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Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Titel: Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cédric Bannel
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Afghanistan ins Jenseits befördert hatte, waren die Sicherheitsmaßnahmen der NATO – von jeher drakonisch – noch verschärft worden. Dies führte dazu, dass die westlichen Agenten sich immer seltener auf das Terrain begaben und sich immer häufiger auf Afghanen zweifelhaften Rufs verließen. Unter diesen Umständen war es nicht erstaunlich, dass die Drohnen der ISAF regelmäßig Hochzeitsgesellschaften und andere zivile Versammlungen trafen anstatt Zusammenkünfte der Taliban. In diesem Krieg war jedes Mittel erlaubt; jeden Tag bewiesen die Taliban, wie gut sie es verstanden, die Sicherheitsorgane der Allianz zu infiltrieren, ja zu unterminieren.
    Nach einer Stunde Fahrzeit erreichten sie Kabul. Joseph hieltsich vor Ungeduld kaum auf dem Sitz. Das Abhörprotokoll bot eine einzigartige Gelegenheit, Kandar das Handwerk zu legen.
    »Sie können durchs Händlerviertel fahren«, schlug Amin vor, »das Viertel um den Präsidentenpalast scheint völlig blockiert zu sein.«
    Geschickt zwängte Joseph sich zwischen den anderen Fahrzeugen durch, bis sie an einer Reihe von Marktständen vorbeikamen.
    »Wir sind in der Nähe der Chicken Street«, erklärte Amin.
    Kabuls Hauptstraße wirkte ziemlich heruntergekommen. Es herrschte ein dichtes Gedränge von Frauen in Burka und bärtigen Männern, kein Ausländer war darunter. Aus zahlreichen Transistorradios schallte Musik, eine wahre Kakophonie. Joseph beugte sich zu Amin hinüber.
    »Ist das …«
    Es gelang ihm nicht, den Satz zu vollenden. Eine entsetzliche Explosion übertönte alles. Wie in einem Alptraum sahen sie vor ihnen einen riesigen Pilz aus Feuer und schwarzem Rauch aufsteigen, menschliche Körper flogen durch die Luft. Es war, als würde die Zeit stillstehen. Bis zwei Sekunden später ein Hagel aus Projektilen den Jeep traf, das Panzerglas jedoch hielt stand. Joseph reagierte augenblicklich. Er bremste, legte den Rückwärtsgang ein, fuhr gegen einen Karren mit Gemüse, schlug das Lenkrad ein, zog die Handbremse an und ließ den Wagen eine Hundertachtzig-Grad-Wende vollziehen. Mit aufheulendem Motor brauste er in eine Seitengasse. Nach fünfhundert Metern blieb er abrupt stehen. Flammen züngelten unter der Motorhaube hervor.
    »Der Wagen brennt!«, rief Amin.
    Joseph schaltete den Motor ab.
    »Das ist nicht schlimm«, sagte er ruhig. »Nur etwas Benzin. Uns ist nichts passiert. Wir hatten ungeheures Glück!«
    Er machte die Wagentür auf, eine Maschinenpistole in der einen Hand, einen Feuerlöscher in der anderen, dessen Schaumer auf die Motorhaube und die Vorderreifen sprühte. Amin trat entsetzt neben ihn, ein beißender Geruch lag in der Luft, dunkler Rauch hüllte alles ein.
    »Mann, was für ein Anschlag! Das waren mindestens fünfzig Kilo Sprengstoff!«
    Nachdenklich strich Joseph über die von unzähligen Sprüngen durchzogene Windschutzscheibe.
    »Projektile. Bewährtes macht Schule, wie man sieht. Die Iraker stopfen damit ihre Sprengvorrichtungen voll. Zweimal bin ich in ein Attentat wie dieses geraten, einmal in Bakuba, ein anderes Mal in Bagdad.«
    »Glauben Sie, dass man es auf uns abgesehen hatte?«
    »Unmöglich, wir waren von der Bombe zu weit entfernt, vor uns waren mindestens zwanzig Fahrzeuge. Und außerdem weiß niemand, dass wir hier sind. Jedenfalls hatten wir Glück. Wären wir nur drei oder vier Minuten früher von Bagram losgefahren, wären wir mitten ins Zentrum der Explosion geraten, und von uns wäre nicht mehr viel übrig, Panzerglas hin oder her!«
    Völlig kopflos rannten Menschen in alle Himmelsrichtungen. Die Sirenen der Krankenwagen heulten auf, es war beängstigend.
    Ihr Jeep war schrottreif. Überall hatten sich Splitter in die Karosserie gebohrt. Einer der Reifen war geplatzt. Durch die plötzliche Hitze war der Lack an den meisten Stellen geschmolzen und hatte sich in eine Art zähen Schleim mit Blasen verwandelt.
    »Nimm einen anderen Weg«, befahl Joseph. »Wir haben einen Termin.«
    ***
    Rumpelnd landete gegen Mittag das Flugzeug der Ariana aus Moskau auf dem Flughafen von Kabul. Es war eine alte Boeing 727, der es – wie übrigens allen Maschinen der nationalen afghanischen Fluglinie – nicht mehr gestattet war, in die EU zufliegen. Mehrere Maschinen lokaler Gesellschaften, eine verrosteter als die andere, standen auf dem Rollfeld herum: eine DC 8, eine uralte Tupolew, eine Antonow 24 und sogar eine DC 3, ein Flugzeug also, das es bereits 1945 gab. Der nagelneue Airbus A 340 der Safi Airways wirkte wie ein

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