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Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Titel: Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cédric Bannel
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Männer in Handschellen saßen, der eine, weil er seine Frau zu Tode geprügelt, der andere, weil er einen Bauern in den Kopf geschossen hatte. Er bat Dschihad, den Bauernmörder in sein Büro zu führen.
    »Der Mann, den du erschossen hast, kanntest du den?«, fragte Osama.
    »
Na

    »Du hattest ihn noch nie gesehen?«
    »
Na

    »Warum hast du ihn erschossen?«
    »Ich wollte mein Gewehr ausprobieren.«
    »Erklär mir das«, befahl Osama entsetzt.
    »Ich habe mit einem Freund um fünfhundert Afghanis gewettet, dass ich mit meinem alten Gewehr, einem Lee Enfield, und mit Gottes Hilfe ein Ziel aus fünfhundert Metern Entfernung treffe. Dieser Mann saß ungefähr dreihundert Meter entfernt auf einer Anhöhe und bewegte sich nicht. Ich hab nichts anderes im Umkreis von fünfhundert Metern gefunden, da habe ich eben auf ihn gezielt.«
    »Es war ein Hirte, er hütete seine Schafe.«
    »Ich hab keine Schafe gesehen, sonst hätte ich auf die geschossen. Der Hirte war ein schwieriges Ziel. Ich hab ihn gleich beim ersten Mal voll am Kopf erwischt«, sagte der Mann stolz.
    »Er hieß Nureddin Malkiour. Er war vierundvierzig Jahre alt, er ist tot, seine Frau ist jetzt auf sich allein gestellt, mit sieben Kindern, die sie durchbringen muss!«
    »Sie hat ja noch die Schafherde, da wird sie schon nicht verhungern,
Inshallah

    Osama musterte den Mann, um herauszufinden, ob er ihn bloß provozierte, aber es schien ihm völlig ernst damit. Er suchte nach einem winzigen Hinweis auf Reue in seinem Blick – nichts. Schließlich rief er Rangin herein.
    »Steck ihn wieder in die Zelle.«
    »Worauf lautet die Anklage?«
    »Vorsätzliche Tötung. Ruf im Büro des Staatsanwalts an.«
    Der Mann konnte von Glück reden, wenn er dem Strang entging.
    »
Qoumaandaan!
Da ist jemand für Sie am Empfang«, meldete ein Polizist.
    Osama überließ Rangin den Schützen und ging zum Empfang hinüber. Dort erwartete ihn Kalkana, der öffentliche Schreiber. Schüchtern saß er neben den Wachen auf einer wackeligen Bank, eine Tasche auf den Knien. Osama schloss ihn in die Arme.
    »Ich freue mich, dich zu sehen. Ich habe einen Wahnsinnstaghinter mir, man könnte meinen, die größten Dummköpfe Kabuls hätten beschlossen, es mir heute mal so richtig zu zeigen!«
    »Ich habe das, was du wolltest«, sagte sein Freund. Er zog ein Päckchen aus der Tasche. »Zwei Spurensicherungssets, türkisches Fabrikat. Sehr vertrauenswürdig, so scheint es. Noch mehr als neun Monate haltbar.«
     
    Dortmund lag in einer scheußlichen Zelle des NDS, irgendwo in einem Kellergeschoss ihres Dienstgebäudes. Er streckte sich und trank einen Schluck Wasser. Seitdem er den Polizisten des Ministers übergeben worden war, hatte man ihn relativ gut behandelt: keine Stockschläge mehr, man hatte ihm die Handschellen abgenommen, zu essen und zu trinken gegeben, und zwar Mineralwasser, nicht das Wasser aus der Leitung, von dem man Durchfall bekam. Er war nicht sonderlich beunruhigt, er hatte bereits für die Amerikaner, die Franzosen und die Engländer gearbeitet, und nun für diese seltsamen Schweizer: Er wusste zu viele Dinge, als dass man ihn in einer afghanischen Gefängniszelle umkommen lassen würde.
    Ein Schlüssel drehte sich im Schloss.
    »Los, du frei, schnell raus«, sagte der Beamte des NDS, der ihn aus dem Kommissariat geholt hatte, in seinem holperigen Englisch.
    Er musste kein Dokument unterzeichnen, es gab kein Gegenverhör und erst recht keinen Anwalt. Man händigte ihm seine persönlichen Dinge aus, mit Ausnahme der Geldscheinbündel, die sich auf dem Weg vom Zentralkommissariat zum NDS in Luft aufgelöst hatten. Er verstaute seinen Pass in der Hosentasche und trat vor das Gebäude. Zwei Geländewagen warteten dort, die Tür des zweiten Fahrzeugs öffnete sich. Er stieg ein.
    »Für einen Mann, der gerade einem afghanischen Gefängnis entkommen ist, wirken Sie ziemlich frisch«, bemerkte Joseph, der auf der Rückbank saß.
    Sein sehniger Körper steckte in einem schwarzen Kampfanzug, ein Revolver in einem Holster über der Brust.
    »So, und was machen wir jetzt?«
    »Unsere Freunde in Bern sehen nicht viele Lösungsmöglichkeiten. Sie müssen das Land verlassen.«
    »Ich dachte, ich hätte noch einen Auftrag.«
    »Finden Sie nicht, dass Sie zu engen Kontakt mit den Bullen hatten? So gut wie überall haben Sie Spuren hinterlassen, die Sie belasten. Es bleibt kein anderer Ausweg, als Sie zurück nach Europa zu schicken. Meine Firma zahlt die Reise für Willard

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