Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Titel: Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cédric Bannel
Vom Netzwerk:
wie er sie trug, kosten Tausende von Afghanis. Irgendwas passt da nicht zusammen.« Osama blickte sich prüfend um.
    »Gehen wir ins Krankenhaus«, schlug Reza vor. »Katun hat sicher schon mit der Autopsie begonnen.«
     
    Daktar
Katun erwartete sie bereits in den Räumlichkeiten, wo Osama ihn auch beim letzten Mal getroffen hatte. Sie schüttelten sich lange die Hand.
    »Tut mir leid wegen deines Assistenten.«
    »Hast du Neuigkeiten?«
    »Ich bin fertig. Um schneller voranzukommen, habe ich die Autopsie gleich hier und nicht im gerichtsmedizinischen Institut durchführen lassen. Keine optimale Situation, weil sie quasi unter den Augen des Staatsanwalts stattfand, aber ich denke, man wird mir diesen Ausrutscher verzeihen.«
    Osama und Reza nahmen dem Arzt gegenüber Platz. Katun zog ein Blatt Papier aus dem Drucker hinter seinem Schreibtisch.
    »Viel habe ich nicht, nur eine untere Körperhälfte und einen Kopf. Der Mann starb sofort in Folge der Explosion einer Ladung von zwei bis drei Kilo starkem Sprengstoff, den er am Körper trug. Der Geruch ist typisch für Nitropenta, meiner Meinung nach war das C 5, wie Sie bereits vermuteten. Ich glaube, er trug es am Rücken, was die Deformation des Körpers erklärt und die Tatsache, dass die Haut des Bauchs am Unterleib hängenblieb und wie ein Tischtuch vor den Schenkeln herabhing. Anstatt vertikal in die Luft geschleudert zu werden und anschließend wieder auf den Boden zu fallen, wurde der Kopf in einem Winkel von etwa fünfundvierzig Grad fortgeschleudert. Er traf mit voller Wucht auf eine Wand, was seinen schlimmen Zustand erklärt.«
    »Der Mann von der Security hat bestätigt, dass er die Wirbelsäuleder Kunden nicht abtastet. Die Ladung war außerhalb der Körperzonen platziert, die normalerweise gefilzt werden.«
    »Das ist neu. Ist dir das vorher schon mal begegnet?«, fragte Osama.
    »Nein. Ich habe daraufhin sogar im Internet recherchiert, dort aber nichts gefunden, auch nicht in Bezug auf den Irak oder auf Pakistan.«
    »Eine neue Vorgehensweise, in der Tat«, fügte Reza hinzu. »Sie werden von Tag zu Tag besser.«
    »Bedenken Sie, dass mir kein Organ zur Überprüfung zur Verfügung stand, da der Rumpf völlig fehlte. Zu Ihrer Information: Der Körper war äußerst ungepflegt und schmutzig, dieser Mann hatte seit drei oder vier Wochen nicht mehr gebadet.«
    »Seltsam«, bemerkte Osama. »Normalerweise waschen sie sich besonders sorgfältig, bevor sie sich in die Luft sprengen, nicht wahr?«
    »Nicht immer«, erwiderte Reza. »Ich habe zwei Fälle von
Shahids,
die sich hygienisch nicht darauf vorbereitet hatten.
Daktar,
hatte er sich die Schamgegend rasiert?«
    »Nein.«
    Osama sah den Leichnam wieder vor sich. »Ich hatte den Eindruck, dass seine Jeans sehr eng saß. Trug er Schutzbinden oder mehrere Schichten an Unterwäsche?«
    »Kein besonderer Schutz, nur eine Unterhose, genauso schmutzig wie seine übrige Kleidung.«
    Osama und Reza blickten sich an. Für gewöhnlich schützte ein Selbstmordattentäter seine Genitalien, damit sie im »Leben danach« intakt waren, wenn er auf die zweiundsiebzig Jungfrauen im Paradies traf.
    »Er erwähnt die Jungfrauen in seinem Abschiedsbrief, schützt seine Genitalien aber nicht«, stellte Osama fest.
    »Dieser Typ war ein richtig mieser Kerl. Einfach nur einStück Scheiße«, sagte Reza. »Davon kannst du gar nichts ableiten.«
    Da bin ich mir nicht sicher, dachte Osama.
     
    Später, in seinem Büro, ging Osama die Fotos des Leichnams von Abdul Hakat durch, die er gemacht hatte, bevor sie sich von Katun verabschiedet hatten. Er stellte sich vor, wie der Kopf im Augenblick der Explosion wie ein Fußball davonschoss. Er hatte einmal eine DVD gesehen, auf der ein Mitglied des Schin Bet, des israelischen Inlandsgeheimdienstes, einen palästinensischen Märtyrer verhörte, dessen Bombe nicht explodiert war. Als der Mann die Fotos von anderen Märtyrern sah, deren Köpfe intakt geblieben waren, während ihr Körper – einschließlich der Genitalien – eine nicht mehr wiederzuerkennende breiige Masse war, schien er verblüfft. Plötzlich wurde ihm bewusst, was für Auswirkungen seine Handlung auf seinen Körper gehabt hätte.
    Osama griff nach der Großaufnahme eines der Schuhe von Abdul Hakat. Wieder blieb er an diesem Detail hängen, es wurmte ihn. Wie konnte ein so bettelarmer und noch dazu so schmutziger Mensch sich diese Schuhe kaufen? Das Material und die strahlende Farbe ließen darauf schließen, dass es sich

Weitere Kostenlose Bücher