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Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Titel: Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cédric Bannel
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damals daran gedacht hatte, mit ihr zu fliehen. Er hatte sich geschämt, so zu handeln, schämte sich bis heute für diesen Kleinmut, obwohl er sich dann ja entschieden hatte, Kabul den Rücken zu kehren und in den Bergen den Kampf gegen die Taliban aufzunehmen. Er nahm die beiden Pässe, brachte das Versteck wieder in Ordnung und kehrte zurück ins Haus.
    Er war bereit zum Gehen.
    Genau in dem Augenblick klopfte es an der Hintertür, die auf die kleine Straße hinausging und nie benutzt wurde. Neugierig, aber nicht sehr beunruhigt, griff Osama nach einer Waffe. Die Häscher des NDS hätten die Eingangstür eingetreten. Die Kamera,die er diskret auf dem Dach des Nachbarhauses hatte anbringen lassen und die auf seine Tür gerichtet war, sandte das Bild eines jungen Mannes, der allein, in Jeans und Sportjacke vor der Tür stand. Osama öffnete, die Waffe in der Hand.
    »Kommissar Kandar?«, fragte der Fremde mit sanfter Stimme. Er war jung, ein Westler, hatte tiefblaue Augen und gelockte, ein wenig zu lange Haare.
    »Ja. Wer sind Sie?«
    »Ich heiße Nick Snee. Darf ich reinkommen?«
    »Wozu?«, entgegnete Osama kühl.
    »Ich würde gern mit Ihnen über Mandrake sprechen.«
    Osama war sprachlos. Dann ließ er Nick eintreten.
    »Wir haben nur sehr wenig Zeit. Ich muss fort von hier.«
    »Sie sind im Begriff zu fliehen?«, fragte Nick überrascht.
    »Das geht Sie nichts an. Wer sind Sie, und was wollen Sie?«
    »Ich habe für eine Schweizer Organisation gearbeitet, die sich auf besonders heikle Missionen spezialisiert hat. Eine Geheimorganisation, die wir ›Die Firma‹ nennen.«
    »Das sagt mir nichts.«
    »Kein Wunder. Dennoch ist sie verantwortlich für das Leid, das man Ihnen in den vergangenen Wochen zugefügt hat, für die Angriffe, diverse Attentate. Minister Khan Durrani ist nur eine Schachfigur. Das Selbstmordattentat im Hamad Café. Die Mudschaheddin, die Sie auf dem Rückweg von Wali Wadis Büros überrascht haben. Die Drohne. Hinter alldem steckt die Firma.«
    Osama stand auf, er war leichenblass geworden.
    »Dreckskerl! Was fällt Ihnen ein, herzukommen und mich zu verhöhnen! Verlassen Sie auf der Stelle mein Haus!«
    »Ich habe nichts mit diesen niederträchtigen Aktionen zu tun! Ich bin nur Analyst und habe der Firma den Rücken gekehrt, seit ich diesen schmutzigen Machenschaften auf die Spur gekommen bin. Ich kann Ihnen helfen. Aus dem Grund bin ich hier. Damit wir gemeinsam gegen diese Mörder kämpfen.«
    »Ich verstehe nichts von dem, was Sie da erzählen. Ich frage Sie erneut: Was wollen Sie?«
    »Dass wir gemeinsam vorgehen.«
    »Gemeinsam vorgehen? Wobei denn?«
    »Dabei, Mandrake wiederzufinden.«
    Osama lachte bitter auf. »Sie sind nicht auf dem neusten Stand, junger Mann. Meine Fahrt war ein Misserfolg. Die Akte Mandrake ist vernichtet. Meine Chefs haben mich angezeigt. Es ist alles aus! Tut mir leid. Sie sollten zurück in Ihr Land fahren und diese Geschichte vergessen. Ich jedenfalls habe damit abgeschlossen. Definitiv.«
    »Mandrake ist nicht nur der Name einer Akte, sondern auch der eines Mannes auf der Flucht. Der Verfasser des Dossiers, das seinen Namen trägt. Und eben diesen Léonard Mandrake möchte ich ausfindig machen. Ich weiß, dass er sich hier versteckt hält, in Afghanistan.«
    Mandrake … Osama war nie auf den Gedanken gekommen, dass es sich bei Mandrake um eine Person handeln könnte. Ein weiterer Fehler, der ihm unterlaufen war. Er hatte wirklich viele Informationen übersehen bei der Bearbeitung dieses Falls. Zu viele. Eingehend musterte er Nicks staubbedecktes Gesicht. Der junge Mann sah erschöpft aus, er wirkte aufrichtig. Nicht nur seine Tätigkeit bei der Polizei, auch die Jahre im Krieg hatten Osamas Blick geschärft. Oft war er gezwungen, rasch Verbündete zu finden, mehrmals hatte er dabei sein Leben aufs Spiel gesetzt.
    »Wieso glauben Sie, dass er hier in diesem Land ist?«
    Nick berichtete von seinen Recherchen.
    »Wir müssen los«, sagte Osama, als Nick geendet hatte. »Ich werde festgenommen, wenn ich nicht von hier verschwinde.«
    »Was ist passiert …?«
    »Das erkläre ich Ihnen später.«
    ***
    Joseph wartete in seinem kleinen Büro, dass seine Männer Nicks Spur aufnahmen. Seit zwei Tagen war er in Alarmbereitschaft, versuchte aber, so gelassen wie möglich zu wirken. Wer ihn nicht kannte, hätte beim Anblick seines völlig neutralen Gesichtsausdrucks glauben können, er sei gelangweilt. Nicks Flucht hatte diverse Konsequenzen. Zum einen war klar, dass

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