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Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Titel: Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cédric Bannel
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erstreckte sich dieselbe grandiose Landschaft, unwirtlich und einsam.
    »Wo können sie nur sein?«, murmelte er.
    Sie stiegen wieder ins Auto und fuhren nun noch langsamer, jetzt, wo die Bedrohung auf einmal konkret geworden war. Die Straße schlängelte sich endlos um die Berge. Eine halbe Stunde darauf bremste Osama abrupt ab. Der Geländewagen geriet ins Schlingern, schlitterte über eine Eisfläche und blieb dann quer zur Straße stehen. Ein knappes Dutzend Männer versperrte ihnen den Weg, die Waffen auf sie gerichtet. Sie wirkten entschlossen und gefährlich, obschon sie lediglich verrostete Kalaschnikows und Repetiergewehre vom Beginn des letzten Jahrhunderts gezückt hatten. Zwar waren Osame und seine Begleiter durch ihr gepanzertes Fahrzeug geschützt, dennoch schaltete der Kommissar den Motor ab und beschloss, mit ihnen zu reden.
    »Bleiben Sie mir ja im Wagen!«, befahl er Nick. »VerriegelnSie die Türen, sobald ich draußen bin. Falls es Probleme gibt, versuchen Sie, zu wenden und wegzufahren.«
    Er stieg aus, mit erhobenen Händen.
    »Allah sei mit dir«, sagte er und grüßte denjenigen, der ihr Anführer zu sein schien, »und mit deinen Männern. Ich grüße dich im Namen Allahs, des Allmächtigen und Barmherzigen.«
    »Allah sei mit dir«, erwiderte der Talibananführer.
    Er war jung, hatte intensive blaue, mit Kajal umrandete Augen und ein Gesicht, das unter dem struppigen, mit Henna gefärbten Bart sicherlich schön war. Sein Dari war mit einem starken paschtunischen Akzent gefärbt.
    »Diese Berge sind für Soldaten und
Kuffār
verboten. Was habt ihr hier zu suchen?«
    »Wir sind weder Soldaten noch
Kuffār
. Wir kommen in Frieden.«
    »Dein Auto ist viel zu groß, nur
Kuffār
und Söldner von Karzai können sich so ein Ding leisten«, erwiderte der Anführer drohend.
    »
Alhamdullilah,
ich bin mit dem großen Mullah Bakir hier, dem Freund und Vertrauten Mullah Omars. Er ist im Wagen. Du kannst ihn begrüßen, er wird dir gestatten, dich mit ihm zu unterhalten, aber senke deine Waffe, denn niemand darf Mullah Bakir bedrohen, außer den
Kuffār
, und Allah wird sie für ihre Verbrechen bestrafen«, verkündete Osama unbeirrt.
    Ein Raunen ging durch die Reihe der Männer. Wie auf ein Zeichen öffnete Mullah Bakir die Wagentür und stieg, mit seinem Turban angetan, majestätisch aus. Er streckte die Hand aus, die der Anführer sofort küsste.
    »Mullah Bakir! Mullah Bakir! Allahu Akbar!«,
riefen die Männer einander aufgeregt zu und scharten sich um den Mullah.
    Als sich die Aufregung ein wenig gelegt hatte, sagte Osama zu dem Talibananführer: »Wir sind in Begleitung eines Mannes aus dem Westen gekommen. Er ist ein
Dhimmy,
ein minderwertigerChrist, aber ein Freund des Islam und der Gotteskämpfer. Ich bitte dich, ihn freundlich zu empfangen.«
    Er bedeutete Nick, auszusteigen. Der Anführer warf ihm einen finsteren Blick zu und wandte sich dann desinteressiert ab.
    »Was führt Sie hierher?«, fragte der Taliban Mullah Bakir. »Können wir Ihnen behilflich sein?«
    »Wir suchen einen Nazarener und seine Gefährtin. Die NATO sucht sie auch, sie wollen sie umbringen. Ich bin hier, um sie zurück nach Kabul zu bringen.«
    »Die haben wir gestern gefangen genommen, im Morgengrauen. Sie hatten einen Wagen mit Kabuler Nummernschild, wie die Kollaborateure des Regimes, und viel Geld im Wagen. Wir haben ihnen ihre Dollars und Afghanis abgenommen. Außerdem hatten sie Decken dabei, Stiefel, Vorräte, Reis, Hammelfleisch, Fladenbrot, Zucker, Konservendosen, einen Kompass und ein Gewehr. Wir haben alles für unsere tapferen Krieger behalten,
Allahu Akbar

    »Und die beiden, wo sind die?«
    Der Anführer nahm einen trotzigen Gesichtsausdruck an und antwortete nicht.
    »Wo sind sie?«, wiederholte Osama. Er befürchtete bereits das Schlimmste.
    »Im Dorf. Aber wir haben den
Kāfir
verkauft.«
    »Verkauft?«, schrie Osama. »An wen?«
    »An eine Gruppe großer Krieger. An die Herz-e-Islami.«
    Osama bemerkte, dass Mullah Bakir bei der Erwähnung dieses Namens schluckte.
    »Warum haben Sie ihn verkauft, um Himmels willen?«
    »Wir sind nicht mächtig genug, um ein Lösegeld mit der ISAF auszuhandeln. Die Herz-e-Islami nimmt gerne Geiseln. Sie haben gesagt, sie würden uns fünfhundert Dollar geben, fünf Pferde, zwanzig Hammel und zweihundert Kilo Zwiebeln.«
    »Sind sie schon im Dorf?«
    »Vielleicht. Das werden wir nachher sehen. Solange wir nicht zurück sind, wird hier überhaupt nichts

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