Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott
eingreifen. Die Rücktritte der entsprechenden Personen werden im Abstand von acht bis zehn Monaten vorgenommen, damit die Medien nicht den Zusammenhang wittern.«
»Das ist eine schwache Strafe«, bemerkte Osama.
»Diese Anweisungen gelten offensichtlich nicht für Patrick Willard. Er ist gestern Nacht im Schlaf gestorben.«
»Wie das?«
»Es gibt einige äußerst begabte Spezialisten für derartige Fälle. Der Arzt, der ihn untersuchte, stellte eine Hirnblutungfest, es wird keine Autopsie geben. Zur Stunde müsste die Einäscherung stattgefunden haben. In Ermangelung eines Erben hätte sein Unternehmen wohl verkauft werden müssen. Aber wir haben diskreten Einfluss auf die Schweizer Behörden ausgeübt. Willard Consulting wird aufgelöst, das Archiv zerstört werden. Eine Firma wird sich jenseits der Öffentlichkeit dieser Aufgabe annehmen, niemand wird etwas erfahren.«
»Wer bei dieser Unterhaltung bislang noch völlig unerwähnt blieb, das sind die Banken«, warf Mullah Bakir. »Natürlich haben sie sich nur indirekt bereichert, aber Sie können sich ja denken, dass die acht Milliarden Dollar, die da durch die Schweiz geflossen sind, Gebühren verursacht haben. Bestimmt hat man da geahnt, dass diese Geldströme illegal waren, oder?«
»Theoretisch haben Sie recht, aber es lässt sich nicht beweisen. Hunderte Milliarden fließen jährlich durch die Schweiz, da wird im guten Glauben gehandelt. Einige haben es sicher getan. Die Spreu vom Weizen zu trennen ist ohne eine eingehende gerichtliche Untersuchung unmöglich, man müsste dazu Verhöre in den betroffenen Banken durchführen, und zwar auf allen Ebenen. Diese Befragung kann aber nicht heimlich geschehen. Und daher fürchte ich, dass in dieser Hinsicht nichts passieren wird …«
»Wie üblich … Nick, Ihre Landsleute haben wirklich Dreck am Stecken!«
»Und die Unternehmen, die von dem Geld profitiert haben?«, fragte Osama. »Diejenigen, die falsche Dokumente ausgestellt haben? Was geschieht mit denen?«
»Die jeweiligen amerikanischen und europäischen Behörden haben die Entlassung der Verwaltungsräte der betroffenen Personen erwirkt.« Nicks Vater hatte nun das Wort ergriffen. »Vier der Aufsichtsratsvorsitzenden, die sich persönlich bereichert haben, werden in den kommenden Wochen ihr Amt aufgeben und dafür zum Ausgleich nicht strafrechtlich verfolgt werden. Sie müssen die Summen, die sie eingesteckt haben,wieder zurückgeben. Bei den anderen haben wir die Zusicherung, dass sie nur noch bis zum Ende der Laufzeit ihres derzeitigen Mandats im Amt bleiben werden, die Zeitspanne reicht da von sechs Monaten bis maximal drei Jahren. Abschließend möchte ich deine nächste Frage vorwegnehmen, Nick. Die Firma wurde aufgelöst, und zwar bereits gestern Nacht. Du hast es sicherlich bereits geahnt, nachdem du die Nachrichten vom Sieg der Taliban gehört hast, jedenfalls kann ich dir versichern, dass die Mitglieder der K-Truppen, die euch verfolgten, im afghanischen Bergland niedergemetzelt wurden. Wir haben ihre Leichen gefunden, es sind vierzehn, um genau zu sein. Wir gehen davon aus, dass sie vor ihrem Tod mehr als hundert Taliban erschossen haben, darunter auch Emir Beg, aber keiner von ihnen ist noch am Leben. Mit Ausnahme von Joseph. Seine Leiche wurde nicht gefunden.«
»Glauben Sie, dass er noch am Leben ist?«
»Möglicherweise. Ehrlich gesagt, wissen wir gar nichts über ihn, noch nicht einmal seinen richtigen Namen. Vermutlich wird das Rätsel nie gelüftet werden.«
»Und der General?«
»Der hat sich heute Morgen um drei Uhr von einer Brücke in die Aare gestürzt. Er ist ertrunken.«
»Nur damit ich Bescheid weiß: Hat man ihn dabei unterstützt?«
»Dazu bestand kein Anlass. Der General hatte gewiss Fehler, aber er war sich der Tragweite seiner Handlungen völlig bewusst. Er war davon überzeugt, dass ihm keine andere Wahl blieb, als seine Mission auszuführen: die Sicherheit des Westens zu garantieren, egal um welchen Preis. Seine Verbissenheit hat der Sache geschadet, aber ich respektiere seinen Mut. Sein Selbstmord ist nur die letzte Konsequenz seines Handelns.« Mr Snee senior wandte sich Osama zu. »Haben Sie weitere Fragen bezüglich der Organisatoren des Kartells?«
»Nein«, sagte Osama nach kurzem Zögern. »Aber ich findenicht, dass die Maßnahmen, die Sie gerade geschildert haben, dem Problem gerecht werden. Ich hoffte auf Gerechtigkeit, doch das hier ist eine Farce!«
»Wenn man den Fall im Kontext betrachtet, haben
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