Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott
Consulting, Sie sollten froh sein, dass wir Sie aus diesem Haifischbecken herausholen!«
»In Europa habe ich keine Arbeit! Hier verdiene ich mehr als achttausend Dollar pro Monat. Dieser Scheißbulle, dieser Kandar, er hat mir alles vermasselt!«
»Ich weiß.«
»Was werden Sie tun?«
»Ihn umbringen. Ihr Freund, der Innenminister, wird uns dabei behilflich sein. Aber das ist jetzt nicht mehr Ihr Problem. Ihr Problem ist es, nach Europa zurückzukehren und für einige Zeit unterzutauchen.«
Zwei Männer beschimpften sich am Straßenrand, sie stritten um die Vorfahrt. Joseph seufzte. Dieses Land widerte ihn an. Der Geländewagen fuhr rechts ran.
»Los, packen Sie Ihre Sachen. Einer unserer Männer wird Sie dann in Ihr Büro begleiten, wir wollen sichergehen, dass die Hausaufgaben in Ihrem Dossier ordentlich erledigt sind. Ich hole Sie heute Abend selbst ab und fahre Sie zum Flughafen.«
»Und meine Fingerabdrücke? Wir müssen die Proben vernichten, die dieser Drecksbulle genommen hat!«
»Ich sagte: Packen Sie Ihre Sachen.«
Der junge Polizist legte das Papier auf Osamas Schreibtisch.
Ich weiß, woran Wali arbeitete,
stand da.
Das, wonach Sie
suchen, befindet sich in seinen Büros, im letzten Raum, unter der vierten Planke des Parkettbodens
.
»He, Bursche!«, rief Osama.
Der Hilfspolizist kehrte um und stand stramm.
»
Qoumaandaan!
«
»Wer hat dieses Blatt hier abgegeben?«
»Ein Kind. Ich habe es ihm aus der Hand genommen.«
»Wie sah es aus?«
Das Kind ähnelte nicht demjenigen, das Mullah Bakir für gewöhnlich zu ihm schickte. Osama wusste nicht, wie er diese geheimnisvolle Botschaft zu deuten hatte. Es konnte eine Falle sein. Vielleicht aber auch nicht. Er misstraute seinen Feinden, aber wenn er in Erfahrung brachte, was Wali Wadi getrieben hatte, würde dies seine Untersuchungen entscheidend vorantreiben. Er beschloss hinzugehen. Im Flur rief er nach seinem Assistenten.
»Gulbudin, wir müssen zu Wali Wadis Büros fahren. Nimm ein paar Männer zum Schutz mit.«
»Na ja … also …«
»Gibt es ein Problem?«
»Ja. Unsere Männer sind bei einem Besuch des UNO-Generalsekretärs im Einsatz. Rangin und Dschihad sind auswärts zu Ermittlungen unterwegs. Muhammad ist bei einem Fortbildungskurs im Schießen bei den Engländern.«
»Zu dumm, dann müssen wir wohl ohne Begleitschutz auskommen.«
Osama stieg in seinen Geländewagen ein und setzte sich neben den Fahrer, einen Mann, den er noch nicht kannte.
»Wer bist du?«, fragte Osama.
»Ich war im 6. Distrikt, ich wurde heute Morgen ins Zentralkommissariat versetzt«, erklärte der Fahrer.
Gulbudin ließ sich auf den Rücksitz gleiten, ihm folgte einer der wenigen Beamten, die verfügbar gewesen waren. Der Chauffeur fuhr los. Osama tastete nach der Granate in seinerTasche. Er hatte einen Revolver bei sich, Gulbudin und der andere Kollege jeweils eine Kalaschnikow, der Fahrer einen alten amerikanischen Karabiner. Osama fragte sich, ob der Fahrer und der andere Kollege wohl gut zielen konnten. Er schaltete das Radio ein und drehte sich zu Gulbudin um. Dabei entdeckte er hinter ihnen einen alten Wolga aus der Sowjetära. Die Windschutzscheibe war so verdreckt, dass er nicht sehen konnte, wie viele Männer darinsaßen. Vor ihnen blockierte ein Lieferwagen eine Straße, sie bogen in eine Seitenstraße. Osama bemerkte, dass der Fahrer nervös war, ununterbrochen fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen und schaute dabei in den Rückspiegel. Osama legte die Hand auf den Lauf seiner Pistole.
»Was hast du denn?«, fragte er laut.
Der Fahrer antwortete nicht. Er beschleunigte, riss abrupt das Steuer nach rechts und lenkte den Jeep in eine Sackgasse. Er öffnete die Tür, sprang ins Freie, während der Wagen weiterrollte.
»Los, raus hier!«, brüllte Osama.
Der Wolga war an der Zufahrt zu der Sackgasse stehengeblieben. Sieben bewaffnete Gestalten stürzten heraus. Augenblicklich prasselte ein Kugelhagel auf den Geländewagen der Polizei nieder. Gulbudin antwortete darauf mit einer Salve aus seiner Kalaschnikow, worauf einer der Angreifer zu Boden ging, während der junge Polizist sich neben Osama vor den Motor kauerte und den Inhalt seines Magazins blindlings in die Gegend feuerte. Osama setzte seinen Revolver an und gab mehrere Schüsse ab; er zwang die Angreifer in Deckung zu gehen. Die Scheiben des Wolga zersplitterten, einer der Angreifer erwiderte das Feuer. Osama erkannte den charakteristischen rauen Klang eines AKM. Kurze,
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