Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott
entlang, eine wichtige Verkehrsader, die zum Serena führte. Überall registrierte er Straßensperren, die von nervösen Polizisten bewacht wurden. Als er vor dem Hotel stand, stellte er fest, dass es sehr wohl in Betrieb war: Es herrschte ein geschäftiges Treiben aus an- und abfahrenden Taxis und Limousinen, Sicherheitspersonal, ANA-Soldaten und ein paar westliche Söldner mit Ohrstöpsel und M4-Karabinern am Schultergurt gingen auf und ab. Es bedurfte einiger Trickserei, bis er die doppelt gepanzerte Tür zum Schutz vor Attentaten passieren konnte. Die Eingangshalle war atemberaubend schön, eine Mischung aus traditioneller afghanischer Architektur, antiken Kunstwerkenund moderner Technik. Abdul pfiff bewundernd durch die Zähne. Nie hätte er gedacht, dass in Kabul ein derart luxuriöses Hotel existierte. Lediglich die überall postierten Männer in schwarzem Anzug, die Jacken von den Waffen, die sie darunter trugen, ausgebeult, verdarben das Ambiente. Zu Abduls großer Erleichterung schien der Großteil des Personals aus dem Kabul Hotel übernommen worden zu sein. Der Portier strahlte ihn an. Abdul Dost hatte ihm einmal aus der Patsche geholfen, er würde sich sicher kooperativ zeigen.
»
Salamu alaikum
,
degarman
. Willkommen,
kouch aamadeyn
.«
»Guten Tag, guten Tag«, grüßte der Polizist. »Aber ich war nicht Oberstleutnant, das ist zu viel der Ehre, ich war nur Hauptmann.«
»Ich dachte, Sie wären schon in Rente, sind Sie wieder im Dienst?«
»Ja, in einer bestimmten Angelegenheit. Ich suche ein Paar, das sich möglicherweise hier versteckt hält. Ein Schweizer in Begleitung einer Afghanin. Sie kamen gemeinsam aus Europa. Er verwendet unter Umständen einen Pass auf den Namen Lionel Milton.«
Der Portier zog die Brauen zusammen.
»Milton, das sagt mir etwas.« Er suchte in seinem Computer. »Milton, hier habe ich ihn. Suite 308. Er kam vor fünf Tagen hier an, seitdem hat er keinen Schritt nach draußen getan. Ich habe ihn nie gesehen, kein einziges Mal. Nicht einmal für das Essen verlässt er seine Suite. Allerdings finde ich hier nichts von einer Frau.« Er sah von seinem Bildschirm auf. »Wenn sie mit ihm gekommen ist, hat er vermutlich einen der Rezeptionisten beim Einchecken bestochen. Manche Gäste machen das, wenn sie in Begleitung einer Geliebten kommen.«
Aufgeregt nickte Abdul. Er steckte ihm einen Zweihundert-Afghani-Schein zu und nahm ihm das Versprechen ab, Stillschweigen zu wahren. Dann hastete er zurück zum Auto.
Der Portier widmete sich wieder seiner Arbeit, ihm war entgangen, dass ein Kollege, ein junger Paschtune, der vor kurzem aus London zurückgekehrt war, das Gespräch belauscht hatte. Ihm vertraute der Portier einige der Nachtdienste an, bei ihm hatte der Fremde unter dem Namen Milton eingecheckt. Der Schweizer hatte ihm fünfhundert Dollar zugesteckt, damit er niemandem Auskunft über ihn erteilte. Nun schlüpfte er hinter dem Empfangstresen hervor.
»Ich bin in fünf Minuten wieder da.«
In der Halle nahm er die Treppe des Notausgangs, die zu den Zimmern führte, und eilte die Stufen hinauf zur ersten Etage. Dort fuhr er mit dem Fahrstuhl bis in den dritten Stock. Vor der Tür von Zimmer 308 machte er halt und klopfte.
»Wer ist da?«, fragte eine Männerstimme auf Englisch.
»Der Portier, der, bei dem Sie eingecheckt haben.«
Die Tür öffnete sich einen Spaltbreit. Der Schweizer musterte ihn mit besorgter Miene.
»Was ist los?«
»Jemand war da und hat sich nach Ihnen erkundigt. Ein Bulle.«
Der Mann machte die Tür ein Stück weiter auf. Der junge Portier erhaschte einen flüchtigen Blick auf eine wunderschöne Frau, bevor sie wie ein Schatten im Schlafzimmer verschwand.
»Erzählen Sie.«
»Ein Polizist im Ruhestand, mit dem der Empfangschef bekannt ist. Er wollte wissen, ob Sie hier sind, Sie und diese junge Frau.«
»Weiß er, wer ich bin?«
»Ja, er hat Ihren Namen genannt, Lionel Milton. Als mein Chef ihm bestätigte, dass Sie hier abgestiegen sind, hat er ihm zweihundert Afghanis gegeben, damit er Stillschweigen bewahrt, und ist wieder gegangen.«
Mandrake drückte ihm ein Bündel Dollarscheine in die Hand und schlug die Tür vor seinem Gesicht zu.
»Was ist los?«, erkundigte sich Zahra beunruhigt.
»Man hat uns gefunden.«
Entsetzt presste sie die Hand auf den Mund. Mandrake packte sie bei den Schultern.
»Wir können nicht hierbleiben, wir müssen abhauen.«
»Wann?«
»Auf der Stelle.«
»Ich bekomme meine Papiere erst in fünf
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