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Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Titel: Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cédric Bannel
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Science-Fiction-Objekt inmitten dieser Antiquitäten. Die 727 rollte an einem Privatjet vorbei, der von Soldaten der regulären Armee bewacht wurde, die sich in ihre Parkas hüllten. Das Luxusspielzeug eines Drogenbarons. Während das Bodenpersonal die Gangway an die Ausstiegstür heranschob, öffneten weitere Angestellte die Luke zum Frachtraum und begannen die Postsäcke auszuladen. Einer der Männer war auf der Lauer. Er war jung, trug einen Schnurrbart, hatte einen
Pakol
aus Wolle auf dem Hinterkopf. Er griff sich den ersten Postsack, zog eine kleine Schere aus der Tasche seiner Jacke und schnitt das Sicherungsband durch. Er durchwühlte den Sack rasch. Wortlos reichte er ihn an seinen Kollegen weiter, der ein neues Band aus der Tasche zog und den Sack wieder zuband. Das, was er suchte, fand der Mann im fünften Sack. Ein Päckchen, leicht, weniger als ein Kilo schwer, adressiert an
Qoumaandaan
Kandar, Zentralkommissariat von Kabul. Mit einem schmalen Messer schlitzte der Mann die Sendung auf, entnahm den Inhalt und steckte stattdessen eine Koranausgabe hinein. Als auch dieser Sack wieder zugebunden war, schnippte er mit den Fingern, und die Zugmaschine setzte sich langsam in Richtung Terminal in Bewegung.
     
    Osama war gerade dabei, einen Spieß zu verzehren, als Gulbudin sein Büro betrat.
    »Ich habe Katun die Schießpulvertests geschickt. Er wird sich sofort darum kümmern.«
    »Gut.«
    »
Qoumaandaan,
da wir gerade allein sind … Ich habe da ein Problem …«
    »Was denn?«
    »Sie hatten doch gesagt, einer unserer Laufburschen habe Sie über die Ankunft des Ministers am Tatort informiert. Seit zwei Tagen versuche ich diesen Mann ausfindig zu machen, aber ohne Erfolg. Ich habe alle Polizisten überprüft, die an jenem Tag Wachdienst hatten.«
    »Wie das? Ich habe mir das doch nicht aus den Fingern gesogen.«
    »Das weiß ich ja. Ich frage mich, ob er nicht von außen kam.«
    »Er trug eine Uniform und kam ganz normal in mein Büro. Er fragte nicht nach meinem Namen, also kannte er mich wohl vom Sehen.«
    »
Qoumaandaan,
ich bin überzeugt, dass es sich nicht um einen Mann aus unserem Kommissariat handelte.«
    »Seltsam. Was hast du für eine Erklärung?«
    »Ich bin mir noch nicht sicher, es ist eine ungewöhnliche Situation. Erinnern Sie sich vielleicht an irgendeine körperliche Besonderheit, die mir helfen könnte, ihn zu finden?«
    »Er war jung, um die dreißig, hatte leicht schlitzförmige Augen, wie ein Hazara. Eine lange Narbe auf der Wange. Auf der linken Wange.«
    »Gut. Das ist ein eindeutiges Erkennungszeichen. Mal sehen, ob jemand sich an ihn erinnert.«
    »Glaubst du, jemand wollte, dass ich mich für diesen Fall interessiere? Dass man mir einen falschen Boten geschickt hat, nur zu diesem Zweck?«
    »Das wäre eine logische Schlussfolgerung …«
    »Wer sollte daran Interesse haben? Ein Gegner des Innenministers, der nicht will, dass der Fall unter den Teppich gekehrt wird? Dies würde bedeuten, dass es eine Verschwörung gibt.«
    »Oder eine Gegenverschwörung. Man kennt Ihre Aufrichtigkeit,
Qoumaandaan
. Sobald Sie einmal auf diesen Fall angesetzt waren, das wusste der- oder diejenige, würden Sie den Brocken nicht wieder hergeben.«
    Osama missfiel der Gedanke, manipuliert worden zu sein, dass Mächte, die er nicht kannte, ihn instrumentalisiert haben könnten. Dennoch musste er zugeben, dass Gulbudins Theorie überzeugte, wenngleich sie eine Art paranoide Denkweise voraussetzte, die ihm fremd war.
    »Du musst diesen Mann finden, koste es, was es wolle. Ich kann nicht weiterarbeiten, wenn ich nicht weiß, was hinter den Kulissen vorgeht.«
    »Ich werde es versuchen,
Qoumaandaan

    »Versuche es nicht. Finde ihn.«
     
    Der Innenminister bat Joseph in sein Büro, ein breites Lächeln auf den Lippen.
    »Wie geht es Ihnen, mein Lieber!«, rief der Afghane mit einer Emphase, die zu überschäumend war, um aufrichtig zu sein. »Mein Sekretär hat Ihren Wagen gesehen, er hat wohl ein wenig gelitten, was? Ich hoffe, Sie waren nicht in der Nähe der Chicken Street, als sich das Attentat ereignete?«
    »Doch, genau dort.«
    »Da haben Sie aber Glück gehabt, dass Sie mit heiler Haut davonkamen. In diesem Land ist Glück genauso überlebenswichtig wie Talent!«
    Mit übertriebener Zuvorkommenheit geleitete er ihn durch sein Büro, hin zu einer Couch, auf der er ihm einen Platz anbot – eine Ehrenbezeugung, die nur besonderen Gästen vorbehalten war. Ein reichverziertes Silbertablett mit zwei

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