Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott
Teegläsern und einem dampfenden Teekessel stand auf dem Couchtisch. Mit einer Geste forderte der Minister Joseph auf, den Tee einzugießen. Als dies geschehen war, nahm er sein Glas in beide Hände und sog lange den Duft ein. Dann beugte er sich zu ihm vor.
»Nun? Sie sagen, Sie hätten Neuigkeiten, die Kandar Einhalt gebieten können? Ich bin schon ganz neugierig auf Ihre Informationen!«
»Wir haben ein Gespräch zwischen Kandar und seinen Assistenten aufgenommen. Sie treffen sich offenbar immer alle drei im Café, um den Jahrestag zu feiern, an dem einer von den beiden Gehilfen im Kommissariat angefangen hat.
»Welcher? Babrak oder Gulbudin?«
»Babrak.«
»Das ist der Jüngere. Ein Miststück, er weigert sich, uns auch nur die geringste Information zu geben … Die funktionieren wie eine richtige Sekte!«
Joseph nahm einen Schluck Tee.
»Sie wollen sich wieder treffen, in ihrem, ich zitiere, ›üblichen Café‹. Verstehen Sie, worauf ich hinauswill? Wir werden sie alle drei zusammen an einem öffentlichen Ort überraschen. Das ist eine goldene Gelegenheit!«
»Wollen Sie sie alle drei auf einmal beseitigen?«
»Was halten Sie davon? Ein einziges Kommando mit einem schweren Maschinengewehr. In fünfzehn Sekunden ist das Problem erledigt.«
Der Minister leerte seine Tasse mit einem Lächeln. Moralische Skrupel kannte er nicht, er lebte in einem Land, in dem seit dreißig Jahren Krieg herrschte, in dem dreißig Millionen Menschen umgekommen oder verschwunden waren. Einige Leichen mehr oder weniger würden daran nichts ändern.
»Das ist eine gute Idee.«
»Ich habe ein komplettes Team bei mir. Wir können binnen kürzester Frist reagieren, aber ich brauche logistische Unterstützung, um die Zufahrtswege zu regeln. Wir kennen Kabul nicht gut genug, um eine derartige Operation allein durchzuführen.«
»Ich werde Ihnen verlässliche Männer zur Verfügung stellen. Leute aus meinem Dorf. Allerdings kann man nicht drei Polizisten auf einen Schlag töten, ohne gewisse Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, nicht einmal in Kabul. Der
Qoumaandaan
ist bekannter, als Sie glauben, und seine schwierige Beziehungzu mir ist es ebenfalls. Sie mit dem Maschinengewehr zu erledigen ist unmöglich, dadurch würde die Aufmerksamkeit womöglich auf unseren Fall gelenkt.«
»Haben Sie eine andere Idee?«
»Ja. Ich denke da an einen
Shahid
. Ein Märtyrer begeht Selbstmord an dem Ort, an dem sich die drei befinden. Sie sterben inmitten vieler anderer Menschen, es wird unmöglich sein, nachzuweisen, dass wir es auf sie abgesehen hatten.«
Der Minister richtete sich auf. Er war ein kühler Rechner, ganz das Gegenteil eines Menschen, der nur aus dem Instinkt heraus handelte, und dies erklärte seinen Erfolg als Politiker. Er war intelligent und hatte ein ausgezeichnetes Gespür für Situationen. Er ließ kein Detail außer Acht und traf niemals eine übereilte Entscheidung.
»Ich werde einen genauen Bericht über Babraks tägliche Gewohnheiten einfordern. Dann weiß ich, wo sie sich treffen werden, um den Jahrestag zu feiern.« Er sah auf die Uhr. »Ach, übrigens: Ich habe ein paar Leute zu Kandar geschickt, weil ich ihn ein wenig unter Druck setzen will. In einer Stunde wird er hier sein. Lustig, nicht?«
»Ist das afghanischer Humor?«
»Englischer, mein Lieber, englischer Humor. Ich habe in Eton studiert. Dort habe ich bei einem alten Professor für politische Geschichte die entscheidende Regel gelernt, die aus mir das gemacht hat, wozu ich geworden bin.«
»Darf ich erfahren, welche das ist?«
»Wer nicht käuflich ist, den musst du umlegen.«
Osama war gerade dabei, einen Bericht über die Ermordung eines jungen Mädchens durch seine Schwiegermutter zu lesen – traurigerweise ein Klassiker innerfamiliärer Gewalt –, als zwei Männer in Zivil sein Büro betraten. Gulbudin führte sie herein, sichtlich nervös. Nichts unterschied sie von den anderen Polizisten im Kommissariat, mit Ausnahme ihrer leicht herablassendenHaltung. Geheimpolizei, dachte Osama augenblicklich und legte den Bericht beiseite. Einer der Männer bestätigte seine Befürchtungen, indem er eine kleine Plastikkarte in den Farben Weiß, Grün und Rot vorzeigte, den Dienstausweis des NDS.
»Guten Tag,
Qoumaandaan,
verzeihen Sie die Störung. Wir kommen vom Innenministerium.«
»Ich schätze es nicht, wenn man hier unangekündigt hereinkommt, was wollen Sie?«, fragte Osama kühl, während er das Foto und das Hologramm auf der Karte
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