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Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Titel: Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cédric Bannel
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berichtete er, was sich seit dem Morgen ereignet hatte.
    »Glaubst du, du kannst dich vor dem NDS in Kabul verstecken?«
    »Einige Zeit bestimmt. Außerdem weiß ich nicht, ob Mandrake in Kabul ist, vielleicht muss ich die Stadt verlassen, um ihn ausfindig zu machen.«
    »Muss ich mich auch verstecken?«
    »Es wäre besser. Melde dich krank.«
    »Ich werde bei einer Freundin unterschlüpfen. Das ist klüger als bei meiner Familie.«
    »Du solltest dein Telefon hierlassen. Man könnte dich sonst auffinden. Wenn du mit mir sprechen möchtest, hinterlässt du der Kollegin, die dir am vertrauenswürdigsten erscheint, eine Nachricht. Wie heißt sie?«
    »Amina. Und ich, wie kann ich dich erreichen?«
    »Über Mullah Bakir.«
    Sie küsste ihn.
    »Sind die Aussichten, diesen Schurken, den Mördern deiner Männer, das Handwerk zu legen, jetzt besser dank dieses jungen Mannes aus dem Westen?«
    »Ich glaube schon.«
    »Finde sie, Osama, und wenn du sie gefunden hast, dann bestrafe sie!«
    Mit Tränen in den Augen nahm Osama Abschied von seiner Frau. Nick wartete bereits ungeduldig im Café auf ihn.
    »Wie gehen wir jetzt vor?«, fragte er. »Statten wir Ihrem Freund Reza einen Besuch ab?«
    »Nein.«
    »Weshalb nicht?«
    »Er hat einen wichtigen Posten, und es ist bekannt, dass wir Freunde sind. Ich möchte ihn nicht grundlos in Schwierigkeiten bringen. Wir müssen weniger offensichtliche Quellen nutzen.«
    Er brauchte Zeit zum Nachdenken. Zeit und viel Koffein. Er bestellte einen doppelten turkmenischen Kaffee, eine Rarität in Kabul.
    »Wir werden jemanden treffen, der uns helfen kann«, sagte er, nachdem er seine Tasse in einem Zug geleert hatte. »Und nur damit Sie Bescheid wissen, er ist ein Imam. Ein Mann, der im Lager Ihrer Feinde war.«
    Nick wurde blass. »Ein Taliban?«
    »Ein gemäßigter. Aber dennoch ein Taliban.«
    »Kennen Sie niemand anderen?«
    »Ich habe viele Freunde, auf die ich mich verlassen kann, ehemalige Mudschaheddin oder Leute aus dem Kommissariat, aber ich fürchte, sie werden streng überwacht. Der NDS ist sehr straff organisiert. Mullah Bakir lässt sich am leichtesten kontaktieren. Er hat mir das Leben gerettet, als Ihre Freunde mir einen Trupp Killer schickten, um mich zu ermorden.«
    »Warum sollte uns ein Taliban helfen, und sei es ein gemäßigter?«
    »Ich weiß es nicht. Fragen Sie ihn selbst!«
    Sie riefen ein Taxi. Auf der Fahrt zur Moschee verharrten sie in Schweigen, ermüdet durch den Ernst der Situation. Kurz bevor sie an der Moschee ankamen, erblickte Osama ein Geschäft am Straßenrand, dessen Inhaber gerade das Rollgitter herablassen wollte. Er bat den Fahrer anzuhalten.
    »Was haben Sie vor?«, fragte Nick.
    »Sie können nicht so in die Moschee gehen. Spione des NDSkönnten in der Umgebung herumstreifen. Sie müssen sich verkleiden.«
    »Aber ich bin doch schon wie ein Afghane angezogen!«
    »Sie sehen ebenso sehr nach einem Afghanen aus wie ich nach einem Trader von der Wall Street!«, erwiderte Osama. »Sie müssen unsichtbar werden.« Er wies mit dem Kopf auf die Auslage: Variationen von Burkas. »Wenn Sie das überziehen, ist die Tarnung perfekt!«
    »Oh nein!«
    Osama ließ ihn auf dem Bürgersteig stehen und erstand eine Burka mit Tunika und Hose.
    »Ziehen Sie sich rasch in einer Seitenstraße um. Es ist schon fast dunkel, niemand wird Sie bemerken.«
    Widerwillig hüllte Nick sich in die Burka, unsicher wankte er über den unebenen Boden.
    »Geht’s?«, fragte Osama ironisch. »Fühlen Sie sich wohl?«
    »Was soll das«, protestierte Nick, »man sieht ja gar nichts mit diesem Gitter vor den Augen! Wie kann man nur Leute zwingen, sich so anzuziehen? Das ist unmenschlich.«
    »Die Afghaninnen schaffen das recht gut, Sie werden sich auch daran gewöhnen«, erwiderte Osama zögerlich und dachte dabei an Malalais Proteste.
    Er selbst hatte nie eine anprobiert, auch nicht, um zu wissen, wie es sich anfühlte, wenn man so herumlaufen musste.
    Sie gingen zu Fuß weiter, Nick konnte kaum Schritt halten mit Osama, wie eine unterwürfige Ehefrau, die ihrem Mann in einiger Entfernung folgte. Die Moschee war beinahe leer, ein paar wenige Gläubige beteten schweigend auf ausgebreiteten Teppichen. Der Einbeinige erkannte Osama. Er schien Nick daran hindern zu wollen, ihm zu folgen, doch Osama hielt ihn mit einer Geste zurück.
    »Sie kommt mit mir.«
    Mullah Bakir sah freundlich von seiner Arbeit am Computer auf, als sie eintraten; es war ohne Zweifel aufrichtig gemeint.»Bruder

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