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Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Titel: Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cédric Bannel
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Leine, doch Zahra reagierte nicht, starr sank sie in den Schnee. Ein Kind hob den Arm und warf den ersten Stein, dem bald ein zweiter folgte. Innerhalb weniger Augenblicke prasselten unzählige Steine auf Zahra nieder. Doch sie hatte nicht mehr die Kraft, zu reagieren.
    »Estaad cho!«,
brüllte Osama. »Hört sofort auf!«
    Überrascht sanken die Arme, die gerade neue Steine werfen wollten, herab. Osama legte sein Gewehr auf den Boden und kniete neben Zahra nieder. Sie hatte am ganzen Körper Verletzungen, an der Innenseite ihrer Schenkel war das Blut schon verkrustet. Angesichts dieser geschändeten Frau hätte er am liebsten laut aufgeschrien.
    »Wir werden euch retten«, flüsterte er auf Englisch.
    »Zu spät«, stöhnte sie mühsam.
    Osama hob Zahra auf seine Arme, während Mullah Bakir sich an die Versammelten wandte.
    »Die Ungläubigen müssen bestraft werden, genau wie eine Muslima, die Beziehungen zu
Kuffār
hat, das stimmt, aber diese Frau hatte niemals etwas mit diesem Ausländer, was ihr nicht wissen könnt. Der Ausländer ist ein Feind von Bush und Obama, ein Feind der kleinen Satane, ein Freund des afghanischen Volkes. Ihr müsst sie freilassen!«
    »Wer seid ihr, dass ihr glaubt, uns vorschreiben zu können, was wir zu tun haben?«, fragte plötzlich ein alter Mann, dessen mit Henna gefärbter Bart ihm fast bis zum Gürtel reichte.
    »Und du, Bruder, wer bist du?«
    »Ich bin der Imam dieses Dorfes, ich spreche Recht und Gesetz.«
    »Kannst du lesen?«
    »Nein, aber ich habe das Heilige Buch auswendig gelernt, ich kann es aufsagen, von der ersten bis zur letzten Sure. Und du, wer bist du?«
    »Ich bin Mullah Bakir, der Freund Mullah Omars und ehemaliges Mitglied des Geheimrats der Taliban.«
    Entsetzt über die eigenen forschen Worte und demutsvoll warf sich der Imam auf die Knie, während die Dorfbewohner einander in ehrfurchtsvollem Schweigen ansahen.
    »Mullah Bakir, dir sei Ruhm! Mögest du viele Ungläubige töten!«, rief auf einmal laut ein Mann. »Tod den Juden, Tod den Christen!«
    »Wir werden deinen Befehlen gehorchen, denn du bist der Freund von Scheich Bin Laden, dem heiligen Mann!«, rief ein anderer.
    Einige Minuten lang hörte man nichts außer den ausgelassenen Rufen der Dorfbewohner, die sich um Mullah Bakir drängten, einige, um sein Gewand zu berühren, andere, um ihm die Hand zu küssen.
    »Mullah, mögest du Scheich Bin Laden dabei helfen, alle Juden und die Kreuzfahrer zu vernichten!«, brüllte der Imam.
    Mullah Bakir streckte ihm großmütig die Hand hin.
    »Steh auf, denn alle Muslime sind Brüder, und kein Imam soll vor einem anderen als Allah niederknien. Und nun, mein Bruder, führe uns zu dem Ausländer.«
    Osama blieb kurz beim Wagen stehen, um Zahra hineinzulegen, die ihn mit leerem Blick anstarrte, dann rannte er hinter Mullah Bakir, dem Imam und dem Dorfanführer her. Die Einheimischen machten ihm Platz, seine Statur und sein Heckenschützengewehr sorgten für eine gewisse Aufregung – noch nie hatten sie einen so großen Menschen wie ihn gesehen. Der Anführer blieb vor einer Lehmhütte stehen, der Schnee vor dem Eingang war weggefegt worden. Zwei Bärtige mit Gewehr bewachten den Eingang.
    »Gehen Sie rein«, sagte Mullah Bakir auf Englisch zu Osama. »Ich bleibe lieber bei diesen reizenden Herren hier draußen, die sich derart liebenswürdig ihren Gästen zuwenden.«
    Ein Kohlenbecken verströmte schwache Wärme. Ein Mann kauerte hinten im Halbdunkel auf dem Boden; er war an der Wade angekettet. Das andere Ende der Kette war an einem in die Wand gegipsten Ring befestigt. Der Gefangene hielt den Kopf gesenkt und atmete mühsam.
    »Léonard Mandrake?«, fragte Osama.
    Der Mann hob überrascht den Kopf. Osama schreckte zusammen, als er in ein furchtloses Augenpaar blickte, aus dem Gewaltbereitschaft funkelte. Mandrakes Gesicht war von getrocknetenBlutkrusten bedeckt, seine Nase war gebrochen, die Lippe gespalten. Man hatte ihn offensichtlich wehrlos geschlagen, aber sein Wille war unbeugsam – ein Machtmensch, ja, der war er gewesen. Osama hatte erwartet, einen verzweifelten Mann auf der Flucht vorzufinden, stattdessen sah er sich einem Menschen gegenüber, der sehr bewusst eine Situation zu meistern versuchte, die ihm aus der Hand geglitten war. Mandrake musterte Osama.
    »Wer sind Sie?«
    »Das ist nicht leicht zu erklären, ich werde es Ihnen später erzählen, wenn wir hier heil herauskommen. Mein Name ist Osama Kandar, ich bin Polizist. Ich bin aus Kabul

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