng kontrolliert: im Osten von der pakistanischen Armee, im Westen von der afghanischen und nun von der NATO. Dennoch kam es ständig zu Überfällen. Wich man nur ein paar Kilometer von der Straße ab, befand man sich auf feindlichem Terrain.
    Sie warteten zwei Stunden, bis mehrere weiße Geländewagen mit dem Emblem der UNO auftauchten. Sein Führer erkundigte sich. Ein paar Minuten später kehrte er zurück, ein zufriedenes Lächeln auf dem Gesicht.
    »Sie fahren nach Kabul. Ich habe ihnen gesagt, dass Sie Arzt sind, und sie haben sich bereit erklärt, Sie mitzunehmen. Sie müssen auf der anderen Seite auf sie warten.«
    Nick verabschiedete sich von seinem Führer. Dann setzte er den Rucksack auf und ging zwischen großen Pfützen mit geschmolzenem Schnee zum Grenzposten hinüber. Er zahlte zwei ärmlich gekleideten pakistanischen Zöllnern fünfhundert Rupien, sie winkten ihn wortlos durch. Auf afghanischer Seite herrschte ein entsetzliches Durcheinander. Soldaten schliefen direkt auf dem Boden, in Decken eingerollt, um gegen die Kälte anzukämpfen. Überall warteten aufgebrachte paschtunische Händler darauf, die Grenze passieren zu dürfen, andere diskutierten leise mit den finster dreinblickenden Grenzern und zahlten Bakschisch in Höhe von ein paar Hundert Afghanis, um den Prozess ein wenig zu beschleunigen. Er steckte einem Mann zwanzig Dollar zu, worauf dieser ihm sofort ein Dreimonatsvisum für humanitäre Zwecke ausstellte. Zehn Minuten später fand er sich auf einem steinigen Parkplatz wieder.
    ***
    Seit seiner Rückkehr hatte Osama die meiste Zeit bei sich zu Hause verbracht, er wollte niemanden treffen.
    Nach dem Verlust von Abdullah waren Rangin und er freundlich in dem belutschischen Dorf aufgenommen worden. Man hatte ihnen eine Gruppe belutschischer Krieger als Geleitschutz für ihre Route durch feindliches, ödes Gebiet an die Seite gestellt. Und so waren sie nach fünf Tagen wieder in Kabul angekommen – mit Zwischenstationen in Kajaki Dam, dann in Kandahar, wo Osama Officer Kukur die Nachricht vom Tod ihres Sohnes hatte überbringen müssen. Sie, die seit Jahren Todesdrohungen, Mordversuche und Einschüchterungsversuche aushielt, ohne mit der Wimper zu zucken, war in Tränen ausgebrochen; er hatte sie nicht trösten können. Als er daran dachte, wurde ihm übel.
    In jedem anderen Land hätte das Wiederauftauchen zweier als verschwunden deklarierter Polizisten großes Echo in der Bevölkerung gefunden und vielleicht sogar eine erregte Debatteausgelöst. Seine Zeugenaussage wäre auf der Titelseite der Zeitungen gelandet. Nichts dergleichen war geschehen. Der Innenminister hatte sein übliches doppeltes Spiel getrieben. Während Osamas Abwesenheit hatte er rasch ein Gerücht in Umlauf gebracht: Er ließ alle Mitarbeiter des Kommissariats glauben, Osama und seine Männer seien von einer Gruppe Taliban angegriffen worden, die ihnen die Autos gestohlen und die Verletzten

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